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Airport Nürnberg: Mehr Flüssigkeit im Handgepäck erlaubt - aber es gibt einen Haken


Autor: Alexander Milesevic

Deutschland, Sonntag, 03. August 2025

Behälter bis maximal 100 ml Größe, verpackt in einem 1-Liter-Plastikbeutel: Die Flüssigkeitsregeln fürs Handgepäck empfinden viele Flugreisende als Zumutung. Nun erlaubt die EU Änderungen.


Bisher galten für Fluggäste strikte Vorschriften für Flüssigkeiten im Handgepäck. Jetzt ist in der EU der Weg für ein Ende der Flüssigkeitsmengen-Beschränkung bei Flugreisen frei. Die Europäische Union hat Scanner genehmigt, die flüssige Sprengstoffe zuverlässig identifizieren können und größere Flaschen im Handgepäck theoretisch erlauben, wie eine Sprecherin der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Alles Weitere sei nun Sache der Flughäfen.

Zumindest in Deutschland könnte das Ende der 100-Milliliter-Behälter-Regel jedoch noch etwas auf sich warten lassen, obwohl entsprechende Scanner bereits vorhanden sind. Der Grund ist, dass es weiterhin auch alte Geräte gibt und Reisende bisher nicht vorab darüber informiert werden können, an welchem Scanner sie die Sicherheitskontrolle passieren werden. Zudem fehlt an einigen neuen Geräten die passende Software.

Mehrere deutsche Flughäfen haben neue Scanner

Damit wird dort vorerst weiterhin gelten, dass Fluggäste Flüssigkeiten nur in Behältern mit einem Volumen von bis zu 100 Millilitern mitführen dürfen - und diese in einem wiederverschließbaren transparenten Plastikbeutel mit einem maximalen Fassungsvermögen von bis zu einem Liter verpackt sein müssen.

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Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt stehen laut Angaben einer Sprecherin bereits an 40 der knapp 190 Kontrollspuren die neuartigen Scanner. 40 weitere Geräte sind fest bestellt. Doch vorläufig wird sich für die Passagiere nichts ändern. Die Sprecherin betont, dass man vorher nicht wissen könne, mit welcher Technologie das Handgepäck des jeweiligen Fluggastes überprüft werde. Wann der gesamte Flughafen mit der neuen Technologie ausgestattet ist, stehe noch nicht fest.

Auch in München müssen sich die Passagiere gedulden. Die notwendigen Scanner sind zwar bereits in größerer Zahl am Flughafen München vorhanden, allerdings muss noch die Software der Geräte angepasst werden, wie ein Sprecher der Regierung von Oberbayern mitteilt. Aus Rücksicht auf das hohe Fluggastaufkommen während der bayerischen Sommerferien werden die Anpassungen jedoch auf einen bislang unbekannten Zeitpunkt verschoben. 

Reisende sollten Regelungen der Flughäfen im Blick haben

Fluggäste sollten darüber hinaus auch den möglichen Rückflug von einem anderen Flughafen sowie die dort geltenden Regelungen im Blick haben. "Würde die Rückreise beispielsweise an einem Flughafen angetreten werden, der die neue Technik noch nicht einsetzt, wäre somit dort weiterhin die 100 ml-Grenze maßgeblich", so der Sprecher.

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Andere deutsche und europäische Flughäfen wollen diese aber ebenfalls abschaffen. Am Berliner Flughafen BER werden derzeit alle neuen Geräte mit der erforderlichen Software ausgestattet. Danach braucht es laut Angaben einer Sprecherin nur noch die endgültige Freigabe durch die Bundespolizei.

Am Flughafen in Nürnberg sollen die neuen Scanner in der Zukunft ebenfalls eingesetzt werden. Auch dort ändert sich jedoch erst einmal nichts für die Flugreisenden. Ein Sprecher der Regierung von Mittelfranken sagte zu inFranken.de, dass ein neuer Scanner bereits getestet worden sei. Mit den geplanten Renovierungsarbeiten des Sicherheitsbereichs würden die Scanner an dem fränkischen Airport eingeführt. Die Beschränkung von 100 Millilitern bleibt so auch hier erst einmal bestehen. An den Kontrollspuren mit der alten herkömmlichen Technik gilt sie ohnehin weiter.

Neue Scanner sind Computertomographen

Nach Angaben der EU-Kommission werden derzeit bereits etwa 700 Geräte mit der jetzt zugelassenen Technik auf Flughäfen in 21 Ländern der Europäischen Union genutzt oder installiert. Die Geräte des britischen Herstellers Smiths Detection durchleuchten das Handgepäck mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computertomographie (CT).

Statt weniger unscharfer Aufsichtsbilder liefern sie ohne Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung des Gepäckinhalts ermöglicht. Auch feste und flüssige Sprengstoffe können von den Geräten erkannt werden.

Die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr wurden 2006 eingeführt, nachdem bekannt geworden war, dass Terroristen an Bord eines Flugzeugs aus mehreren Flüssigkeiten Sprengstoff herstellen könnten.

Bisherige Zweifel an der Technologie

Die bundesweite, vollständige Umstellung aller Kontrollspuren sei aufwendig, teilte eine Sprecherin des Flughafenverbands ADV mit. Sie verursache nicht nur hohe Anschaffungskosten, sondern erfordere auch umfangreiche bauliche Anpassungen an den Kontrollstellen, etwa weil die Geräte größer sind. Eine Finanzierung der Kontrollgeräte könnte - je nach Zuständigkeit für die Durchführung der Kontrollen - durch die Flughafenbetreiber selbst, das Bundesinnenministerium oder die Luftsicherheitsbehörden der Länder erfolgen.

CT-Scanner sind grundsätzlich bereits seit Jahren im Einsatz. Unmittelbar nach ihrer Einführung wurden an den entsprechenden Spuren teilweise auch größere Flüssigkeitsbehälter akzeptiert. Eine offizielle Empfehlung gab es allerdings nicht. Im vergangenen Sommer tauchten dann aber Zweifel an der Zuverlässigkeit der Gepäckscanner auf und die EU ordnete weitere Überprüfungen an. An Board eines Flugzeugs gibt es zudem Sitzplätze, die sicherer als andere sind. ami/mit dpa

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