Frust verursachten auch die ursprünglich chinesischen Shoppingportale Temu, Shein oder AliExpress, die den Händlern beträchtliche Umsätze wegnahmen. Laut einer YouGov-Befragung kaufte jeder fünfte Verbraucher in Deutschland dort Weihnachtsgeschenke. Der Handelsverband schätzt, dass Temu und Shein im November und Dezember hierzulande bis zu einer Milliarde Euro Umsatz erzielen.
Wo die Menschen sparen und wo nicht
Der Modehandel ist davon besonders betroffen. «Wir liegen definitiv unter dem Vorjahr», sagt Axel Augustin, Geschäftsführer des Branchenverbandes BTE. Im vergangenen Jahr profitierte die Branche von einem Wintereinbruch im November. «Das sorgte für Bedarfskäufe, weil die Menschen warme Jacke brauchten.» Diesmal blieb der Wetter-Effekt aus.
Auch Douglas spürte die Kaufzurückhaltung. Im wichtigen letzten Quartal litt das Geschäft darunter, dass Kunden stärker auf Preise achteten und der Rabattdruck hoch gewesen sei, berichtete die Parfümeriekette kürzlich.
Doch gespart wird nicht überall gleichermaßen. «Bei Reisen sind die Bürger in Deutschland derzeit bereit, Geld auszugeben, um in diesen unsicheren Zeiten dem Alltag zu entfliehen und gemeinsam Zeit zu verbringen», sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Genth. Die gestiegenen Ticketpreise würden dabei offensichtlich akzeptiert.
Welche Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum?
In einigen Branchen lief das Geschäft besser. Laut Handelsverband zählten Gutscheine und Spielwaren erneut zu den beliebtesten Geschenken. Bücher, Uhren und Schmuck waren Genth zufolge ebenfalls begehrt. Eine große Nachfrage verzeichneten nach NIQ-Angaben auch technische Konsumgüter. Deutlich besser als im Vorjahr verkauften sich unter anderem Roboterstaubsauger (+24 Prozent), Heißluftfritteusen (+15 Prozent), Desktop-PCs (+18 Prozent) und Laptops (+13 Prozent). Der Onlinehandel profitierte zum Jahresende besonders, begünstigt durch die Rabattaktion Black Friday.
Mit dem Heiligabend ist das Weihnachtsgeschäft nicht abgeschlossen. Nach den Feiertagen beginnt eine kurze, aber wichtige Nachspielzeit, die dem Handel Hoffnung macht. Viele Kunden nutzen die freien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zum Einkaufen, geben Geldgeschenke aus und lösen Gutscheine ein. Häufig belassen sie es nicht dabei, sondern legen noch etwas obendrauf. Immerhin 14 Prozent der Händler gaben in einer HDE-Umfrage an, dass die Zeit nach den Feiertagen die umsatzstärkste Phase im Weihnachtsgeschäft ist.
Der Einzelhandel rechnet im November und Dezember hierzulande mit Erlösen von 126,2 Milliarden Euro. Dies entspräche einem nominalen Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Real, also nach Abzug der Preissteigerungen, bliebe der Umsatz damit jedoch allenfalls auf einem ähnlichen Niveau. Eine abschließende Bilanz will der Verband erst im Januar ziehen.