E10 tanken so teuer wie Super: Lohnt sich die Bio-Tankfüllung noch?
Autor: Tobias Utz
Franken, Mittwoch, 22. Januar 2020
Verbraucher reiben sich an den Tankstellen die Augen: "E10" ist plötzlich genau so teuer wie "Super". Dabei sollte der Bio-Sprit doch eigentlich die günstigere Benzinalternative sein. Was steckt dahinter?
Zum Jahreswechsel gab es für Verbraucher eine Überraschung an den Tankstellen: Plötzlich kostet der Biosprit "Super E10" genau so viel wie "Super E5". In einigen Fällen ist "E10" sogar teurer. Doch was steckt hinter der plötzlichen Preissteigerung?
E10 teurer: Steigerung des Biokraftstoffes soll Treibhausgase senken
Hintergrund der Preissteigerung ist ein 2020 in Kraft getretenes Gesetz in Deutschland. Das "Bundes-Immissionsschutzgesetz" regelt, dass Unternehmen, die gewerbsmäßig Kraftstoffe vertreiben, nun eine höhere Quote an Biokraftstoffen erfüllen müssen. Dem "BImSchG" zufolge lautet die Vorgabe für Firmen, dass Biokraftstoffe künftig mindestens sechs Prozent des gesamten Sprits ausmachen müssen. Hintergrund des neuen Gesetzes ist, dass die Bundesregierung auf diese Weise Treibhausgase senken will.
Zwar ist der Emissionsausstoß in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland deutlich zurückgegangen, jedoch hat sich die Politik ambitionierte Ziele bis 2050 gesteckt. Ein Diagramm des Umweltbundesamtes zeigt die Entwicklung der Treibhausgase in Deutschland seit 1990.
Im "Super E5" liegt der Anteil des Inhaltstoffes "Bioethanol" bei fünf Prozent. In "E10" ist dieser Wert doppelt so hoch. Die gesetzliche Erhöhung der Vorgabe auf sechs Prozent steigere nun die Nachfrage an biologisch abbaubaren Kraftstoffbeimischungen, wie Stefan Walter, Geschäftsführer des "Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe)" der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung sagte. Der "BDBe"-Experte zeigt sich allerdings überrascht vom Ausmaß des aktuellen Preisanstieges.
Der eklatante Preisanstieg könnte laut Walter zudem auf den Verkauf von "Bioethanol" in den Nachbarländern Dänemark und Ungarn zurückzuführen sein. Dort wird neuerdings ebenfalls der mit "Bioethanol" versetzte Kraftstoff verkauft. Auch in Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden ist das der Fall: Die Nachfrage auf dem europäischen "Bioethanol"-Markt steigt also - das treibt den Preis in die Höhe.
Spritpreise: ADAC fordert E10-Preissenkung
Der "ADAC" sieht diese Entwicklung kritisch und stellt sich auf die Seite der tankenden Verbraucher: "E10 muss wieder günstiger werden. Aus Sicht des ADAC ist aufgrund notwendiger Klimaschutzbemühungen eine verstärkte Nutzung von Super E10 in Deutschland sinnvoll und wünschenswert. Der Wegfall eines Preisvorteils für Super E10 ist dabei klar kontraproduktiv", heißt es von Seiten des Automobilclubs.