Judenbachs neuer Publikumsmagnet: Mechanische Spielzeuggeschichte begeistert Besucher

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Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Max Carl Affenkapelle
Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Max Carl Affenkapelle
Frank Keil
Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Kartons
Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Kartons
Frank Keil
Ali Kurt Baumgarten Spielzeug
Ali Kurt Baumgarten Spielzeug
Frank Keil
Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Clowns
Mechanisches Spielzeug Sammlung Weidner/Clowns
Moritz Bauer
juba83/Iglus Kinder
juba83/Iglus Kinder
Moritz Bauer

Spielzeugschätze vergangener Tage: Die neue Ausstellung in Judenbach zieht Besucher an!

Die Stiftung Judenbach beherbergt das Ali Kurt Baumgarten-Museum. Das Haus, das an der alten Heeres- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig liegt, gibt nicht nur Zeugnis von der seit dem 15. Jahrhundert begründeten Spielzeugtradition des Ortes, sondern setzt mit dem Ali Kurt Baumgarten-Museum dem Judenbacher Künstler ein bleibendes Denkmal.

Aktueller Besuchermagnet ist seit 10. Mai 2024 die Ausstellung "Zieh´mich auf!" der Sammlung Weidner, die Mechanisches Spielzeug aus den 1950er bis 1970er Jahren präsentiert. Die Exponate stammen dabei vorwiegend aus den USA und Japan, wo nach dem 2. Weltkrieg die Blechspielzeugherstellung florierte.

Spielzeugfaszination aus Judenbach

Im Dorf Judenbach wurden Kaufleute bei ihrer Rast an der Handelsstraße auf das örtliche Holzspielzeug aufmerksam und so entwickelte sich durch An- und Verkauf die Spielzeugproduktion mit verschiedenen Gewerbetreibenden ab ca. 1780 in der gesamten Region um das thüringische Sonneberg. Die ersten beweglichen Spielzeuge wurden gegen 1840 entwickelt, dank Federlaufwerken und anspruchsvoller Mechanik erlebte Judenbach ab ca. 1900 bis 1939 seine Blütezeit mit annähernd 90 Spielzeugfabrikanten und Zulieferern.

Nach 1945 kam es zum Neustart in Thüringen und Bayern, der durch die Abwanderung des bedeutenden Familienunternehmens Max Carl von Judenbach nach Creidlitz bei Coburg geprägt wurde. Von Max Carl stammen u.a. die bekannten musizierenden Affen und der Olympia-Waldi von 1972. Auch Erich Motschmann Emo (u.a. Disney-Figuren) wurde ab 1949 durch seine Puppen bekannt.

Und die mechanischen Spielwaren von Hans Zitzmann HZ sind bis heute ein Begriff, ebenso Firmen wie Döring, Heublein ("Meckis"), Friedrich, Fehn und Limmer. In Judenbach entstand nach der Enteignung von Max Carl der erste volkseigene Betrieb im Ort, der "VEB Mechanische Spielwarne Judenbach" (MESJU), später auch die PGH "Koppelhund", die bis in die 1960er Jahre annähernd 600 Beschäftigte hatten. Doch alle Hersteller, auch der Großbetrieb Sonni hatten in Ost und West ab den 1980er aufgrund von Sicherheitsauflagen, Billigkonkurrenz aus Fernost und verändertem Kaufverhalten aufgeben müssen.

Ali Kurt Baumgarten

Baumgarten (1914-2009) gilt nicht nur als "der letzte deutsche Expressionist", sondern auch als "der wohl bedeutendste Spielzeug-Gestalter der ehemaligen DDR". Der Graphiker, Kunsthandwerker und Maler besuchte zunächst von 1928 bis 1932 die Fachschule für Spielzeug und Keramik in Sonneberg und studierte danach an der Akademie der Bildenden Künste in München, später in Berlin.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war er mit einem Malverbot belegt und zog sich in Judenbach zurück. Nach Ende des 2. Weltkriegs war er in der DDR in der Spielzeugindustrie als Gestalter sowie bei Arbeiten im Bereich "Kunst am Bau" tätig. Nach der Wiedervereinigung wandte er sich wieder dem Expressionismus zu und beendete 2001 aus gesundheitlichen Gründen seine künstlerische Tätigkeit.

So zeigt das Museum frühe und späte Werke des Expressionisten, präsentiert Spielzeugentwürfe (u.a. Kunststoff-Bären, Kunststoff-Affen, Kunststoff-Hunde), die industrielle Formgebung neu definiert haben und gibt mit historischen Dokumenten und Bildern Einblick in das Leben Baumgartens.

Sammlung Weidner – Mechanisches Spielzeug aus den 1950er bis 1970er Jahren

Mehr als 30 Jahre lang haben Rosemarie und Götz Weidner mechanische Spielfiguren aus Blech und Plüsch mit ihrem charakteristischen Federlaufwerk mit Schlüsselaufzug gesammelt. Den Grundstein ihrer Sammlung bildet eine Figur von Max Carl, unzählige weitere Spielfiguren von Herstellern wie u.a Emo Zitzmann und Sonni folgten. Götz Weidner, Szenenbildner beim Film, setzte hier auch seine Erfahrung ein und erweckte vor eigenen Bühnenbildern die Figuren filmisch wieder zum Leben.

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Er zeigt damit, dass sich die Figuren vielfältig bewegen können. In seiner Sammelleidenschaft hat das Münchner Ehepaar über 600 Exemplare aus der ganzen Welt zusammengetragen. Ein Großteil davon kann man in Judenbach erleben, denn durch einen intensiven Kontakt zum dortigen Alt-Bürgermeister beschlossen die beiden Spielzeug-Enthusiasten, die Sammlung in deren Heimat zurückzuführen.

Fundierte Kenntnisse zur Stiftung und den Sammlungen geben gerne Moritz Bauer, Pressereferent und Kuratoriumsmitglied, der selber aus einer Herstellerfamilie stammt, sowie Bürgermeisterin und 2. Vorstand, Frau Silke Fischer, weiter.

Kreativer Ort rund um das Spielen

Die Stiftung Judenbach ist ab 2018 Nebenstelle der Volkshochschule (VHS) und bietet unter anderem kreative Kurse für Kinder, Schüler und Erwachsene an. Das juba83 will Kreative, Aktive und Künstler zusammenbringen. Kleinkunst, Konzerte, Ausstellungen und Familienfeiern finden hier statt. Ergänzt wird das Angebot durch einen Indoor-Spielplatz, ein grünes Klassenzimmer, einen Museumsshop und eine Kaffeerösterei.

Geöffnet ist Freitag bis Sonntag von 13.00h bis 17.00h. Weitere Informationen zu Eintrittspreisen, Führungen, Veranstaltungen und die Anfahrt erhält man auf der Website.

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