Bei der Verursachung von Abfall liegen die Deutschen weltweit vorne. Besonders problematisch: der Verpackungsmüll und weggeworfene Lebensmittel.
Im Großen und Ganzen, findet Hartmut Hoffmann, verhalten sich die Deutschen beim Thema Mülltrennung recht vorbildlich. "Das funktioniert. Die meisten beachten die Vorgaben", sagt der Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Sorgen bereiten dem Chemiker aus Nürnberg vielmehr andere Bereiche. Beispielsweise das Thema Müllvermeidung. Verständlich: Jeder Deutsche verursacht knapp 620 Kilogramm Müll pro Jahr - der weltweite Schnitt liegt bei gerade mal 480 Kilo.
2,6 Millionen Kaffeebecher
Das Problem mit den "Coffee to go"-Einwegbechern - nach Schätzungen werden pro Jahr in Deutschland rund 2,6 Millionen Becher verbraucht - ist da nur ein Beispiel. "Anreize, wonach man für seinen Kaffee bis zu 30 Cent Nachlass bekommt, wenn man seinen Mehrwegbecher mitbringt, finde ich gut", sagt Hoffmann. Die Bundesregierung prüft derzeit diese Option. Auch die Einführung eines Pfands oder die Erhebung einer Abgabe auf Einwegbecher steht im Raum.
Überhaupt möchte die Große Koalition eine Art neues Müllbewusstsein schaffen. Die Ansätze sind vielschichtig, ein Punkt ist das Thema Verminderung von Lebensmittelabfällen. Jeder Deutsche wirft pro Jahr unfassbare 82 Kilogramm Lebensmittel weg. Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hatte sich jüngst für eine Abschaffung des Haltbarkeitsdatums stark gemacht. "Gute Lebensmittel landen im Müll, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben", meint Schmidt.
Vermüllung der Landschaft
Ein weiteres wachsendes Problem: die Vermüllung der Landschaft. Die verantwortungslose Entsorgung von Einwegverpackungen nimmt zu, Regeln sind nur schwer umzusetzen. "Da muss vielmehr ein Bewusstsein bei jedem Einzelnen geschaffen werden", fordert Hartmut Hoffmann. Helfen könnte ein Blick nach Lettland. Dort gilt der Boden als heilig, Umweltsünden werden kaum registriert.
Müll: Statistiken und Infos
250.000 Menschen sind in Deutschland in der Abfallwirtschaft tätig. Im Jahr 2016 wird der Umsatz in dieser Branche in Deutschland laut einer Prognose bei rund 36,6 Milliarden Euro liegen.
In die
graue Tonne gehört ausschließlich der nicht weiter verwertbare Restabfall. Beispielsweise: Asche, Tierstreu, verschmutzte Papiere, Hygieneartikel und Windeln, Staubsaugerbeutel, defekte Glühbirnen, ausgetrocknete Filzstifte, alte Fotos, zerbrochenes Porzellan oder Glas.
In die
Papiertonne gehören unter anderem Zeitungen, Zeitschriften, Schreibpapier, Verpackungen aus Pappe oder Geschenkpapier. Tabu sind hingegen Faxpapiere, Fotos, Kassenbons, Butterbrotpapier, Styropor, Tapetenreste und gebrauchte Taschentücher.
In den
Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gehören Verpackungen aus Kunststoff, Weißblech und Aluminium - beispielsweise Folien, Tuben, Konservendosen oder Plastiktüten - sowie die so genannten Verbundverpackungen. Dazu zählt also auch die leere Milchpackung. Leere Verpackungen müssen nicht gespült werden, löffelrein reicht aus.
Bis zu 500 Euro sind fällig, wenn man in Bayern beispielsweise den Kühlschrank oder die Waschmaschine illegal entsorgt.Wer ein Taschentuch, eine Zigarettenschachtel oder die Bananenschalen wegwirft, zahlt ein Bußgeld von 20 Euro.
Mit 210 Kilogramm
Verpackungsabfall pro Kopf und Jahr ist Deutschland europaweit der Spitzenreiter. Ein großes Problem: Der "Verpackungswahn" in den Supermärkten, der sich besonders an Ostern und Weihnachten zeigt.
Die Kosten der Abfallwirtschaft in Bayern sind laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt seit Jahren recht stabil geblieben. Laut einer Sprecherin liegen sie bei circa 60 Euro pro Einwohner und Jahr.
In den bayerischen Hausmüllverbrennungsanlagen wurde 2014 eine Abfallmenge von etwa 3,1 Millionen Tonnen an Hausmüll, gewerblichen Abfällen und Sortierresten verbrannt. Dem gegenüber steht eine Anlagenkapazität von circa 3,15 Millionen Tonnen. Die Verbrennungsanlagen gelten somit als ausgelastet.
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