Viele Kinder haben aktuell immer noch mit gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Es droht ihnen derzeit ein "intensiver Nachholeffekt" klassischer Infektionskrankheiten. "Hier drohen außergewöhnlich schwere Verläufe", heißt es in einem aktuellen Arztreport.
In den meisten Bereichen scheint wieder eine gewisse Normalität eingekehrt zu sein. Es existieren kaum noch Corona-Regeln, die seitens der Landes- oder Bundesregierung vorgegeben sind. Die Politik setzt bereits seit einigen Monaten auf Freiwilligkeit in Sachen Isolation bei Infektion und Masketragen. Über Corona-Fallzahlen spricht derzeit niemand mehr.
Und dennoch haben viele Menschen immer noch an den Folgen der Corona-Pandemie zu knabbern. Mit den gesundheitlichen Folgen haben jetzt vor allem viele Kinder zu kämpfen. Wie der Arztreport der Barmer Krankheitskasse vom Dienstag (14. März 2023) zeigt, droht Kindern jetzt bei einigen Krankheiten ein gefährlicher Nachholeffekt.
"Hier drohen außergewöhnlich schwere Verläufe"
Klassische Infektionskrankheiten wie Scharlach bereiten Kindern hierzulande Probleme. Dem Report zufolge sei die übliche Scharlach-Welle während der Corona-Pandemie nahezu ausgeblieben, "was jetzt zu einem intensiven Nachholeffekt auf die nun älteren Schulkinder führt". Weiter heißt es: "Hier drohen außergewöhnlich schwere Verläufe."
Die Ergebnisse des Reports zeigen, dass sich im Jahr 2019 rund 235.000 Kinder mit Scharlach infiziert haben, im Jahr 2021 waren es nur noch etwa 25.200. Das entspricht einem Rückgang von gut 90 Prozent. Neben Scharlach sind auch weitere klassische Kinderkrankheiten während der Pandemie deutlich seltener aufgetreten als in den Jahren zuvor. Bei Ringelröteln gingen die Infektionen beispielsweise um 81 Prozent zurück.
Auch die Infektionszahlen von Windpocken sanken während der Corona-Zeit um 64 Prozent. Allerdings sinken die Zahlen hier bereits seit einigen Jahren kontinuierlich durch die seit 2004 empfohlene Schutzimpfung, heißt es.
Hand-Fuß-Mund-Krankheit unter Beobachtung
Doch es gibt auch Kinderkrankheiten, die einen gegenteiligen Effekt aufweisen. Von der Hand-Fuß-Mund-Krankheit waren im vierten Quartal des Jahres 2021 so viele Kinder von der Krankheit betroffen gewesen wie in keinem anderen Quartal seit dem Jahr 2005. Laut Barmer-Report waren es 141.800. Deshalb gelte es, die Hand-Fuß-Mund-Krankheit weiter zu beobachten, heißt es im Arztreport weiter. Vor allem, weil sich ein Kind durchaus mehrfach anstecken könne. Zudem ist die Krankheit auch an Erwachsene übertragbar.
"Es müsse sich noch zeigen, wie sich die Fallzahlen nach vollständigem Wegfall der Kontaktbeschränkungen und der Maskenpflicht entwickelten", heißt es seitens Barmer. "Es sei nicht auszuschließen, dass es trotz ohnehin schon hoher Fallzahlen einen Nachholeffekt ähnlich wie bei Scharlach geben werde."
Und wieder muss man kleinlaut einräumen, dass die garstigen "Schwurbler" oder gar "Querdenkender" in einem weiteren Punkt Recht hatten, als sie bemängelten, dass die Kinder keinerlei natürliche Abwehrkräfte mehr aufbauen können.