Europawahl 2024: Die deutschen Kandidaten im großen Überblick
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 23. April 2024
Die enorme Bedeutung der Europawahl ist vielen Menschen in Deutschland nicht bewusst. Am 9. Juni 2024 wird gewählt - aber wer steht eigentlich auf dem Stimmzettel? Die Spitzenkandidaten im großen Überblick.
Die Europawahl 2024 findet bereits am 9. Juni statt. Millionen Menschen in Deutschland sind dann dazu aufgerufen, den zukünftigen Kurs der EU mitzubestimmen. Die Besonderheit: In der Bundesrepublik wurde das Wahlalter erstmals auf 16 Jahre herabgesetzt - damit sind mittlerweile fast 65 Millionen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger wahlberechtigt, knapp 3,5 Millionen mehr als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig gibt es keine 5-Prozent-Hürde. Gewählt werden die Vertreter und Vertreterinnen des Europäischen Parlaments.
Deutschland stellt als bevölkerungsreichstes Land der EU auch die meisten Abgeordneten im Parlament. Da auf EU-Ebene auch die EU-Staaten maßgeblich an der Gesetzgebung beteiligt sind, ist der Einfluss der Abgeordneten auf die neuen Gesetze zwar etwas beschränkt, aber dennoch erheblich. Sie müssen zahlreichen Gesetze zustimmen und können sie im Zweifel auch verhindern. Nach der Wahl beeinflusst das Europäische Parlament auch die Besetzung der EU-Kommission. Es kann Vorschläge der EU-Staaten für die Besetzung der Kommission ablehnen.
Das sind die deutschen Spitzenkandidaten für die Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni 2024
CSU: Manfred Weber (Landkreis Landshut)
Spitzenkandidat der CSU ist Manfred Weber. Der Politiker aus Niederbayern war vor fünf Jahren auch Spitzenkandidat der christdemokratischen Parteienfamilie EVP für den Posten des Kommissionspräsidenten gewesen. Ihm gelang es letztlich aber nicht, bei den Staatschefs im Europäischen Rat eine Mehrheit für seine Wahl hinter sich zu vereinen, weswegen dann von der Leyen zum Zuge kam.
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Der 51-jährige Weber ist heute Fraktionschef der Christdemokraten im Europaparlament sowie Vorsitzender der Europäischen Volkspartei. Bevor er hauptberuflicher Politiker wurde, studierte der Hobby-Gitarrist physikalische Technik mit Schwerpunkt technischer Umweltschutz an der Fachhochschule München. Weber hatte 2023 für Wirbel gesorgt, weil er eine Zusammenarbeit mit der extrem rechten italienischen Ministerpräsidentin Meloni befürwortete.
SPD: Katarina Barley (Köln)
Katarina Barley führt die SPD als Spitzenkandidatin in die Europawahl. Für die Juristin ist es die zweite Spitzenkandidatur nach der Europawahl 2019. Bislang ist die 55-jährige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Sie war Bundesjustizministerin, zuvor Familienministerin und SPD-Generalsekretärin. Die zweifache Mutter ist seit 1994 Mitglied der SPD.
"Ich bin Europäerin durch und durch", versichert Barley auf ihrer Internetseite. Die Mutter der gebürtigen Kölnerin ist Deutsche, der Vater Brite. Studiert hat Barley unter anderem in Paris. Im EU-Parlament hat sie sich für Rechtsstaatlichkeit starkgemacht und ist als Kritikerin von Ungarns Regierungschef Viktor Orban aufgefallen. Barley dachte zuletzt über eine EU-Atombombe zur Abschreckung Putins nach.
FDP: Agnes-Strack-Zimmermann (Düsseldorf)
Die 66 Jahre alte Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als streitbare Verteidigungspolitikerin einen Namen gemacht. In ihrer Wahlkampagne wirbt sie für sich als "Eurofighterin" - in Anlehnung an das Kampfflugzeug Eurofighter. Sie wurde in Düsseldorf unter dem Namen Marie-Agnes Jahn geboren und ist derzeit Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag. Studiert hat sie an der LMU München Publizistik, Politik und Germanistik. Privat fährt sie gerne Motorrad. Der Verteidigungspolitikerin wurde im März vorgeworfen, eine Geheimsitzung zur Militärstrategie in der Ukraine nicht gut genug abgesichert zu haben, da im Anschluss Informationen nach außen drangen.