Der Ravensburger-Verlag nimmt das neue "Winnetou"-Buch sowie weitere Artikel aus dem Sortiment und entschuldigt sich. Zuvor gab es auf die Ankündigung für das neue Buch heftige Kritik in den sozialen Medien.
Der Verlag "Ravensburger" nimmt nach heftiger Kritik drei Kinderbücher und ein Puzzle über den beliebten Apachen-Häuptling "Winnetou" vom Markt. Wegen Diskussionen rund um kulturelle Aneignung und rassistische Stereotype zum neuesten Buch "Der junge Häuptling Winnetou", das zum gleichnamigen Kinofilm erschienen ist, zieht der Verlag Konsequenzen.
Der von Karl May erschaffene Häuptling Winnteou ist ein Klassiker. Nun wurde die Thematik für Kinder umgeschrieben und auch der Kinofilm "Der junge Häuptling Winnetou" ist seit August in deutschen Kinos zu sehen. Doch aufgrund zahlreicher Kommentare auf Instagram entschied sich der Verlag mit der blauen Ecke, das neue Kinderbuch sowie weitere Produkte aus dem Sortiment zu nehmen.
"Rassistische Stereotype": Heftige Kritik in den sozialen Medien
Die Nutzerinnen und Nutzer des sozialen Netzwerks übten vor allem Grundsatzkritik, dass immer noch Bücher mit der Thematik verlegt würden. "Was soll dieses Buch? Es reproduziert rassistische Stereotype, die ihren Ursprung im Kolonialismus haben“, schrieb eine Userin. "Winnetou" sei zudem ein Fall von unerwünschter "kultureller Aneignung". Andere hielten die Titel für "schädlich" und sprachen von einer "Romantisierung von Völkermord".
Ravensburger veröffentlichte in diesem Zusammenhang ein Statement auf seinem Instagram-Account. Darin heißt es: "Wir haben die vielen negativen Rückmeldungen zu unserem Buch 'Der junge Häuptling Winnetou' verfolgt und wir haben heute entschieden, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen." Weiterhin dankt der Verlag allen Kritikerinnen und Kritikern. "Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich", heißt es weiter.
Von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) wurde der Kinofilm, der seit dem 11. August 2022 über die Leinwände flimmert, mit dem "Prädikat besonders wertvoll" bewertet. Obwohl es seitens einiger Jury-Mitglieder zu "vehementer Ablehnung" gekommen sei. Bevor die FBW zu der Wertung gekommen ist, gab es wohl eine "sehr lange Diskussion", wie auf der Homepage der Behörde nachzulesen ist.
Auch aus der Jury der FBW kamen kritische Worte
Einige Jury-Mitglieder sprachen sich in erster Linie gegen die inhaltliche sowie die filmisch gestalterische Form aus. In unserer Zeit sei es nicht mehr zulässig, "einen Film und im Besonderen einen Kinder- und Jugendfilm im Geist der mythisch aufgeladenen und sehr klischeehaft darstellenden Karl May-'Folklore' zu realisieren", heißt es in der Begründung der Deutschen Film- und Medienbewertung.
Weitere Kritik der Jury wird folgendermaßen angegeben: "Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei, so die Aussage der Jury-Mitglieder, eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden würde."