Allein in diesem Jahr hat das Edelmetall bereits um mehr als 50 Prozent zugelegt - und andere Anlageformen abgehängt. Was sind die Gründe für den anhaltenden «Goldrausch»?
Der Goldpreis ist seit Wochen im Höhenflug und hat die nächste Rekordmarke geknackt. In der Nacht zum Mittwoch kostete eine Unze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls erstmals mehr als 4.000 US-Dollar und erreichte am Nachmittag ein Rekordhoch bei 4.050 Dollar. Seit mittlerweile zwei Jahren geht es mit dem Goldpreis tendenziell nach oben. Allein seit Ende 2024 verteuerte sich das Edelmetall bereits um rund 54 Prozent.
Was sind die Preistreiber?
Es ist eine Kombination aus verschiedenen Gründen, die für eine immer stärkere Nachfrage nach Gold sorgt. Zuletzt sind aber politische Krisen stärker in den Vordergrund gerückt. Mit dem Haushaltsstreit in den USA und dem «Shutdown» in zahlreichen amerikanischen Behörden sowie der sich zuspitzenden Staatskrise in Frankreich setzen viele Investoren verstärkt auf Gold, das bei Anlegern als «sicherer Hafen» in politisch unsicheren Zeiten gilt.
Welche weiteren Gründe für den Preisanstieg gibt es?
Hierzu zählen vor allem die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA und der Kauf von Gold durch Notenbanken, die ihre nationalen Reserven unabhängiger vom US-Dollar machen wollen. Eine Rolle spielen auch Goldkäufe durch Goldfonds sowie ein schwacher Dollar. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, führt eine Abwertung des Dollars dazu, dass Gold für Anleger außerhalb der USA günstiger wird - was Nachfrage und Preis antreibt. Auch Unsicherheiten wegen anderer Währungen verstärken die Flucht in das Edelmetall.
Spielt auch die Inflation eine Rolle?
Ja. Gold gilt auch als eine Absicherung gegen Inflation. Bei erwarteten Preissteigerungen kaufen Anleger Gold, um ihren Vermögenswert zu erhalten. Ist die Inflation höher ist als die Nominalzinsen, belastet dies Spareinlagen. Gold wirft zwar keine laufenden Erträge ab, aber der Goldpreis hat bisher in vielen Phasen mit der Inflation mitgehalten.
Warum ist gerade Gold in unsicheren Zeiten gefragt?
Gold haftet seit Jahrtausenden der Nimbus als sicherer Hafen an, denn man kann es auch in Krisenzeiten umtauschen. Anders als Währungen, die durch geldpolitische Entscheidungen beeinflusst werden können, oder Aktien, die Unternehmensrisiken oder -chancen widerspiegeln, behält Gold seinen Wert - über Grenzen und politische Systeme hinweg. Gold ist beständig und kann geteilt sowie transportiert werden.
Was bedeutet der Anstieg für Handel und Verbraucher?
«Weder Industrie noch Handel können die Goldpreisentwicklung in der Kalkulation auffangen», sagte Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte. Viele Lieferanten müssten die Preise anpassen. Eine Zurückhaltung bei der Kundschaft bemerke Dünkelmann aber nicht. «Wir beobachten derzeit weder einen Trend zu minderwertigeren Legierungen noch eine Abkehr vom Gold zu anderen Edelmetallen.» Diese Akzeptanz der Kunden müsse aber nicht so bleiben.
Weshalb kaufen Notenbanken vermehrt Gold?
Früher war Schmuck ein wesentlicher Treiber der Goldnachfrage, inzwischen entfällt ein Großteil auf Investitionen und Zentralbankkäufe. Notenbanken kaufen Gold aus strategischen Gründen, die vor allem mit wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit zusammenhängen. Währungshüter besonders aus Ländern wie China und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften wollen mit dem Aufbau ihrer Goldreserven die Abhängigkeit vom US-Dollar verringern. Auch Länder, die mit Sanktionen belegt sind, bevorzugen Gold.