Der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert erneut ein Ende aller Corona-Maßnahmen und spricht sich für eine "Exit-Strategie" für Deutschland aus.
Bereits Großbritannien, Dänemark und die Niederlande haben ihre Corona-Restriktionen komplett aufgehoben und sind zur Normalität zurückgekehrt. Auch der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen forderte zuletzt den sogenannten "Freedom-Day", also ein Ende aller Corona-Maßnahmen für Deutschland. Jedoch erntete er für diesen Vorstoß heftige Kritik, unter anderem von Patientenschützern.
Kritiker*innen befürchten vor allem eine Überlastung der Krankenhäuser. "Corona wird nicht verschwinden, aber wir müssen endlich lernen, mit diesem Virus zu leben", meinte Gassen nun dennoch erneut in einem Gespräch mit Focus Online. Voraussetzung sei hierfür allerdings eine höhere Impfquote.
Kassenärzte-Chef Gassen: "Corona wird nicht verschwinden"
Gerade die Ankündigung eines solchen Termins würde seiner Meinung nach aber einen Anreiz, sich impfen zu lassen, schaffen. "Es gibt viele, die sich nicht impfen lassen, weil sie denken, es würde keinen Unterschied machen, da die Beschränkungen ohnehin gelten", so Gassen. Der Mediziner sehe keinen Grund dafür, noch länger abzuwarten.
"Ob das jetzt der 30. Oktober oder der 30. November ist, spielt letztlich keine Rolle - wichtig ist nur, dass wir einen Plan haben und genügend Zeit zwischen Ankündigung und der Aufhebung der verpflichtenden Maßnahmen lassen", erklärte der Ärzte-Chef. Somit hätten alle, die sich gegen das Corona-Virus impfen lassen wollen, ausreichend Zeit dafür. Jedoch würde Gassen eine Impfquote von 85 Prozent, wie Epidemiologe und SPD-Politiker Karl Lauterbach vorschlug, für unrealistisch halten.
"Wir haben neun Millionen Kinder in Deutschland, die unter zwölf Jahren sind und für die es noch gar kein Impfangebot gibt - hinzukommen noch die Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können plus diejenigen, die es einfach nicht wollen", erläuterte Gassen. Eine Impfquote wie in Dänemark von 75 Prozent, würde Gassen deshalb für erreichbarer halten. Zudem es in Deutschland bereits über vier Millionen offiziell gemeldete Corona-genesene Personen gäbe.
Gassen kritisiert 2G- und 3G-Regelung der Politik scharf
"Es wäre also wichtig, einen Zeitpunkt zu definieren, ab dem wir auf alle bisher verpflichtenden Maßnahmen, die der Staat seinen Bürgern auferlegt, verzichten können", betonte der Mediziner. Zusätzlich kritisierte Gassen die 3G- und 2G-Corona-Maßnahmen der Politik. "Gerade 2G benachteiligt ja Menschen, die sich nicht impfen lassen können - dazu gehören nicht nur Kranke, sondern auch Kinder."
Die 2G-Regelung stelle besonders für Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren, die ein geringes Erkrankungsrisiko hätten, eine versteckte Impfpflicht dar. Der Ärzte-Chef meinte gegenüber Focus Online: "Erwachsene sollten sich impfen lassen, aber die Impfquote jetzt künstlich nach oben zu treiben, indem man Kinder impft, die ein geringes Erkrankungsrisiko haben, halte ich für grenzwertig."