Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen wie etwa Corona, Grippe und banale Infekte haben zu Beginn des Jahres 2023 einen neuen Spitzenwert erreicht.
Eine Krankenkasse hat die Zahl der Atemwegserkrankungen analysiert und sie mit den Daten der letzten fünf Jahre verglichen. Das Ergebnis: Ein deutlicher Anstieg. Ist die Pandemie daran schuld?
Zahl der Atemwegsinfektionen auf neuem Hoch
Barmer-Studie zeigt Daten im Vergleich
Wahrscheinlicher Zusammenhang mit Corona-Nachholeffekt
Während der Coronazeit wurde Hygiene großgeschrieben. Masken, Abstand und häufiges Händewaschen sollten die Ansteckungsgefahr reduzieren. Gleichzeitig haben sie uns wahrscheinlich auch vor der ein oder anderen Erkältung oder Grippe bewahrt. Mit dem Ende der Coronamaßnahmen fiel dieser „Schutz“ weg. Die Arztpraxen waren Ende des Jahres entsprechend voll. Außerdem hatte das RKI schon im Dezember vor akuten Atemwegsinfekten gewarnt.
Zahl der Atemwegserkrankungen deutlich gestiegen
Das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) hat sich jetzt die Krankschreibungen in den ersten drei Monaten des aktuellen Jahres angeschaut und diese Zahlen mit dem gleichen Zeitraum in den vergangenen fünf Jahren verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Atemwegserkrankungen wie Corona, Grippe und banale Infekte einen neuen Höchststand erreicht haben.
Durchschnittlich seien in diesem Jahr rund 368 pro 10.000 Personen pro Woche arbeitsunfähig gewesen. Die Daten beziehen sich auf Beschäftige, die bei der Barmer versichert sind und Anspruch auf Krankengeld hatten. Das waren viermal so viele wie im Jahr 2021. Selbst im Grippe-Jahr 2018 lag die Zahl nur bei 300 je 10.000 Personen.
Betrachtet man die Werte für Bayern, dann ist ebenfalls ein Anstieg erkennbar. Laut Barmer waren hier in den ersten drei Monaten des Jahres im Schnitt pro Woche 329 je 10.000 Barmer-versicherte Beschäftigte mit Anspruch auf Krankengeld arbeitsunfähig. Im Jahr 2021 waren es 82 Betroffene je 10.000.
Das hat es mit dem "Nachholeffekt" auf sich
Heißt das also, dass unser Immunsystem durch die Maßnahmen geschwächt wurde und deshalb jetzt mehr Leute krank werden? Nein, erklärt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, in einem ARD-Interview. Das Immunsystem sei kein Muskel, der abgebaut werde, wenn man ihn nicht benutzt.
Den "Nachholeffekt" nach Corona erklärt der Experte so: Normalerweise bekommt man spätestens alle ein bis zwei Jahre mal eine Erkältung. Fällt diese durch Corona weg, kann es sein, dass man dafür zwei nacheinander bekommt. Da wir durch die Hygienemaßnahmen zum Teil seltener krank waren, falle es danach erst recht auf, wenn man sich plötzlich wieder anstecke. Besonders bei Kindern droht laut einem Arztreport durch den "Nachholeffekt" allerdings eine heftige Infektionswelle.