«Dieses Land braucht Chancen statt Scholz»
Die Ampel habe Deutschland in Unruhe gebracht, betont Dobrindt. «Was wir zurzeit erleben an Polarisierung in der Gesellschaft, an wirtschaftlichem Abschwung, an Migrationskrise, an ungelösten Energiefragen, an Unordnung, ist engstens mit der Respektlos-Politik der Ampel verbunden.» 80 Prozent der Menschen trauten der Regierung nicht mehr zu, dass sie die Herausforderungen des Landes bewältigen könne. Deswegen müsse Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. «Dieses Land braucht Chancen statt Scholz», fasst es Dobrindt zusammen.
Die CSU wolle mit ihrer Klausur auch zeigen, dass die Union «keine Variante einer Ampel-Regierung», sondern der politische Gegenentwurf sei, so Dobrindt. Sie lehne nicht nur die Politik der Ampel ab, sie werde sich nach der nächsten Wahl auch dafür einsetzen, dass Fehlentwicklungen rückabgewickelt würden. Als Beispiele nennt er die Abschaffung des Heizungsgesetzes und des Bürgergeldes.
Im Fußball würde man bei einer derart desolaten Lage mitten in der Saison den Trainer entlassen, sagt Söder. «Ich glaube, dass der Trainerwechsel, also der Kanzlerwechsel, allein nichts bringen würde, sondern es braucht generell eine Neuwahl. Nur so lässt sich Vertrauen wiederherstellen.» Eine schnelle Neuwahl birgt aus seiner Sicht die Chance, ein weiteres Erstarken der AfD zu verhindern.
Doch zurück zu K-Frage: Denn vor seinem Satz über die Favoritenrolle von Merz erklärt Söder, wo er eine andere Meinung vertritt als der CDU-Chef: Anders als der Sauerländer, dessen Verhältnis zur früheren Kanzlerin Angela Merkel (CDU) seit Jahrzehnten schlecht ist, lobt Söder wieder mal deren Regierungszeit. Es sei «sehr wichtig, dass wir auf der einen Seite klarmachen, dass die 16 Jahre, in der wir regiert haben, gute Jahre waren».
Keine Koalition mit den Grünen
Mit Blick auf künftige Bündnisse erteilt Söder Koalitionsideen mit den Grünen eine klare Absage - bürgerliche Wähler würden davon nur abgeschreckt. «Also ich finde eine Deutschland-Koalition, wenn es denn nicht anders reichen würde, derzeit immer noch besser als eine Jamaika-Koalition.» Ein Bündnis von Union und SPD - bei Bedarf auch mit SPD und FDP würde bei der Mehrzahl der Bürger mehr Vertrauen erwecken als alle anderen Koalitionen - einschließlich der Ampel.
Merz selbst kommt übrigens nicht nach Seeon. «An diesem Wochenende wird mein Vater 100 Jahre alt. Die ganze Familie ist zu Besuch. Die Familie geht in diesem Jahr vor», hatte der Oppositionsführer im Bundestag schon vor Tagen über den «Münchner Merkur» mitgeteilt.
Hinter Söders Dauerforderung nach Neuwahlen, am liebsten parallel zur Europawahl im Juni, und Neu-Koalitionen verbirgt sich ein anderes Kalkül: CSU und CDU könnten dann auf bessere Ergebnisse hoffen. Hinzu kommt, dass die CSU gelassener der Fünf-Prozent-Hürde entgegensehen könnte. Sollte sie darunter landen und das Bundesverfassungsgericht den Klagen gegen das neue Wahlrecht nicht Recht geben, würden künftig die CSU-Direktkandidaten nicht mehr in den Bundestag einziehen. Dies lässt auch die CDU nicht kalt - denn ohne die CSU-Stimmen kann auch kein CDUler Kanzler werden.