Protesttag am Mittwoch: Darum bleiben die Apotheken in Deutschland geschlossen
Autor: Redaktion, Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 13. Juni 2023
Hustensaft, Pille danach oder Medikamente gegen chronische Erkrankungen: Das alles wird es am Mittwoch (14. Juni) vielerorts vermutlich nur mit mehr Aufwand geben als sonst. Tausende Apotheken in Bayern planen einen Protesttag. Ihnen geht es aber nicht nur um mehr Geld.
Update vom 12.06.2023, 10.40 Uhr: Das steckt hinter dem Protest der Apotheken - Holetschek äußert sich
Bei einem bundesweiten Protesttag wollen Apothekerinnen und Apotheker am Mittwoch (14. Juni 2023) ihre Forderungen nach mehr Geld und mehr Flexibilität untermauern. In Bayern werden sich rund 2500 Apotheken beteiligen und geschlossen bleiben, teilte der Bayerische Apothekerverbandes (BAV) mit. Die Akutversorgung soll durch Notdienstapotheken gewährleistet bleiben. Der Verband bat Patientinnen und Patienten, planbare Arzneimittel bereits am Montag oder Dienstag zu besorgen oder bis Donnerstag zu warten.
"Mit dem Protesttag wollen wir zeigen, welche Bedeutung Apotheken für die ortsnahe Arzneimittelversorgung haben", sagt der BAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann. Aufgrund politischer Versäumnisse habe sich das Netz an Apotheken ausgedünnt. Die Zahl der Apotheken in Bayern sinkt laut Landesapothekerkammer seit 2010. Demnach gab es in den Jahren zuvor stets etwa 3400 Apotheken; 2022 waren es noch 2882.
"Überbordende Bürokratie macht die Arbeit zunehmend schwerer", sagt Hubmann. Außerdem sei die Vergütung pro rezeptpflichtigem Arzneimittel seit zehn Jahren nicht angepasst worden. Dabei seien Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten stark angestiegen. Auch Konkurrenz durch Versandapotheken macht Apotheken bundesweit seit Jahren zu schaffen. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden sich immer weniger Apothekerinnen und Apotheker mit einer Apotheke selbstständig machen, heißt es vom BAV.
Die Apothekerinnen und Apotheker fordern bundesweit in einem Zehn-Punkte-Plan unter anderem höhere Vergütungen sowie mehr Handlungsfreiheit bei Lieferengpässen. Außerdem möchten sie eine Rechtsgrundlage, damit Apotheken zusammen mit Vertragsärztinnen und -ärzten ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten können.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) äußerte grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Apothekerschaft. "Apotheken sind mehr als nur Läden für Arzneimittel - und dafür müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden", sagte Holetschek der Deutschen Presse-Agentur. Sein Ministerium unterstütze die Apothekerinnen und Apotheker, soweit es im Zuständigkeitsbereich des Freistaates möglich sei. Bayern finanziere mit 700.000 Euro eine Studie zur Apothekenversorgung und unterstütze den BAV finanziell bei einer Kampagne zur Nachwuchsgewinnung.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Forderungen nach mehr Honorar unterdessen zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", sagte der SPD-Politiker der Bild am Sonntag. Die Apothekerverbände verlangen eine Anhebung von 8,35 Euro auf 12 Euro pro rezeptpflichtiger Packung.
Apotheken-Protest steht an: Patienten sollen sich vorab Medikamente besorgen
Der Thüringer Branchenverband rät den Patienten, sich Medikamente an anderen Tagen zu besorgen. Kunden müssen sich aber auch nach einem geplanten Protesttag auf weitere Einschränkungen einstellen. "Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren", sagte die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening, dem Focus laut Vorabmeldung. Die Menschen würden merken, was es bedeute, dass die Apotheke vor Ort da sei - oder nicht.