Spielzeugschätze vergangener Tage: Die neue Ausstellung in Judenbach zieht Besucher an!
Die Stiftung Judenbach beherbergt das Ali Kurt Baumgarten-Museum. Das Haus, das an der alten Heeres- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig liegt, gibt nicht nur Zeugnis von der seit dem 15. Jahrhundert begründeten Spielzeugtradition des Ortes, sondern setzt mit dem Ali Kurt Baumgarten-Museum dem Judenbacher Künstler ein bleibendes Denkmal.
Aktueller Besuchermagnet ist seit 10. Mai 2024 die Ausstellung "Zieh´mich auf!" der Sammlung Weidner, die Mechanisches Spielzeug aus den 1950er bis 1970er Jahren präsentiert. Die Exponate stammen dabei vorwiegend aus den USA und Japan, wo nach dem 2. Weltkrieg die Blechspielzeugherstellung florierte.
Spielzeugfaszination aus Judenbach
Im Dorf Judenbach wurden Kaufleute bei ihrer Rast an der Handelsstraße auf das örtliche Holzspielzeug aufmerksam und so entwickelte sich durch An- und Verkauf die Spielzeugproduktion mit verschiedenen Gewerbetreibenden ab ca. 1780 in der gesamten Region um das thüringische Sonneberg. Die ersten beweglichen Spielzeuge wurden gegen 1840 entwickelt, dank Federlaufwerken und anspruchsvoller Mechanik erlebte Judenbach ab ca. 1900 bis 1939 seine Blütezeit mit annähernd 90 Spielzeugfabrikanten und Zulieferern.
Nach 1945 kam es zum Neustart in Thüringen und Bayern, der durch die Abwanderung des bedeutenden Familienunternehmens Max Carl von Judenbach nach Creidlitz bei Coburg geprägt wurde. Von Max Carl stammen u.a. die bekannten musizierenden Affen und der Olympia-Waldi von 1972. Auch Erich Motschmann Emo (u.a. Disney-Figuren) wurde ab 1949 durch seine Puppen bekannt.
Und die mechanischen Spielwaren von Hans Zitzmann HZ sind bis heute ein Begriff, ebenso Firmen wie Döring, Heublein ("Meckis"), Friedrich, Fehn und Limmer. In Judenbach entstand nach der Enteignung von Max Carl der erste volkseigene Betrieb im Ort, der "VEB Mechanische Spielwarne Judenbach" (MESJU), später auch die PGH "Koppelhund", die bis in die 1960er Jahre annähernd 600 Beschäftigte hatten. Doch alle Hersteller, auch der Großbetrieb Sonni hatten in Ost und West ab den 1980er aufgrund von Sicherheitsauflagen, Billigkonkurrenz aus Fernost und verändertem Kaufverhalten aufgeben müssen.
Ali Kurt Baumgarten
Baumgarten (1914-2009) gilt nicht nur als "der letzte deutsche Expressionist", sondern auch als "der wohl bedeutendste Spielzeug-Gestalter der ehemaligen DDR". Der Graphiker, Kunsthandwerker und Maler besuchte zunächst von 1928 bis 1932 die Fachschule für Spielzeug und Keramik in Sonneberg und studierte danach an der Akademie der Bildenden Künste in München, später in Berlin.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war er mit einem Malverbot belegt und zog sich in Judenbach zurück. Nach Ende des 2. Weltkriegs war er in der DDR in der Spielzeugindustrie als Gestalter sowie bei Arbeiten im Bereich "Kunst am Bau" tätig. Nach der Wiedervereinigung wandte er sich wieder dem Expressionismus zu und beendete 2001 aus gesundheitlichen Gründen seine künstlerische Tätigkeit.