Auch scharfe Kritik aus eigener Partei: Lauterbach mit klarer Ansage zu Rücktrittsforderungen
Autor: Redaktion
Berlin, Donnerstag, 07. April 2022
Das Hin und Her bei der Isolations- und Quarantänepflicht löst viel Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aus: Neben der Opposition äußerten sich auch Mitglieder der Koalition und der SPD kritisch. Lauterbach äußert sich derweil zu Rücktrittspekulationen.
Die Liste der Kritiker ist so lang wie prominent: Nach seinem überraschenden Kurswechsel in der Frage der "freiwilligen Isolation", den Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausgerechnet in der Talkshow "Markus Lanz" bekannt gegeben hatte, hagelt es teils heftige Kritik.
So hatte beispielsweise der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Lauterbach wegen dessen Zurückrudern bei der geplanten Aufhebung der Corona-Isolationspflicht kritisiert. Bis Dienstagabend (5. April 2022) sei man davon ausgegangen, dass die Pflicht aufgehoben werde. Der Kurswechsel zeige, wie "kurzatmig" regiert werde. Beschlüsse hätten nicht einmal 48 Stunden Geltung. "Diese Art der Politik machen wir nicht mit", schrieb Merz zudem auf Twitter.
Auch Kritik aus der SPD und bei den Koalitionspartnern
Während Merz Kritik aufgrund seiner Oppositionsrolle durchaus erwartbar war, dürfte die Kritik aus den eigenen Reihen Lauterbach deutlich schwerer treffen. So hatte Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) Lauterbach wegen dessen Zurückrudern bei der geplanten Aufhebung der Corona-Isolationspflicht deutlich kritisiert. "Die Wankelmütigkeit des Bundesgesundheitsministers ist irritierend. So etwas darf nicht passieren", sagte Bovenschulte am Mittwoch in Bremen. Eine gemeinsame Entscheidung von Bund und Ländern in der Gesundheitsminister-Konferenz kurz darauf in einer Talkshow zu korrigieren, sei eine "kommunikative Fehlleistung", die das Vertrauen der Bevölkerung beschädige. "Wenn Herr Lauterbach gemeinsame Entscheidungen neu diskutieren will, sollte er das auf einer Gesundheitsministerkonferenz tun", betonte Bovenschulte.
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Ähnlich äußerte sich auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Jeder habe zwar das Recht, seine Meinung zu ändern, auch der Bundesgesundheitsminister, erklärte Garg am Mittwoch. "Allerdings wird gerade bei diesem hochsensiblen Thema in dieser sehr schwierigen Phase der Pandemiebekämpfung durch ein ebenso chaotisches wie unprofessionelles Hin und Her die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Politik massiv beschädigt."
"Gute Corona-Politik braucht gute Kommunikation, um die Menschen mitzunehmen", sagte auch Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Gerade Strategiewechsel müssen gut erklärt werden. Dies ist hier leider nicht geschehen."
Holetschek fordert "Talkshow-Abstinenz"
Kritik kommt auch von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek: Er hat Lauterbach dazu aufgefordert, nach seinem überraschenden Kurswechsel bei den Corona-Isolationsregeln auch seinen Politikstil zu korrigieren. Holetschek betonte am Mittwoch (6. April) in München: "Zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Pandemie gehört, dass der Bundesgesundheitsminister die Bürger*innen nicht mit einem Zick-Zack-Kurs verunsichert. Zwar ist es richtig, Fehler offen einzuräumen. Aber einen grundlegenden Kurswechsel in einer Talkshow und nachts auf Twitter zu verkünden, das ist schlechte Kommunikation."
Holetschek fügte hinzu: "Im Fernsehen die Länder und vor allem die Menschen vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist absolut unseriös. War das nicht beim Genesenenstatus ähnlich? Ich wünsche mir einen Lerneffekt! Ich fordere Karl Lauterbach auf, sich bei so wichtigen Fragen künftig zunächst mit den Bundesländern abzustimmen. Nur so kann eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingen! Am kommenden Montag in der nächsten GMK werden wir dieses Thema besprechen."