Auch im benachbarten Baden-Württemberg findet er Zustimmung: Susanne Eisenmann, Spitzenkandidatin der CDU für die nächste Landtagswahl, nannte in einem Interview Söder eine "Option, die ich begrüßen würde". Der zweitgrößte und durchaus mächtige CDU-Landesverband gilt eigentlich als Hochburg von Friedrich Merz: Landesvorsitz Thomas Strobl und dessen Schwiegervater Wolfgang Schäuble zählen zu seinen Unterstützern.
Selbst Norbert Röttgen, der im Rennen um die Kanzlerkandidatur eher als Außenseiter gilt, hält Söder für kanzlerfähig. In einem Gespräch beim "Sonntag-Stammtisch" im Bayerischen Rundfunk nannte er es sogar "albern" so zu tun, als wäre Söder kein realistischer Kandidat. In einigen Kreisen gilt auch Merkels Besuch im Kabinett als positives Signal für eine mögliche Kandidatur. Auf direkte Nachfrage hielt sich die Kanzlerin jedoch zurück. Sie werde dazu in keiner Weise etwas kommentieren. "Ich kann nur sagen, Bayern hat einen guten Ministerpräsidenten", schloss sie ihre Antwort ab. Ob ähnliche Besuche auch bei Laschet und Co. anstehen, bleibt abzuwarten.
3. Söder schaffte den Imagewandel - auch außerhalb Bayerns
Noch vor zwei Jahren galt Markus Söder als unbeliebtester Ministerpräsident in Deutschland. Die Debatte um Kreuze in öffentlichen Einrichtungen und seine Aussagen zum angeblichen "Asyltourismus" stellten ihn in ein negatives Licht. Doch nachdem er trotz schwacher Wahlergebnisse für die CSU im Amt bleiben konnte, hat Söder sein Image merklich verändert.
Auch seine Stellung zu Umweltthemen und die Bereitschaft, mit den Grünen zusammenzuarbeiten, hat dabei geholfen. Das mache ihn für breitere Kreise auch außerhalb Bayerns und dem strikt konservativen Spektrum wählbar, erklärte der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel gegenüber der Bild-Zeitung.
4. Söder zeigt Kompetenz als Krisen-Manager
"Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen", sagte Söder noch Anfang Juli im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Wer dabei versage, habe "keinen moralischen Führungsanspruch". Mit dieser Aussage befeuerte er die Diskussion um seine mögliche Kandidatur nur noch mehr - schließlich schaffte er sich mit seinem politischen Handeln in der Corona-Krise einen guten Ruf, auch über die Grenzen des Freistaates hinaus.
Während Kanzlerkandidat Armin Laschet mit schnellen Lockerungen und steigenden Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen Kritik auf sich zog, blieb der CSU-Chef bei seinem vergleichsweise strikten Kurs. Gleichzeitig organisierte Bayern zahlreiche Hilfsprogramme für verschiedene Gruppen, die besonders von der Krise getroffen wurden. Als derzeitiger Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, die sich auf Bundesebene mit der Pandemie auseinandersetzte, bewies er außerdem, dass er gut mit der Kanzlerin zusammenarbeiten kann.
5. Merz, Laschet und Röttgen momentan schwache Kandidaten für CDU
Besonders in Hinblick auf die Corona-Krise machen die aktuellen Kanzlerkandidaten der CDU keine gute Figur. Das zeigt sich zum einen in den bereits erwähnten Umfrageergebnissen. Aus Sicht der Wähler halten laut ZDF-Politbarometer 19 Prozent Armin Laschet als geeignet für die Kanzlerschaft. Wirtschaftsexperte Friedrich Merz schafft es auf 31 Prozent, Norbert Röttgen ist mit 14 Prozent Zustimmung das Schlusslicht. Alle drei wurden jedoch von mehr als der Hälfte der Befragten als ungeeignete Kanzlerkandidaten eingeschätzt.
Laschet hat die Corona-Krise dabei am härtesten getroffen. Lange galt er als Favorit für den Parteivorsitz, der in der Regel auch den Kanzlerkandidaten bestimmt. Mittlerweile werden bereits Gerüchte laut, er würde stattdessen Gesundheitsminister Jens Spahn ins Rennen schicken. Zuvor hatten die beiden verkündet, als Team für den CDU-Vorsitz zu kandidieren - mit Spahn als Stellvertreter.
Laut Politikwissenschaftler Merkel zeige Treffen zwischen Söder und der Kanzlerin zudem, dass sie "alles andere als zufrieden" mit den bisherigen Kandidaten sei. Der bayerische Ministerpräsident komme da gerade recht.
Fazit: Markus Söder hat durchaus Qualitäten, die ihn als möglichen Kanzlerkandidaten für die CDU ins Gespräch bringen. Das zeigen seine Umfragewerte und auch die Aussagen von anderen Politikern aus der Unionspartei. Laut Experten sprechen auch sein Verhalten und politisches Handeln für eine Kandidatur, auch wenn Söder es in der Öffentlichkeit abstreitet. Es ist aber möglich, dass Söder sich erst bei der nächsten Wahl 2025 für das Amt aufstellen lassen wollte. Letztendlich haben die Mitglieder der CDU das letzte Wort - und das wird voraussichtlich erst im Januar 2021 fallen.
Abgesehen davon gibt es auch einige Gründe, die gegen Markus Söder als nächsten Kanzlerkandidaten sprechen.