5 Gründe, wieso Markus Söder Kanzlerkandidat werden sollte

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Bundeskanzlerin besucht Bayerisches Kabinett
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, steht vor der Abfahrt mit einem Schiff der Chiemsee-Schifffahrt auf die Insel Herrenchiemsee vor einer deutschen Flagge.
Bundeskanzlerin besucht Bayerisches Kabinett
Peter Kneffel (dpa/Pool)

"Mein Platz ist in Bayern", so lautet schon seit Wochen Markus Söders Standardantwort auf die Frage zu einer möglichen Kanzlerkandidatur. Und trotzdem gehen die Spekulationen weiter. Was spricht denn überhaupt für den CSU-Chef als nächsten Kanzler?

Markus Söder als Kanzlerkandidat der Union 2021? Beim Besuch von Angela Merkel zu einer Sitzung des Bayerischen Kabinetts weigerte sich Markus Söder ein Plakat zu unterschreiben - "Markus Söder Kanzlerkandidat? Ja" war darauf zu lesen. Aber das gäbe nur Ärger, meinte der Ministerpräsident.

Dennoch steht die Frage weiterhin im Raum: Kommt Söder als nächster Kanzler infrage? Hier fünf Gründe, die dafür sprechen.

1. Laut Umfragewerten ist die Mehrheit für Söder als Kanzlerkandidat

Die Corona-Krise ließ die Umfragewerte von Markus Söder in die Höhe schnellen: Im ZDF-Politbarometer vom 10. Juli hielten 64 Prozent den CSU-Chef als geeigneten Kandidaten für den Kanzlerposten - im März waren es noch 30 Prozent. Damit scheint er mit Abstand der Favorit zu sein, Olaf Scholz von der SPD folgt auf Platz 2 mit 48 Prozent. Interessant sind auch die Gegenstimmen aus dem Politbarometer, denn auch hier schneidet Söder am besten ab mit lediglich 27 Prozent an Befragten, die ihn nicht als Kanzler geeignet sehen. Scholz hat dagegen fast genauso viele Gegner wie Fürsprecher: 44 Prozent halten ihn für ungeeignet.

Besonders unbeliebt ist übrigens Söders direkter Konkurrent Armin Laschet. Der CDU-Vorsitz aus Nordrhein-Westfalen wird von 64 Prozent als ungeeignet für den Kanzlerposten angesehen. Übertreffen kann das nur Annalena Baerbock von den Grünen mit 65 Prozent Gegenstimmen.

Wenn es um Sympathien geht, macht sich Söder auch recht gut: Auf einer Skala zwischen -5 und +5 sollten die Befragten angeben, was sie von einem bestimmten Politiker halten. Söder erhielt im Durchschnitt eine 2. Nur Angela Merkel wurde mit durchschnittlich 2,7 besser bewertet. Zum Vergleich: Armin Laschet, der lange als Favorit im Rennen um den CDU-Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur galt, erreichte im Durchschnitt 0,5.

Auch in einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/ntv sprechen sich mit 52 Prozent die meisten Befragten für Markus Söder als neuen Kanzlerkandidaten aus. Unter Anhängern der Unionspartei kommt er dabei sogar auf 65 Prozent, die eine mögliche Kandidatur befürworten. Die breite Zustimmung aus der Bevölkerung kann die K-Frage jedoch letztendlich nicht entscheiden. Denn wer sich für den Posten in Berlin zur Wahl stellt, entscheidet die Partei intern. 

2. Starker Rückhalt aus der CDU und CSU

Unter den Mitgliedern der CDU und CSU genießt Markus Söder großen Rückhalt als nächster Anwärter auf Angela Merkels Position. Hier scheint Markus Söder einige Befürworter zu haben. Die Ministerpräsidenten Tobias Hans (Saarland), Michael Kretschmer (Sachsen) und Daniel Günther (Schleswig-Holstein) haben bereits geäußert, dass sie sich Söder durchaus als Kanzlerkandidaten vorstellen können.

Auch im benachbarten Baden-Württemberg findet er Zustimmung: Susanne Eisenmann, Spitzenkandidatin der CDU für die nächste Landtagswahl, nannte in einem Interview Söder eine "Option, die ich begrüßen würde". Der zweitgrößte und durchaus mächtige CDU-Landesverband gilt eigentlich als Hochburg von Friedrich Merz: Landesvorsitz Thomas Strobl und dessen Schwiegervater Wolfgang Schäuble zählen zu seinen Unterstützern.

