Jörg Kachelmann ist ein streitbarer Wetterexperte, der deutlich seine Meinung sagt. Aktuell warnt er vor, wie er sagt, tödlichen Hitzetipps. Aber auch mit der Polizei hat er ein sommerbedingtes Hühnchen zu rupfen.
Der Meteorologe Jörg Kachelmann kämpft seit Jahren gegen Handlungsempfehlungen für heiße Sommerperioden, die aus seiner Sicht schädlich, ja sogar tödlich sind. Auch in diesem Jahr wettert er gegen Hitzetipps, die laut einem Interview mit dem Spiegel "aktive Sterbehilfe" sind.
Durchzug statt Durchlüften - auf diese Formel lässt sich die Argumentation Jörg Kachelmanns wohl verdichten. Doch nicht nur damit hadert er - auch mit oft genannten Ursachen für Waldbrände geht er nicht konform. Glasscherben etwa würden nicht genügen, so Kachelmann, um Brände zu erzeugen. Stattdessen seien fahrlässiges Handeln oder gar Brandstiftung schuld. Der Polizei wirft er vor, sich nur Ermittlungsarbeit sparen zu wollen.
Durchzug contra Durchlüften: Die Luftfeuchtigkeit ist entscheidend
Wenn die Temperaturen steigen, ist das belastend für den Körper. Das ist in den meisten Sommern an irgendeinem Punkt der Fall. In diesem Jahr drohen nie gekannte Temperaturen und aktuell gibt es vielerlei Befürchtungen, dass besonders vulnerable Gruppen wie ältere Menschen in Gefahr sind durch die Hitze.
Hier gibt es nun einige, die Durchlüften am Morgen und am Abend empfehlen, wenn es draußen heiß ist. Eine Reihe von Verbraucherzentralen etwa empfiehlt dies. Dem hält Jörg Kachelmann entgegen, dass dies zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit führen würde. Diese sei das eigentliche Problem. Sind die Fenster tagsüber geschlossen und hält man sich in den Räumen ständig auf, steigt die Luftfeuchtigkeit und damit die Belastung für den Kreislauf.
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Kachelmann und andere Expert*innen raten daher: Man soll für stetigen Durchzug sorgen, bei gleichzeitiger Verdunkelung der Räume, damit diese sich nicht durch Sonneneinstrahlung aufheizen. Also Fenster kippen und irgendwie verdunkeln. Am besten, so Kachelmann im "Spiegel"-Gespräch, noch Ventilatoren aufstellen. Laut dem Portal "mimikama.at" sind diese auch energiesparender als eine Klimaanlage. Ideal sei eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Neben Thermometern wären wohl auch Hygrometer angebracht, so mimikama.at.
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Der Mythos von der Glasscherbe: Jörg Kachelmann wirft Polizei Faulheit vor
Jörg Kachelmann ist in diesem Sommer aber nicht nur wegen der Hitzetipps erbost, sondern erregt sich auch über die Begründungen von Polizei und damit auch der Medien bei einigen Wald- und Flächenbränden. In Berichten der Polizei ist immer wieder davon zu lesen, dass Brände quasi von selbst ausbrechen, etwa, weil Glasscherben herumgelegen wären. Dem hält Jörg Kachelmann entgegen, dass dies physikalisch nicht möglich sei, weil der Brennglaseffekt gar nicht die notwendigen Temperaturen erzeugen würde, um ein Feuer zu verursachen.
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Auch sei Hitze keine Brandursache, so Kachelmann. Es sei immer menschliches Handeln als Ursache anzunehmen, so der Meteorologe. Entweder fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung sei abgesehen von Blitzschlägen fast immer als Grund anzunehmen, sagt Kachelmann. Der Polizei wirf er vor, sich mühsame Brandstiftungs-Ermittlungen sparen zu wollen. Aus diesem Grund würde man auf den weit verbreiteten Mythos der "Selbstentzündung" zurückgreifen.
Würde die Polizei bei Verdacht auf Brandstiftung nicht ausreichend ermitteln, wäre das eine Strafvereitelung im Amt. Eine Straftat. Würde also jemand der Polizei öffentlich vorwerfen, dass sie angeblich vorsätzlich Straftaten begeht, wäre das zumindest höchst bedenklich und sollte keine Unterstützung in den Medien finden.
Tatsächlich hat der Deutsche Wetterdienst 2006 schon in Feldversuchen herausgefunden, dass die Geschichte mit der Glasscherbe nicht funktioniert. Selbst unter Idealbedingungen konnte die nötige Zündtemperatur von 300 Grad nicht annähernd erreicht werden.
Also, Feuer entfachen mit einer Glasscherbe - geht höchstens, wenn sie genau so konzentriert wie eine Lupe - und sowas habe ich auch noch nicht gesehen.
Aber mit dem Lüften habe ich andere Erfahrungen gemacht, zumal Durchzug, wenn man vielleicht noch geschwitzt ist, auch nicht so gut ist!
Wenn die Außentemperatur abends unter die Raumtemperatur von ca. 23 Grad gesunken ist, dann kippe ich meine insektengeschützte 2 Fenster im Wohnbereich und lasse, bei Bedarf mit 10-cm-Ventilator, die zu warme Raumluft in der Küche nach außen entweichen. Je nach Innen- bzw. Außentemperatur schließe ich vormittags wieder die 2 Fenster.
Somit habe ich die letzten zwei Wochen durchgehend eine Raumtemperatur von ca. 23 Grad sowie eine relative Luftfeuchte - mit Haar-Hygrometer und elektronisch gemessen - von knapp unter 40 %!
Also, doch sehr angenehm. 🙂