Habeck hatte ein milliardenschweres, schuldenfinanziertes Sondervermögen ins Spiel gebracht, um Steuerentlastungen für Firmen zu finanzieren und die Wirtschaft anzukurbeln. Die FDP aber pocht darauf, die Schuldenbremse einzuhalten und lehnt Steuererhöhungen ab. Und die SPD dürfte Einschnitte bei Sozialleistungen nicht mitmachen.
Dabei sind sich Habeck und Lindner in der Analyse eigentlich einig: Deutschlands Firmen drohen international nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein, wegen einer im internationalen Vergleich hohen Steuerlast oder hoher Energiekosten. Die Gegenmaßnahmen aber sind umstritten. In Leipzig sagte Habeck, ohne die FDP zu benennen: Er glaube, es sei der Moment, in dem alle ihre «Lieblingsplätze» verlassen müssten. Hintergrund ist auch, dass ein geplantes Wachstumspaket im Vermittlungsverfahren mit den Ländern viel geringer ausfällt als eigentlich geplant.
Lindner will ein «Dynamisierungspaket» mit Entlastungen in der Breite für Firmen zum Beispiel im Arbeitsmarkt, bei Energiepreisen, Bürokratie und Steuern. So schlug er vor, den Solidaritätszuschlag komplett zu streichen. Das aber ist bei SPD und Grünen umstritten.
FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer sagte: «Lähmender Bürokratiewust, hohe Strompreise, erdrückende Steuer- und Abgabenlast und zu wenig Digitalisierung lassen sich nicht einfach wegsubventionieren. Jeder dieser Punkte muss konkret mit Maßnahmen angegangen werden.» Habecks Vorstellungen gingen leider in die Richtung einer Wirtschaft am «staatlich finanzierten Subventionstropf». Das habe mit Marktwirtschaft nicht viel zu tun. Habeck solle lieber einigungsfähige Vorschläge an die Koalitionspartner richten.
Wirtschaft drängt Regierung zum Handeln
Dieter Bauhaus, Präsident der IHK Erfurt, sagte nach einem Gespräch von Unternehmern mit Habeck: «Eines unserer Grundprobleme ist, dass wir den Eindruck haben, auf Wirtschaft wird zu wenig gehört.»
«Die Regierung hat keine bessere Alternative, als voll loszulegen», sagte der Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Martin Wansleben, in Berlin. «Die Krise ist da.» Die schlechten Rahmenbedingungen und der Frust der Unternehmen drückten die Investitionspläne im Inland nach unten. Es brauche ein kräftiges Aufbruchssignal und langfristig verlässliche, wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen.
Warnung vor der AfD
Viel Zeit bleibt der Ampel nicht mehr. Im September werden die neuen Landtage in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt, es drohen Wahlsiege der AfD. Habeck warnte in Erfurt, ein Land, das wirtschaftlich prosperieren wolle, müsse offen sein - offen für Austausch, für Warenhandel und für Menschen, die hier arbeiten - und es dürfe nicht Signale senden, «dass Menschen, die hier nicht Meier, Müller oder Habeck heißen, nicht willkommen sind. Neben allem anderen, was Werte, Normen, moralische Standards angeht: Das zerstört den Wohlstand.»