Bahnchaos in Bayern: Zugverkehr in Tourismus-Hotspot für Jahre eingeschränkt
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Oberstdorf, Sonntag, 27. Oktober 2024
Oberstdorf und das Kleinwalsertal sind beliebte Ziele für Urlauber aus ganz Deutschland. Wenige Wochen vor der Wintersaison kündigt die DB plötzlich an, die Region vom Fernverkehr abzuhängen.
Reisende und Urlauber in Bayern müssen sich in den kommenden Jahren auf große Einschränkungen bei der Anreise mit der Bahn in die bei Touristen beliebte Region Oberstdorf einstellen. Wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte, werde eine Stellwerksanierung zu Behinderungen bei Bahnfahrten von und nach Oberstdorf führen, Fernverkehrsverbindungen würden demnach vorläufig ganz gestrichen.
Dies betrifft nicht nur die touristischen Angebote in dem Markt selbst. Auch andere Orte in der Umgebung sind betroffen, da beispielsweise das benachbarte Kleinwalsertal in Österreich ebenfalls auf den Bahnhof Oberstdorf angewiesen ist. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) forderte von der Bahn entweder eine zügigere Reparatur oder die Einrichtung eines Notstellwerks. Wirtschaftsvertreter bezeichnen die Situation als ein "Desaster", Kommunalpolitiker beraten nach Informationen der Marktgemeinde Oberstdorf derzeit darüber, wie auf diese Lage reagiert werden soll.
Defekte Kabel werden Zugverkehr jahrelang behindern
Die DB spricht von einem "massiven Kabelschaden" im Stellwerk, der eine vollständige Erneuerung der Anlage notwendig macht. Momentan steht dem Bahnhof Oberstdorf daher nur noch ein einziges Gleis zur Verfügung. "Deswegen können nicht mehr alle Züge in den Bahnhof Oberstdorf ein- und ausfahren."
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Die Direktverbindungen im Fernverkehr von Dortmund und Hamburg würden "bis auf Weiteres" komplett eingestellt. Wann die Intercity-Züge wieder verkehren, bleibt unklar. Es sei jedoch geplant, Oberstdorf später wieder an das Fernverkehrsnetz anzuschließen, sagt eine DB-Sprecherin. Die Planung und der Bau eines Stellwerks dauerten in der Regel mehrere Jahre, erklärt sie.
Der Schaden wirkt sich auch auf den Regionalverkehr aus. Die Züge aus München und Augsburg benötigen bis zu 20 Minuten mehr. Einzelne Verbindungen werden komplett ausfallen, jedoch werden gegebenenfalls Ersatzbusse bereitgestellt. Die Bahn sieht jedoch "weiterhin attraktive Reisemöglichkeiten" für Fernverkehrspassagiere. Reisende von und nach Oberstdorf könnten in den großen Städte München, Augsburg oder Ulm umsteigen und das dortige ICE-Angebot nutzen.
Oberstdorf und Sylt sind unbequeme Zielbahnhöfe für die DB
Die schwäbische Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht das Allgäu aufgrund des Bauprojekts im Wettbewerb mit anderen Ferienregionen im Nachteil. "Mit dem plötzlichen Aus für die Intercitys nach Oberstdorf verlieren auch Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt, Sonthofen und Fischen ihre Fernverkehrs-Verbindungen", sagt IHK-Mobilitätsexperte Peter Stöferle.
Bequem reisen mit der Deutschen Bahn - Info & BuchungFür die DB sei Oberstdorf ein unbequemer Endbahnhof, weil er neben Sylt der einzige Endpunkt sei, der nicht mit E-Loks angefahren werden könne, erklärte Stöferle. "Hier rächt es sich zusätzlich, dass die seit Jahrzehnten überfällige Elektrifizierung immer noch fehlt."