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Ryanair verschärft Handgepäckkontrollen – Konflikte drohen


Autor: Agentur dpa, Stefan Lutter

Frankfurt/Mainz, Freitag, 12. Sept. 2025

Ryanair plant verschärfte Kontrollen für das Handgepäck, während Lufthansa auf andere Maßnahmen setzt. Die geplanten Änderungen führen zu Diskussionen in der Branche.
Ryanair verschärft ab November die Handgepäckkontrollen und erhöht die Prämien für das Bodenpersonal, was in der Branche für Diskussionen sorgt.


Die schärferen Handgepäckkontrollen bei der Fluggesellschaft Ryanair werden nach Auffassung eines deutschen Gewerkschafters zusätzliche Probleme während des Fluges schaffen. "Sie verderben die Stimmung schon vor dem Start, wenn man ohnehin gestresste Passagiere angeht", sagte Joachim Vazquez Bürger, Chef der deutschen Flugbegleitergewerkschaft Ufo. 

Hintergrund sind Ankündigungen des Ryanair-Konzernchefs Michael O'Leary, dem Bodenpersonal künftig höhere Prämien zu zahlen, wenn bei Gästen zu schwere oder zu große Handgepäckstücke entdeckt werden.

Schärfere Handgepäck-Kontrollen bei Ryanair - Anreize für Gepäck-Detektive

Der Anreiz soll zum November von 1,50 Euro auf 2,50 Euro pro entdecktem Gepäckstück steigen und nicht mehr monatlich gedeckelt sein, wie britische Medien berichtet haben. Ertappte Passagiere müssen hohe zusätzliche Gepäckgebühren bezahlen. 

Ryanair begründet die auch für deutsche Starts geltende Maßnahme mit schnelleren Prozessen. Sämtliches Handgepäck muss vor dem Start sicher in der Kabine verstaut sein. Bei einem erhöhten Aufkommen kann es zu kostenträchtigen Verzögerungen kommen. Auf der anderen Seite handele man sich mit überzogenen Kontrollen zusätzlichen Ärger an Bord ein, warnt der Ufo-Gewerkschafter Bürger. "Man schafft sich seine 'unruly passenger' selbst."

Darunter werden Passagiere verstanden, die durch unangemessenes Verhalten die Sicherheit des Fluges gefährden. Ryanair geht zivilrechtlich scharf gegen Störer vor, verlangt 500 Euro Geldbuße pro Fall und hat in diesem Zusammenhang schon Alkoholverbote an Flughäfen gefordert. 

"Eindeutig unfair": Keine Anreize für Kontrollen bei Lufthansa

Wie andere Direktfluggesellschaften auch erlaubt Ryanair im günstigsten Tarif kostenfrei nur ein kleines Handgepäckstück in der Größe von 40x30x20 Zentimeter. Die üblichen Kabinenkoffer können nur gegen Aufpreis mit in die Kabine genommen werden. Das hat zu Kritik von Verbraucherschützern und des EU-Parlaments geführt.

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"Wir sind entschlossen, die Geißel der übergroßen Gepäckstücke zu beseitigen, die das Einsteigen verzögern und für die über 99 Prozent unserer Fluggäste, die sich an unsere Gepäckbestimmungen halten, eindeutig unfair sind", teilte ein Ryanair-Sprecher mit.

Die Lufthansa zahlt nach eigenen Angaben keine Prämien an das Bodenpersonal. "Es gibt keine Anreize und keine Strafgebühren", sagt ein Sprecher. Vielmehr seien die Crews und die Beschäftigten am Boden gehalten, mögliche Probleme mit übermäßigem Handgepäck frühzeitig zu erkennen und einvernehmlich zu lösen. Eine Sprecherin von Easyjet verwies darauf, dass das Personal an den Gates und Gepäckkontrollen nicht direkt bei der Airline angestellt sei.

Freigepäckgröße erhöht: "33 Prozent größer als der EU-Standard"

Allerdings gibt es auch gute Ryanair-Nachrichten bezüglich des Handgepäcks. Wie der Konzern kürzlich bekannt gegeben hat, ist am 4. September 2025  eine bedeutende Änderung bei den Handgepäcksrichtlinien inkraft getreten, die Passagieren mehr Flexibilität bietet. Seit diesem Zeitpunkt können alle Fluggäste ein kostenloses persönliches Gepäckstück mit den Maßen 40 x 30 x 20 cm mitführen. Diese neue Freigepäckgröße sei 33 Prozent größer als der bisherige EU-Standard (40 x 30 x 15 cm), rechnet die Airline vor. Durch diese Änderung möchte Ryanair das Reiseerlebnis für seine Kunden verbessern und die Mitnahme alltäglicher Gegenstände wie Laptops, kleine Taschen oder Einkäufe erleichtern.

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Die Umsetzung der neuen Richtlinie erfolgte an allen 235 Flughäfen, die von Ryanair in Europa bedient werden. Um die Anpassung zu unterstützen, hat die Airline die Gepäckprüfgeräte ("Bag Sizers") an den Flughäfen entsprechend vergrößert. Passagiere, die zusätzlich zu diesem kostenlosen Gepäckstück weitere Taschen mitnehmen möchten, können den Priority-Boarding-Service nutzen oder gegen Gebühr zusätzliche Gepäckstücke aufgeben.

Neue Vorschriften bei bestimmten Airlines schränken 2025 die Mitnahme von Powerbanks im Handgepäck stark ein. In China sind Powerbanks ohne 3C-Sicherheitszertifizierung auf Flügen seit Juni verboten, in Südkorea sind nur fünf Powerbanks pro Passagier mit maximal 100 Wh erlaubt. Das Laden während des Fluges ist untersagt und die Geräte müssen ins Handgepäck – Verstöße können zu Problemen führen, da die Brandgefahr durch Lithium-Ionen-Akkus sehr hoch ist. Auch der Flughafen Nürnberg weist ausdrücklich darauf hin, dass Powerbanks und Ersatzakkus ausschließlich im Handgepäck erlaubt sind, und zwar nur bis maximal 100 Wattstunden. Im aufgegebenen Gepäck sind sie verboten. Wer gegen diese Vorschrift verstößt, muss mit Maßnahmen der Airline und möglichen Konsequenzen rechnen.

Seit Mai 2025 gilt in der Türkei eine neue Regel auf Flugreisen: Wer nach der Landung zu früh aufsteht oder sein Handgepäck aus dem Fach holt, bevor das Anschnallzeichen erloschen ist, dem droht ein Bußgeld. Die Regelung soll die Sicherheit und Disziplin an Bord verbessern. Die genaue Höhe der Strafe ist noch nicht offiziell bekannt, aber Airlines wie Turkish Airlines setzen die Vorschrift bereits streng um. red/sl/dpa

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