"Wir werden die Sendung an dieser Stelle abbrechen. Wir können nicht mehr so heiter sein, wie wir sein wollen." Mit diesem Satz bricht Thomas Gottschalk am Samstag die ZDF-Sendung "Wetten dass...?" ab.
Eine knappe halbe Stunde zuvor war das passiert, was viele Zuschauer immer befürchtet hatten. Bei seiner Wette verletzt sich der 23-jährige Kandidat so schwer, dass er von Sanitätern aus der Halle getragen werden muss.
Das ZDF tut das, was in dieser Situation das einzig Richtig ist, es unterbricht die Live-Sendung zunächst, zeigt Musik aus vergangenen Folgen und informiert die Zuschauer mit einem Laufband. Als klar ist, dass der Kandidat zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht werden muss und nicht wieder vor die Kamera treten kann, gibt Moderator Gottschalk eine Erklärung ab, das ZDF zeigt einen Krimi.
Nun mag man sich darüber aufregen, dass es bei einer Live-Sendung kein professionelles Notfallprogramm gibt, das jedem Einzelnen genau vorschreibt, was er zu tun und zu lassen hat und welche Pausenfüller für einen solchen schrecklichen Moment angemessen sind.
Zum Glück aber scheint es diese Handreichung nicht zu geben und zum Glück sind Menschen am
Werk, die eben nicht reagieren wie Computer, die keine Gefühle kennen. Und deshalb ist es nur allzu verständlich, allzu menschlich, dass im Saal vor und hinter den Kameras erst einmal Entsetzen, Verwirrung und Hilflosigkeit herrschen, ehe ein Techniker das Band mit musikalischen Zusammenschnitten vergangener Sendungen für uns Fernsehzuschauer laufen lassen kann. Was derweil im Publikum vorgeht, welche Szenen sich dort abspielen, das möchte man nicht sehen müssen.
Das oftmals als bieder belächelte öffentlich-rechtliche Fernsehen erlebt mit dieser Entscheidung eine Sternstunde.
Nicht die Quote, nicht die Sensationsgier der Zuschauer sind in dieser Minute das Maß des Handelns, sondern der Respekt vor einem Menschenleben.
Die Verantwortlichen des Senders beweisen Mut, weil sie - wie es Gottschalk formuliert - "nicht mehr weitermachen können mit Jux und Dollerei" und das glaubwürdig und ehrlich eingestehen.
Das Allerschlimmste, was einem Kandidaten passieren kann, ist passiert. Das Beste, was dem Fernsehzuschauer in diesem Fall passieren kann, auch.