Fahrgäste in Not, Blitzeinschlag in Gaststätte und ein stürmisches Biker-Treffen - Hunderte Einsätze in Bayern

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Schwere Unwetter sind über Bayern gezogen. Es gab Verletzte, umgestürzte Bäume und gesperrte Bahnstrecken. Die Polizei zählte Hunderte Einsätze - darunter auch Kurioses.

Update vom 25.08.2023, 11.45 Uhr: Gewitter und Sturm richten große Schäden in Bayern an

Die schweren Unwetter über Bayern haben am Donnerstagabend (24. August) und in der Nacht auf Freitag Verletzte gefordert und große Schäden angerichtet: Ein Baum ist auf einen Zug der Münchner S-Bahn gefallen. 15 Fahrgäste mussten um kurz vor Mitternacht aus der Linie S2 gerettet werden, wie die Bundespolizeiinspektion München mitteilte. Verletzt wurde bei dem Vorfall in der Nähe der Haltestelle Erdweg niemand. Nach ersten Schätzungen entstand ein Schaden von rund 10.000 Euro.

Rund eine Stunde später sei die Linie S2 erneut betroffen gewesen: Sechs Fahrgäste mussten aus einem Zug evakuiert werden, der wegen eines Stromausfalls nicht weiterfahren konnte. Am Bahnhof Moosburg wehte eine Fahrradhütte auf die Gleise. Bundespolizisten mussten die Hütte kurz vor Mitternacht wegräumen und sichern, wie die Bundespolizeiinspektion München weiter mitteilte.

Zudem verursachte ein Blitzeinschlag in einer Gaststätte in Freising einen Schaden von 25.000 Euro. Menschen wurden dabei aber nicht verletzt, wie das Polizeipräsidium Oberbayern/Nord mitteilte. Insgesamt 200 Unwetter-Einsätze zählte das Präsidium in seinem Zuständigkeitsbereich. "Der Schwerpunkt war in Freising", sagte ein Polizeisprecher. Ein weiterer Blitzeinschlag in ein landwirtschaftliches Gebäude verursachte einen Schaden von 5000 Euro, auch in Ampertshausen schlug der Blitz in ein Wohnhaus ein und löste einen Brand aus - ebenfalls 5000 Euro Schaden.

Eine Frau wurde leicht verletzt, als in Dachau ein Baum auf ein Haus stürzte, wie die Polizei mitteilte. Die Straßen wurden von umgestürzten Bäumen blockiert, Verkehrsschilder wurden weggeweht und Oberleitungen der Bahn beschädigt. Das Unwetter hat aber auch zu kuriosen Situationen geführt: In Rehling (Landkreis Aichach-Friedberg) wurden Einsatzkräfte von einem Anwohner gerufen, weil vor dessen Haus plötzlich ein Wohnwagen stand, der ihm nicht gehörte, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Der Wohnanhänger war offenbar vom Wind eine leicht abschüssige Straße hinuntergeweht worden - blieb dabei aber unbeschädigt.

Auf einem Campingplatz in Lindau am Bodensee waren mehrere Bäume umgestürzt, sechs Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Aus Sicherheitsgründen räumten die Behörden den Platz, rund 900 Camper verbrachten die Nacht in der Inselhalle, wie ein Polizeisprecher sagte. Erst bei Tageslicht können die Unwetterschäden eingeschätzt und beseitigt werden, hieß es.

Bei einem Motorradtreffen im schwäbischen Nördlingen wurden zahlreiche Biker vom Unwetter überrascht. Zehn Menschen seien von umherfliegenden Teilen verletzt worden, teilte die Polizei mit. Drei von ihnen kamen ins Krankenhaus. Nach Polizeiangaben hatten sich ersten Erkenntnissen zufolge bei dem Treffen auf dem Nördlinger Flugplatz auch Teile einer Bühne gelöst.

