Freunde des gepflegten Biertischtanzes nach dem fünften Seidla, es gibt schlechte Nachrichten: Die Stadt Würzburg hat das Abspielen des Ballermann-Hits und Chart-Dauerbrenners "Layla" auf dem Kiliani-Volksfest verboten. Der Song sei "sexistisch". Das jedoch sehen viele anders. Die Komponisten des Ohrwurms, "DJ Robin und Schürze", dürfte die erregt geführte Debatte freuen. Ein Kommentar.
"Layla" geht beim ersten Hören ins Ohr und bleibt auch dort. Geschrieben ist der Song in bester Schlagertradition - vier eingängige Akkorde und ein einfacher Refrain, den man auch nach dem achten Bier noch mitgrölen kann. Man muss kein Freund von Ballermann-Flair sein, um anzuerkennen, dass das bei aller scheinbaren Primitivität ziemlich clever kalkuliert und obendrein gut gemacht ist.
Getreu dem alten Motto "Es gibt keine schlechte PR" dürften die für "Layla" verantwortlichen Musiker "DJ Robin und Schürze" schon das eine oder andere Fläschchen Schampus geköpft haben (na ja, wahrscheinlich eher Bier), denn so viel kostenlose Publicity bekommt man selten. Die beste Marketing-Agentur der Welt hätte das nicht schlauer einfädeln können. Zählte das YouTube-Video zu Layla Anfang der Woche noch um die 2 Millionen Aufrufe, so sind es heute (Stand: 14.07.2022) bereits 4,5 Millionen. Danke, Stadt Würzburg!
Layla: Würzburg verbietet, Düsseldorf zieht nach - warum?
An der ohrwurmträchtigen Melodie des Songs hängt sich die aktuelle Debatte nicht auf, sondern am Text. Ein alter Mann "erzählt" dem Sänger (auch das ein gängiger Schlager-Kniff) von Layla. Der Alte sagt: "Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla, sie ist schöner, jünger, geiler, la-la-la-la-la-la-la-Layla." Später heißt es dann noch: "Die schöne Layla, die geile Layla, das Luder Layla, unsre Layla". Und das war’s. Das ist der "Sexismus", an dem sich die Gemüter entzünden, ein Sexismus, so schlimm, dass man das Lied offenbar gleich verbieten muss. Die Frage muss erlaubt sein: Geht's noch?
Layla: Umstrittenen Song bei Amazon anhören und selbst eine Meinung bilden
Wer so etwas verbieten will, würde die anstößigen Wörter "Puff", "Puffmama", "geil" und "Luder" vermutlich am liebsten gleich mit verbieten. Ich will hier gar nicht anfangen von Hip-Hop und Gangster-Rap, denn da kämen wir aus dem Verbieten ja gar nicht mehr heraus. Als die Stadt Würzburg im August 2021 das "Donaulied" bei städtischen Festen und Veranstaltungen verboten hat - ein Lied, in dem eine Vergewaltigung besungen wird -, war das eine ganz andere Nummer und meiner Meinung nach in jeder Hinsicht gerechtfertigt. Im Falle von "Layla" schießt man nun umso mehr übers Ziel hinaus.
"Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel", schrieb Bundesjustizminister Marco Buschmann (44) am Dienstagabend bei Twitter, nachdem bekannt geworden war, dass „Layla“ auf dem Würzburger Kiliani-Volksfest nicht mehr gespielt werden darf. Ich bin weder ein Fan von "Layla" noch von Marco Buschmann, aber an dieser Stelle muss ich dem Mann einfach beipflichten. Schlimm: Weitere Städte ziehen nach, Düsseldorf hat heute angekündigt, den Song auf der anstehenden "Größten Kirmes am Rhein" ebenfalls verbieten zu wollen. "Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört - nur nicht auf unseren Festplatz", so Lothar Inden vom Schützenverein St. Sebastianus, dem Veranstalter der Kirmes. Nun ja - Düsseldorf halt …
"Früher haben die Leute 'Skandal im Sperrbezirk' gesungen"
DJ Robin, der den Song im zugehörigen Video zusammen mit seinem Sangespartner Schürze schelmisch-augenzwinkernd präsentiert, kann die Aufregung indes nicht verstehen: In dem Lied gebe es keinen Sexismus. "Früher haben die Leute 'Skandal im Sperrbezirk' gesungen oder 'Wir fahren in den Puff nach Barcelona'", zitierte ihn die Bild-Zeitung.
Das Wörtchen "früher" ist an dieser Stelle nicht ganz unwichtig. Vielleicht ist "Layla" ein bisschen aus der Zeit gefallen. Und vielleicht ist der Song genau deshalb so erfolgreich. Ich habe eingangs geschrieben, der Song sei "clever kalkuliert", und natürlich ist da ein wenig Provokation mit dabei, ein bisschen "kann man so etwas heute noch bringen?". Und ja, ich finde, man kann und man sollte. Wem es nicht gefällt, muss es ja nicht hören. Aber öffnet man dem Sexismus in Deutschland damit nicht Tür und Tor? Nein. Bestärkt man dadurch nicht böse Männer darin, böse Dinge zu tun? Nein. Aber bestimmt verroht doch die Jugend? Nein.
Diese Debatte geht ja schon einige Zeit, aber es gibt bestimmt immer noch aktuelle Festplanungen, bei denen debattiert wird, was an Musik gespielt werden "darf". Die ganzen Weinfeste sind ja noch nicht vorbei und bald beginnt die Faschingszeit. Zeit die Sache vom BGH prüfen zu lassen. Bis dahin werde ich nicht mehr singen (ok, sowieso keine gute Idee bei meiner Stimme), keine Musik mehr hören, wenn nicht vorher geklärt ist, ob die freigegeben ist und auch mit niemand mehr sprechen, damit mir nicht versehentlich was genderfeindliches oder sonstwie diskriminierendes rausrutscht.
Nachtrag: Danke für den Schwachsinn unseren Song zu verbieten. Dadurch sind unsere Verkaufszahlen rapide in die Höhe gestiegen. Müsste für den Entscheidungsträger die fristlose Entlassung bedeuten.
Wir wollen uns hier in Würzburg dieses konservative Getue nicht mehr gefallen lassen. Von einem Verbot ins nächste. Wie lange glaubt ihr Großkopferten Pinguine könnt ihr das den Leuten noch zumuten? Richtig! Nicht mehr lange. Mit solchen Aktionen schafft man sich Feinde und schürt Wut. Das funktioniert so sicher nicht meine Herrschaften. Das wird zum Bumerang.
In einer Zeit, in der wir schon aus epidemiologischen Gründen ständig Gebote erlassen müssen und demnächst auch noch die Folgen des Kriegs in der Ukraine massiv zu spüren sein werden, ist es geradezu pervers, wenn sich selbsternannte Moralapostel dermaßen an einem dumpfdrögen, subkulturellen Partysong abarbeiten. Zudem führen solche absurden Schattendiskussionen dazu, das wichtige Thema "Gleichberechtigung" und "EHRLICHE gegenseitige Wertschätzung" in Misskredit zu bringen. Mannomann ... lasst doch den Feiernden ihren Spaß und kümmert Euch um die ECHTEN Probleme des Landes !!!
Also ich möchte echt mal die Sorgen von den haben, die sich über so ein Lied aufregen. Die tatsächlich Zeit und Energie dafür aufwenden, sowas zu verbieten. Uns geht es wohl gerade noch zu gut, oder was?