Selbst Norbert Röttgen, der im Rennen um die Kanzlerkandidatur eher als Außenseiter gilt, hält Söder für kanzlerfähig. In einem Gespräch beim "Sonntag-Stammtisch" im Bayerischen Rundfunk nannte er es sogar "albern" so zu tun, als wäre Söder kein realistischer Kandidat. In einigen Kreisen gilt auch Merkels Besuch im Kabinett als positives Signal für eine mögliche Kandidatur. Auf direkte Nachfrage hielt sich die Kanzlerin jedoch zurück. Sie werde dazu in keiner Weise etwas kommentieren. "Ich kann nur sagen, Bayern hat einen guten Ministerpräsidenten", schloss sie ihre Antwort ab. Ob ähnliche Besuche auch bei Laschet und Co. anstehen, bleibt abzuwarten.

3. Söder schaffte den Imagewandel - auch außerhalb Bayerns

Noch vor zwei Jahren galt Markus Söder als unbeliebtester Ministerpräsident in Deutschland. Die Debatte um Kreuze in öffentlichen Einrichtungen und seine Aussagen zum angeblichen "Asyltourismus" stellten ihn in ein negatives Licht. Doch nachdem er trotz schwacher Wahlergebnisse für die CSU im Amt bleiben konnte, hat Söder sein Image merklich verändert.

Auch seine Stellung zu Umweltthemen und die Bereitschaft, mit den Grünen zusammenzuarbeiten, hat dabei geholfen. Das mache ihn für breitere Kreise auch außerhalb Bayerns und dem strikt konservativen Spektrum wählbar, erklärte der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel gegenüber der Bild-Zeitung.

4. Söder zeigt Kompetenz als Krisen-Manager

"Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen", sagte Söder noch Anfang Juli im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Wer dabei versage, habe "keinen moralischen Führungsanspruch". Mit dieser Aussage befeuerte er die Diskussion um seine mögliche Kandidatur nur noch mehr - schließlich schaffte er sich mit seinem politischen Handeln in der Corona-Krise einen guten Ruf, auch über die Grenzen des Freistaates hinaus.

Während Kanzlerkandidat Armin Laschet mit schnellen Lockerungen und steigenden Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen Kritik auf sich zog, blieb der CSU-Chef bei seinem vergleichsweise strikten Kurs. Gleichzeitig organisierte Bayern zahlreiche Hilfsprogramme für verschiedene Gruppen, die besonders von der Krise getroffen wurden. Als derzeitiger Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, die sich auf Bundesebene mit der Pandemie auseinandersetzte, bewies er außerdem, dass er gut mit der Kanzlerin zusammenarbeiten kann. 

5. Merz, Laschet und Röttgen momentan schwache Kandidaten für CDU

Besonders in Hinblick auf die Corona-Krise machen die aktuellen Kanzlerkandidaten der CDU keine gute Figur. Das zeigt sich zum einen in den bereits erwähnten Umfrageergebnissen. Aus Sicht der Wähler halten laut ZDF-Politbarometer 19 Prozent Armin Laschet als geeignet für die Kanzlerschaft. Wirtschaftsexperte Friedrich Merz schafft es auf 31 Prozent, Norbert Röttgen ist mit 14 Prozent Zustimmung das Schlusslicht. Alle drei wurden jedoch von mehr als der Hälfte der Befragten als ungeeignete Kanzlerkandidaten eingeschätzt.

Laschet hat die Corona-Krise dabei am härtesten getroffen. Lange galt er als Favorit für den Parteivorsitz, der in der Regel auch den Kanzlerkandidaten bestimmt. Mittlerweile werden bereits Gerüchte laut, er würde stattdessen Gesundheitsminister Jens Spahn ins Rennen schicken. Zuvor hatten die beiden verkündet, als Team für den CDU-Vorsitz zu kandidieren - mit Spahn als Stellvertreter. 

Laut Politikwissenschaftler Merkel zeige Treffen zwischen Söder und der Kanzlerin zudem, dass sie "alles andere als zufrieden" mit den bisherigen Kandidaten sei. Der bayerische Ministerpräsident komme da gerade recht.

Fazit: Markus Söder hat durchaus Qualitäten, die ihn als möglichen Kanzlerkandidaten für die CDU ins Gespräch bringen. Das zeigen seine Umfragewerte und auch die Aussagen von anderen Politikern aus der Unionspartei. Laut Experten sprechen auch sein Verhalten und politisches Handeln für eine Kandidatur, auch wenn Söder es in der Öffentlichkeit abstreitet. Es ist aber möglich, dass Söder sich erst bei der nächsten Wahl 2025 für das Amt aufstellen lassen wollte. Letztendlich haben die Mitglieder der CDU das letzte Wort - und das wird voraussichtlich erst im Januar 2021 fallen.

Abgesehen davon gibt es auch einige Gründe, die gegen Markus Söder als nächsten Kanzlerkandidaten sprechen.