Auch am Freitag soll es stürmisch werden: DWD warnt erneut vor Unwettern

Im rund 75 Kilometer entfernten Augsburg berichtete die Polizei von umgestürzten Bäumen und vollgelaufenen Unterführungen. Dort gab es nach Angaben einer Sprecherin zunächst aber keine Berichte über Verletzte. In Mühldorf am Inn fiel ein Ast auf ein Polizeiauto und beschädigte die Windschutzscheibe. Polizisten wurden dabei nicht verletzt, wie das Polizeipräsidium Oberbayern/Süd mitteilte.

Auch am Freitag bleibt es in Bayern weiter stürmisch. Laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll es im Tagesverlauf und in der Nacht zum Samstag zu teils kräftigen Gewittern bis hin zu Unwettern mit Regen, Hagel und schweren Sturmböen mit rund 100 Kilometern pro Stunde kommen. Die Temperaturen liegen zwischen 27 und 32 Grad. Auch für Franken gelten aktuell Gewitterwarnungen für etliche Regionen.

Erstmeldung vom 25.08.2023, 7 Uhr: Unwetter wütet in Bayern - Campingplatz mit 900 Menschen geräumt

Bei schweren Unwettern in Bayern sind am Donnerstagabend (24. August 2023) mindestens drei Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Alle drei befanden sich auf einem Campingplatz in Lindau am Bodensee, auf dem mehrere Bäume umstürzten.

Weil weitere Gefahr drohte, wurde die Räumung des gesamten Platzes beschlossen, wie ein Polizeisprecher sagte. 900 Menschen sollten vorübergehend in der Inselhalle in Lindau untergebracht und dort unter anderem von Helfern des Roten Kreuzes versorgt werden. Es sollte aber in der Nacht noch geprüft werden, wann die Menschen wieder zurück auf den Campingplatz können.

Gewitter richtet in Bayern viele Schäden an - Bäume umgestürzt

Die Unwetterfront war am Abend von West nach Ost über weite Teile des Freistaats gezogen. Zahllose Bäume stürzten um und behinderten vielerorts den Straßenverkehr, wie es aus mehreren Polizeipräsidien übereinstimmend hieß. Auch zahlreiche Autos seien beschädigt worden. Weitere Verletzte wurden aber zunächst nicht gemeldet.

Das Unwetter beeinträchtigte zudem vielerorts den Bahnverkehr. In München wurde kurz vor Mitternacht der gesamte S-Bahn-Verkehr vorübergehend eingestellt. Die S-Bahnen würden an geeigneten Bahnhöfen zurückgehalten und warteten dort zunächst, hieß es. "Der Grund dafür sind witterungsbedingte Beeinträchtigungen im gesamten Bereich der S-Bahn München."

Die Strecken im S-Bahn-Netz sollten umgehend begutachtet werden, ob Zugfahrten wieder möglich sind. Einzelne Streckenabschnitte seien immer noch gesperrt, teilte der S-Bahn-Betreiber am frühen Freitagmorgen mit.

Auch Zug- und S-Bahn-Verkehr durch Folgen des Unwetters eingeschränkt

Gegen 00.45 Uhr teilte das Unternehmen dann mit, dass der Zugverkehr eingeschränkt wieder aufgenommen werde. Es gebe aber erhebliche Verspätungen. "Zugausfälle und vorzeitige Zugwenden weiterhin möglich, einige Streckenabschnitte weiterhin gesperrt", hieß es.

Auch andernorts in Bayern mussten Bahnstrecken wegen Unwetterschäden gesperrt werden. Wegen Bäumen im Gleis seien etwa die Strecken zwischen Buchloe und Augsburg Hauptbahnhof sowie zwischen Solnhofen und Eichstätt gesperrt, hieß es bei der Deutschen Bahn im Internet.

Auch die Strecke Kempten - Lindau-Reutin war demnach nur eingeschränkt befahrbar. Zwischen Starnberg und Tutzing fuhren keine Züge, und auch nicht zwischen Freising und Landshut. Die Deutsche Bahn teilte im Internet mit: "Es ist mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen. Auch kommt es kurzfristig zu Zugausfällen."

Vorschaubild: © Tobias Beck/dpa