Eigentlich steht die Senkung der Luftverkehrsteuer im Koalitionsvertrag. Doch die Bundesregierung rudert zurück. Airlines und Verbände kritisieren das heftig.
Um die Luftverkehrsteuer wird weiter heftig gestritten. Die Bundesregierung will die Ticketsteuer im Luftverkehr vorerst nicht senken. «Momentan sind keine Spielräume im Bundeshaushalt abzusehen», erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen. Von den Airlines kommt scharfe Kritik. In Frankreich hat eine gestiegene Ticketsteuer bald spürbare Folgen für Passagiere.
Im Mai 2024 wurde die Luftverkehrsteuer deutlich erhöht. Das verteuert potenziell Passagierflüge von deutschen Flughäfen. Nach den Ergebnissen des Koalitionsausschusses von Anfang Juli gehört die Senkung der Luftverkehrsteuer nicht zu den vorrangigen steuerlichen Maßnahmen mit kurzfristiger Umsetzung.
Das Kabinett hat am Mittwoch den Entwurf des Haushalts 2026 beschlossen, nach dem im nächsten Jahr mit Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer von 2,07 Milliarden Euro gerechnet wird. Für 2025 sind Einnahmen von 2,05 Milliarden eingeplant. Nach dem Beschluss im Kabinett ist der Bundestag am Zug.
Verbände fürchten weitreichende Folgen
Der Flughafenverband ADV sprach davon, dass eine Entlastung der Luftverkehrsbranche höchste Priorität haben müsse, sonst drohten weitere Rückgänge bei Angebot, Frequenzen und Verbindungen. «Die Auswirkungen treffen nicht nur Flughäfen und Airlines, sondern auch den Tourismus, den Exportstandort und hunderttausende Arbeitsplätze in der Luftverkehrs- und Reisebranche», sagte ADV-Hauptgeschäftsführers Ralph Beisel.
Auch der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung der Bundesregierung. «Die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, die Luftverkehrsteuer zu senken, darf nicht dem Rotstift zum Opfer fallen», sagte BTW-Präsident Sören Hartmann. Die Folgen seien nicht nur für Flughäfen und Airlines, sondern auch im Tourismus und für Reisende spürbar.
Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, sagte, die Bundesregierung habe mit der Entscheidung gegen eine dringend notwendige Entlastung bei den staatlichen Standortkosten für Luftverkehr ab Deutschland eine wichtige Chance für neues Wirtschaftswachstum vertan.
«Viele Airlines machen wegen der seit 2020 mehr als verdoppelten Kosten einen Bogen um Deutschland. Die Anbindung der deutschen Exportwirtschaft an ihre internationalen Märkte leidet darunter massiv», sagte Lang. «Die Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Luftverkehrsteuer von Mai 2024 wäre ein erstes Signal gewesen, damit die Fluggesellschaften zurückkehren.»