Druckartikel: Bahn will Preise erhöhen und Züge streichen - auch Strecken in Franken betroffen

Bahn will Preise erhöhen und Züge streichen - auch Strecken in Franken betroffen


Autor: Agentur dpa

Berlin, Mittwoch, 26. Juni 2024

Für die erhoffte Verkehrswende sollte Bahnfahren eigentlich viel attraktiver werden. Doch nun könnten Zugreisen bedeutend teurer werden - und einige Verbindungen komplett wegfallen.
Wegen erhöhter Gebühren will die Deutsche Bahn die Preise anheben und bestimmte Verbindungen streichen.


Schlechte Nachrichten von der Schiene: Statt mehr Zugverkehr drohen bei der Deutschen Bahn künftig höhere Ticketpreise und weniger Verbindungen auf nicht gut nachgefragten Strecken. Grund sind nach Angaben des bundeseigenen Konzerns die geplanten Trassenpreissteigerungen, die vor allem das Fahren von Fernverkehrszügen ab 2025 deutlich teuer machen könnten. 

"Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich", sagte ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch (26. Juni 2024) in Berlin. "Konkret bedeutet dies, dass für die DB Fernverkehr AG schlecht ausgelastete Züge nicht mehr tragbar wären und das Angebot entsprechend reduziert werden muss."

Gestiegene Trassenpreise - Bahn kündigt heftige Einschnitte an

Das Thema löste in der Politik Unruhe aus, vor allem die Grünen reagierten mit Kritik. Landespolitiker befürchten, dass ihre Region durch Streichungen im Bahnverkehr abgehängt werden könnten. Bei den Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen sie zahlen, auch die Verkehrsunternehmen der Bahn selbst. Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 - im Durchschnitt um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr

Video:




Grund für die hohe Steigerung sind laut der InfraGO höhere Personal- und Materialkosten der vergangenen Jahre. Aufgrund einer gesetzlichen Regelung darf der Regionalverkehr nicht so stark belastet werden - daher werden die Erhöhungen vor allem auf den Fern- und den Güterverkehr umgelegt. Für 2025 erhöhen sich die Trassenpreise für den Fernverkehr nach aktuellem Stand um 17,7 Prozent. Es gibt aber Klagen dagegen. 

Der Bund hat zudem in Aussicht gestellt, die Unternehmen mit einer Sonderförderung zu unterstützen. Das sei aber nur eine kurzfristige Lösung, sagte die Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta (Grüne) am Mittwoch. "Um das Problem auf Dauer zu lösen, ist eine Überarbeitung des Trassenpreissystems mit einer Anpassung des Eisenbahnregulierungsgesetzes die sauberste Lösung", so Piechotta.

Wie konkret die Streichung einzelner Verbindungen bei der Bahn diskutiert wird, ist im Detail offen. Laut einem Bericht des Spiegel hat die Bahn bereits eine Liste mit Fernverkehrsverbindungen aufgestellt, die ausgedünnt oder gestrichen werden sollen. Die Bahn wollte sich zur Liste oder konkreten Streichungsplänen nicht äußern.

Bahn plant Streckenstreichungen - auch Verbindungen in Franken betroffen

Dem Spiegel-Bericht zufolge könnten die Intercity-Linien 61 (Karlsruhe - Stuttgart - Aalen - Crailsheim - Nürnberg - Leipzig), 51 (Gera – Weimar – Erfurt – Gotha – Kassel – Dortmund – Köln) und 34 (Norddeich Mole – Münster – Dortmund – Siegen – Frankfurt) komplett gestrichen werden. Darüber hinaus soll laut Spiegel das Angebot an ICE-Fahrten nach Stralsund an der Ostsee in der Nebensaison stark reduziert werden. Das Magazin bezieht sich auf ein Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur von Anfang Februar. 

Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn reagierte verärgert. "Es muss auch eine gewisse Daseinsvorsorge auf Linien geben, die sich nicht immer rechnen", sagte Neuß der dpa. "Linien von Köln über das Ruhrgebiet nach Berlin sind fast immer voll - da ist die Finanzierung über die Tickets möglich. Aber bei anderen Verbindungen geht das nicht - es muss sie aber dennoch geben." Um auch solche Linien anbieten zu können, sei mehr Geld vom Staat nötig. Es sei nicht vertretbar, wie viel Geld jährlich in die Straßen statt in die Schiene gesteckt werde, "nur weil dann viele Autofahrer, die nie die Bahn nutzen, applaudieren", sagte Neuß. 

Heftige Kritik wegen EM-Chaos - Bahnvorstand äußert sich

Auch Grünen-Chef Omid Nouripour argumentierte mit der Daseinsvorsorge und kündigte Gespräche an. Er wolle zusammen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) alles daransetzen, dass es nicht zu Streichungen im Fernverkehr der Bahn komme, sagte Nouripour bei RTL/ntv.

Aktuell hat die Bahn noch die Herausforderung Europameisterschaft vor der Brust. In den vergangenen Tagen häuften sich Klagen über die Leistung des bundeseigenen Konzerns. "Wir verstehen den Unmut und die Kritik von Fans. Die Bahn bietet aktuell nicht die Qualität, die alle verdient haben", sagte Michael Peterson, im Vorstand für den Fernverkehr zuständig, der Bild. Seit Turnierbeginn seien fünf Millionen Reisende mit den ICE und IC gefahren. Peterson dankte für Geduld und Umsicht der Kunden, wenn es mal nicht laufe wie geplant. Gut für die Bahn: Zwei Drittel der Spiele sind bereits absolviert.