Auch die SPD will den Worten ihres Innenpolitikers Hakan Demir nach erreichen, dass Menschen mit Behinderung, pflegende Angehörige und Alleinerziehende nicht benachteiligt werden, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht sichern können. «Die Verhandlungen um die Einbürgerungsreform müssen weitergehen», sagte der Berliner Bundestagsabgeordnete.
Die FDP wolle «das Staatsangehörigkeitsrecht stärker an der wirtschaftlichen Integration ausrichten und dazu das Kriterium der Sicherung des Lebensunterhalts stärken», sagte Fraktionsvize Kuhle. Das mache Deutschland als Einwanderungsland attraktiv. An diesem Grundsatz werde sie festhalten.
«Die Grünen sind immer noch nicht in der Realität angekommen, sie lähmen mit ihren Maximalforderungen das ganze Land», kritisierte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm, die Ampel-Kontroverse um Einwanderung und vereinfachte Abschiebungen. «Das Abschiebegesetz muss in Gänze zurückgezogen werden», forderte Clara Bünger (Linke).
Zahlen und Fakten
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres scheiterten laut Bundesinnenministerium 24.704 Abschiebungen vor der Übergabe an die Bundespolizei. Im gleichen Zeitraum seien 13.512 Menschen abgeschoben worden, hieß es. Im gesamten Jahr 2022 waren - aus unterschiedlichen Gründen - 20.106 Abschiebungen gescheitert, bevor die Betroffenen von der Bundespolizei übernommen werden konnten. Im gleichen Zeitraum fanden den Angaben zufolge 12.945 Abschiebungen statt.
In den internen Gesprächen der Ampel-Koalitionäre hatten die Grünen dem Vernehmen nach vorgeschlagen, Ausländern in allen Fällen von Abschiebehaft oder Ausreisegewahrsam einen Pflichtverteidiger beizuordnen. Hier ist der Widerstand der FDP, deren Fachpolitiker sich zu diesem Vorschlag zunächst nicht äußern wollten, wohl weniger groß.
Ob es zu dieser Änderung kommen wird, ist aber noch völlig offen - auch weil hier womöglich Anwaltskosten auf die Länder zukommen könnten. Das könnte dann dazu führen, dass das Gesetzesvorhaben im Bundesrat zustimmungspflichtig wäre, also von der Länderkammer gestoppt werden könnte.
Auf der langen Bank liegen - jenseits der Migrationspolitik - seit Monaten außerdem die Ampel-Pläne für ein neues Bundespolizeigesetz und das sogenannte Quick-Freeze-Verfahren zur Sicherung von IP-Adressen mutmaßlicher Straftäter. Bei beiden Vorhaben steht eine Kabinettsbefassung noch aus, weil eine Einigung zwischen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) fehlt.