Das 2. Bamberger Literaturfestival ist eröffnet

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Die Schirmherren Tanja Kinkel und Nevfel Cumart Foto: Helmut Ölschlegel
Die Schirmherren Tanja Kinkel und Nevfel Cumart Foto: Helmut Ölschlegel
 
 
Kurator Thomas Kraft
Kurator Thomas Kraft
 
Stadtmarketing-Chef Klaus Stieringer und Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg
Stadtmarketing-Chef Klaus Stieringer und Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg
 
Gaby Heyder (li.) vom VSB Bamberg und Asli Heinzel
Gaby Heyder (li.) vom VSB Bamberg und Asli Heinzel
 
Ein Vorgeschmack auf das Sams-Musical
Ein Vorgeschmack auf das Sams-Musical
 
 
 
 
 
Marie Brandis
Marie Brandis
 

Mit einer Vorschau auf Autoren und Veranstaltungen startete die Lese-Reihe, deren Premiere im Vorjahr vielversprechend begonnen hatte.

Es war dann doch mehr als eine Honoratiorenrallye, die am Mittwochabend den Auftakt des zweiten Bamberger Literaturfestivals im Kulturboden bildete. Freilich bedankten sich alle artig gegeneinander und wieder zurück, aber Rituale können ein Gemeinwesen disziplinieren, worauf bereits der Nobelpreisträger Elias Canetti hinwies.

Das Stockholmer Komitee kürte auch Swetlana Alexijewitsch im Jahr 2015 mit der höchsten Auszeichnung im Reich der Literatur. Die Weißrussin wird am 18. Februar den Schlusspunkt des Festivals setzen, was die prominente Ausstattung des vom gebürtigen Bamberger Thomas Kraft kuratierten Programms zeigt. Schirmherrin Tanja Kinkel las aus Alexijewitschs "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" eine längere Passage. Darin reflektiert die Autorin über ihre Poetik und ihre Methode, die Befragung von Soldatinnen der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten.

Es war nur eine der blitzlichtartigen Vorschauen auf das Programm, das für Erwachsene 19 Veranstaltungen bereit hält und für Kinder 36, dazu noch ein Musical. Fürs Kinderprogramm samt Sams-Musical - eine Kostprobe war auf der Bühne zu sehen - sorgte der St.-Michaels-Bund, die Bibliotheksorganisation der katholischen Kirche, die in der Region Bamberg mehr als 100 öffentliche Büchereien betreibt. Das sagte Domkapitular Heinrich Hohl, der so wie diverse andere Redner noch einmal Genese und Sinn des Festivals rekapitulierte. Es ist ja nach einer Idee Paul Maars entstanden und ruht auf den mehrfach beschworenen "drei Säulen" Medienhaus Hübscher, Stadtmarketing und Veranstaltungsservice Bamberg. Diese Veranstalter werden unterstützt von diversen Sponsoren wie pars pro toto der Bamberger Sparkasse, von der Oberfrankenstiftung und vom Kreis Bamberg.

Als einer unter mehreren Rednern erwähnte Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg, der fürs organisatorische Gerüst der Lese-Reihe sorgt, von den erfreulichen Vorverkaufszahlen. Verzeichnete die Premiere im vergangenen Jahr noch 3900 Besucher, rechnen die Veranstalter in diesem mit gut 5000 und einer Auslastung von mindestens 85 Prozent in Bibliotheken und Sälen in Stadt und Land. Die "Erhöhung von Kapazität und Risiko" (Heyder) hat sich also wohl gelohnt.


Lieder von Leonard Cohen

Jenseits von all dem Organisatorischen wiesen kurze poetische und filmische Einsprengsel aufs Programm der kommenden gut zwei Wochen. Asli Heinzel vom Medienhaus Hübscher moderierte gut gelaunt eine Abfolge von Kurzlesungen.

Die schon erwähnte Tanja Kinkels war darunter; ihr Schirmherren-Kollege Nevfel Cumart rezitierte zwei Gedichte Wolf Biermanns aus Zeiten, als der nicht auf bess're Zeiten warten musste und noch mit Marx- und Engelszungen redete und nicht mit denen der CSU. Marie Brandis sang Lieder von Leonard Cohen als Vorschau auf einen dem großen Melancholiker gewidmeten Abend, und von einer großen Leinwand grüßten u. a. Rita Falk, die sich aufs "Konzerthaus" freute, der Pfarrer Schießler winkte aus seiner Kirche heraus, Sharon Dodua Otoo, deren Gastspiel bereits ausverkauft ist, lächelte einladend, und vor der Wiener Nationalbibliothek posierte Christoph Ransmayr, der zunächst bekannte, Literaturfestivals gehasst zu haben, jetzt aber mit ihnen zwar nicht vertraut zu sein, sie jedoch erträglich zu finden. Damit hatte er nolens volens auch diese Eröffnungsveranstaltung charakterisiert.