Viele Menschen haben Angst, sich ihr Leben künftig nicht mehr leisten zu können. Das zeigt eine Umfrage. Bestimmte Sorgen sind im Vergleich zum vergangenen Jahr besonders groß geworden.
Drohen beim Supermarkteinkauf künftig Abstriche? Wie lange kann man sich die Miete noch leisten? Die Ängste der Bundesbürger werden dieses Jahr allen voran von Geldsorgen bestimmt, wie die Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" ergab, die am Donnerstag (13. Oktober 2023) veröffentlicht wurde. Demnach steht die Angst vor stark steigenden Lebenshaltungskosten laut der repräsentativen Umfrage auf Platz eins der größten Sorgen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie sich vor anziehenden Preisen fürchteten.
Auch auf Platz zwei und drei der Rangliste landeten Sorgen vor einem teureren Leben: Sechs von zehn Deutschen (60 Prozent) haben demnach Angst, dass Wohnen unbezahlbar wird, 57 Prozent sorgen sich, dass der Staat dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt.
Stark steigende Lebenshaltungskosten machen Deutschen Angst
Die Umfrage "Die Ängste der Deutschen" wird seit mehr als 30 Jahren regelmäßig von der R+V-Versicherung in Auftrag gegeben und gilt als kleiner Seismograph der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Familie und Gesundheit. Für die diesjährige Befragung wurden zwischen Juni und August rund 2400 Menschen im Alter ab 14 Jahren von Meinungsforschern befragt - also vor den neuen Angriffen auf Israel.
Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten steht den Angaben zufolge regelmäßig an der Spitze der größten Ängste, so auch vergangenes Jahr. Deutschland verzeichnete die höchste Inflation seit Gründung der Bundesrepublik. Etwa jeder sechste Deutsche kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen, wie eine jüngste Yougov-Umfrage für die Postbank ergab.
Auch wenn die Lebenshaltungskosten die Deutschen am meisten umtreiben - im Vergleich zum Vorjahr gab es auf der Skala einen leichten Rückgang (minus 2 Prozentpunkte). "Die Menschen haben sich daran gewöhnt", sagte Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Borucki begleitete die Studie als Beraterin.
Steigende Lebenshaltungskosten - leichter Rückgang auf der Skala im Vergleich zum Vorjahr
Mit Blick auf die Gesamtergebnisse sagte sie: "Das bedeutet nicht, dass wir es bei der befragten Gruppe mit grundlegend ängstlichen Menschen zu tun haben", erklärte Borucki. "Die Menschen sind vielmehr ängstlich, weil alles auf einmal passiert." Inflation, Zuwanderung, Kriege - all das bereitet Kummer. Den deutlichsten Rückgang (minus 6 Prozentpunkte) gibt es bei der Furcht vor einer schlechteren Wirtschaftslage. Das könne daran liegen, dass die eigene Betroffenheit eine wichtigere Rolle spiele als die allgemeine Lage, erklärte die Politikwissenschaftlerin.
Im Vergleich zu 2022 sind zwei Ängste besonders groß geworden: Die Angst, dass Deutsche und deutsche Behörden durch Geflüchtete überfordert sein könnten (plus 11 Prozentpunkte) und die Angst, dass das Zusammenleben in Deutschland durch einen weiteren Zuzug von Migrantinnen und Migranten beeinträchtigt werden könnte (plus 10 Prozentpunkte). Die Ängste belegen Platz vier und zwölf des Rankings.