Schule lehnt Kind von AfD-Politiker ab - wilde Diskussionen am Elternabend

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Das Kind eines AfD-Politikers wurde an einer Berliner Waldorfschule abgelehnt. Symbolfoto: pixabay.com/Wokandapix
Das Kind eines AfD-Politikers wurde an einer Berliner Waldorfschule abgelehnt.  Symbolfoto:  pixabay.com/Wokandapix

An einer Berliner Schule kommt es zum Eklat: Das Kind eines AfD-Politikers wird wegen seinem Vater abgelehnt. Der Fall schlägt hohe Wellen.

Kind von AfD-Abgeordnetem darf Waldorfschule nicht besuchen - Fall schlägt hohe Wellen: Eine Berliner Waldorfschule hat sich entschieden. Das Kind eines Berliner AfD-Politikers, der im Abgeordnetenhaus sitzt, darf nicht eine Waldorfschule in der Hauptstadt besuchen. Laut einem Bericht der Berliner Zeitung war der Entscheidung der Schulleitung eine heiß diskutierte Elternversammlung in der Waldorfschule vorausgegangen.

Das Kind des AfD-Abgeordneten ging in den letzten Jahren auf die Kindertagesstätte der Waldorfschule. Nun wurde der Schulbesuch dieses Kindes abgelehnt. Damit geht die Schule laut eigener Aussage künftigen Diskussionen aus dem Weg: "Eine Schule ist wie das Brennglas der Gesellschaft", sagte der Geschäftsführer des Trägervereins im Bericht.

Berlin - Schule entscheidet sich: "Auf unsere pädagogische Arbeit konzentrieren"

Der Geschäftsführer des Trägervereins verwies zusätzlich darauf, dass der Fall auch zukünftig Konfliktpotenzial in sich berge. Deshalb habe man diese Entscheidung getroffen.

Der Entscheidung der Schulleitung war ein kontroverser Elternabend vorausgegangen. Der AfD-Politiker sowie seine Ehefrau mussten sich dem Bericht zu folge zudem bei einem Treffen von rund 20 Lehrern zu deren politischen Ansichten befragen lassen. Man habe um eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes gerungen - jedoch ohne Erfolg, so der befragte Geschäftsführer.

Lehrerkollegium und Eltern seien tief gespalten gewesen: Es gab wohl eine Gruppe, die davor gewarnt habe, dass der AfD-Politiker subtil Einfluss auf die Schule nehmen könnte, beispielsweise durch nationalistische oder ausländerfeindliche Meinungen. Der Schulfrieden sei somit gefährdet.

Im Vergleich dazu warnte eine weitere Gruppe davor, das Kind "in Sippenhaft" zu nehmen. Sie beriefen sich auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Der Abgeordnete hatte zuletzt betont, dass er nicht vorhabe, sich im Vorstand der Schule engagieren oder ähnliches.

Hintergrund: Waldorfschulen gehören keinem öffentlichen Bildungsträger an. Sie sind privatwirtschaftlich organisiert. Kritiker werfen der Philosophie des Urvaters der Waldorfschule Rudolf Steiner vor, eine engstirnige Ideologie verbreitet zu haben, die sich von völkisch-rassistischem Gedankengut nährt.

Berliner Bildungssenatorin schaltet sich ein: Sandra Scheeres sieht es "sehr kritisch"

Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) schaltete sich am Montag (17. Dezember 2018) in die Angelegenheit ein. Laut Deutscher-Presse-Agentur ließ sie über eine Sprecherin bekanntgeben, dass sie es "sehr kritisch" sehe, sollte eine Schule nach der politischen Gesinnung der Eltern entscheiden, ob ein Kind aufgenommen werde.

An der betroffenen Waldorfschule herrscht wohl seit geraumer Zeit reges Interesse an Schulplätzen: Laut Berliner Zeitung hat es für das kommende Schuljahr 140 Anmeldungen für 30 Plätze gegeben.

Demnach entscheidet ein fünfköpfiges Gremium über die Zu- oder Absage einer "Bewerbung". Laut dem Geschäftsführer des Trägervereins gebe es keine Pluspunkte für Geschwisterkinder oder falls das betroffene Kind bereits die Kita der Schule besucht habe.

Kommentar des Autors: Das Kind muss für den Vater gerade stehen - warum diese Debatte unfair geführt wird

Die Diskussionen um die Aufnahme des Kindes erscheinen fadenscheinig. Unabhängig davon, welche Position man gegenüber der AfD vertritt, werden an dieser Stelle Argumente zweckentfremdet und als Ausreden benutzt. Das Argument der Waldorfschule, sich auf die "pädagogische Arbeit" konzentrieren zu wollen, macht Sinn. Auch aus der Sicht einer Privatschule, die eine spezielle Philosophie verfolgt, ist diese Perspektive nachvollziehbar.

Diese Argumente werden jedoch entkräftet, indem das Berufs- und Privatleben des AfD-Politikers vermischt und miteinbezogen werden. Es ist unfair, dass das Kind eines Politikers sich für die öffentlichen Positionierungen des Vaters verantworten muss. Die Schule bezieht somit politisch Stellung - das ist alles andere als sich auf die "pädagogische Arbeit zu konzentrieren".

Auch das Argument seitens der Schule, Geschwisterkinder erhielten keine Pluspunkte, lässt einen objektiven Blick seitens der Entscheidungsträger vermuten. Meiner Meinung nach, ist das bloß ein weiterer Vorwand, sich nicht mit einem politischen Thema auseinander setzen zu müssen. Der "Schulfrieden" erscheint somit wichtiger, als die Bildung eines Kindes, das vor allem eines kann - nichts dafür, welche Politik der Vater macht!

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