Lehrer lässt sich ein Jahr lang krankschreiben - dann wird es dreist
Autor: Agentur dpa
Düsseldorf, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Einen großen Aufschrei hat ein Lehrer aus Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Er ließ sich ein Jahr lang krankschreiben und soll in dieser Zeit in Kochshows aufgetreten sein.
Ein Mann soll während einer etwa einjährigen Auszeit an zwei Kochshows im Fernsehen teilgenommen haben. Die zuständige Bezirksregierung Köln hat der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eingeleitet wurde.
Laut der Bild soll der Lehrer an der Vox-Sendung "Das perfekte Dinner" und der "Küchenschlacht" im ZDF teilgenommen haben. Das Medium beschreibt ihn bei seinem siegreichen Vox-Auftritt als "sichtlich fidel und bestens gelaunt".
"Massiv unkollegial": Große Kritik an krankgeschriebenem Lehrer
Die Bezirksregierung wollte zunächst unter anderem klären, ob die Shows während der Krankschreibung ausgestrahlt oder tatsächlich aufgezeichnet worden waren. Dafür hatte sie den Lehrer um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Nach dessen fristgerechtem Schreiben wurde das Disziplinarverfahren eingeleitet. Voraussetzung dafür sind laut Gesetz "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte". Das Verfahren kann aber auch eingestellt werden, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet.
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Der Vorfall weckt Erinnerungen an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die seit 16 Jahren krankgeschrieben ist - und nie zum Amtsarzt musste. Diese Situation änderte sich Anfang des Jahres durch einen Wechsel in der Sachbearbeitung. Die Lehrerin erhob daraufhin Klage, wodurch der Fall überhaupt erst öffentlich bekannt wurde.
Zu dem krankgeschriebenen Lehrer aus den TV-Shows sagte FDP-Vize-Fraktionschefin Franziska Müller-Rech der dpa: "Offenbar gilt in Nordrhein-Westfalen: Dreistigkeit siegt. So ein Verhalten ist nicht nur massiv unkollegial, es schadet dem ganzen Berufsstand und dem Vertrauen in staatliches Handeln." Rech forderte: "Wir brauchen endlich ein wirksames System, um dauerhaft krankgeschriebene Lehrkräfte systematisch auf ihre Dienstfähigkeit zu überprüfen."
Fall beschäftigt Landtag - viele Beamte über lange Zeit krankgeschrieben
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ließ verlauten: Es sei nicht hinnehmbar, "wenn sich einzelne Personen während ihrer Krankschreibung indiskutabel verhalten oder sogar das System möglicherweise ausnutzen", so Feller: "Der konkrete Fall muss deshalb vollständig durch die zuständige Bezirksregierung aufgeklärt werden."
Zu Rechs Forderung gibt es Zahlen aus einem aktuellen "Lagebild zu Langzeiterkrankungen bei Landesbeamten". Daraus geht hervor, dass im Geschäftsbereich des Schulministeriums 745 Beamte seit mehr als sechs Monaten, 582 Beamte mehr als ein Jahr, 47 Beamte länger als drei Jahre und 14 seit mehr als fünf Jahren krankgeschrieben sind. Von diesen 1388 Personen mussten laut Land bisher 772 zum Amtsarzt - also etwa 55 Prozent.