Quagga-Muschel bedroht Chiemsee: Gefahr für Artenvielfalt
Autor: Alexander Milesevic, Stefan Lutter
Bayern, Donnerstag, 12. Juni 2025
Die Quagga-Muschel verbreitet sich zunehmend in den oberbayerischen Seen und beeinträchtigt die lokale Fauna. Ein Forschungsprojekt untersucht die Auswirkungen auf das Ökosystem und die Wasserversorgung.
Die Quagga-Muschel, die andere Arten gefährdet, ist auch in den Chiemsee eingeschleppt worden. Wie die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern in ihrer Bilanz für 2024 mitteilte, wurde sie erstmals Ende vergangenen Jahres entdeckt.
Die invasive Spezies macht zum Beispiel der als Speisefisch beliebten Renke Konkurrenz, die sich ebenfalls von Plankton ernährt und deren Population bislang mit erheblichem Aufwand unterstützt wird. Die ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammende Muschel breitet sich laut Fachberatung allmählich auch in den anderen oberbayerischen Seen aus – von Booten eingeschleppt.
Quagga-Muschel bedroht Biodiversität im Chiemsee
In ihrer ansonsten weitgehend erfreulichen Jahresbilanz schreiben die Experten wörtlich: "Auf der anderen Seite trübt ein neuer Bewohner den Erfolg: Denn im Chiemsee wurde Ende des Jahres erstmals die Quagga-Muschel entdeckt". Seit einiger Zeit komme die Muschel demnach auch im Bodensee vor, "und vermehrt sich drastisch". Zum einen ist sie Nahrungskonkurrent für andere, ebenfalls Plankton fressende Arten.
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Zum anderen vermehrt sich die Quagga-Muschel in solchen Massen, dass es sogar ein Problem für die Wasserversorgung ist: Die dicht an dicht sitzenden Muscheln verstopfen etwa Rohre zur Trinkwassergewinnung oder Filteranlagen. Inwiefern sie das Leben und die Wasserqualität im See beeinträchtigen, sei laut Verband ungewiss. Ein Forschungsprojekt soll sich nun der "braunen, gestreiften Muschel, die sich kaum von der nah verwandten Dreikant-Muschel unterscheidet" widmen.
Auch andernorts stellen die invasive Lebensform ein Problem dar: Der Gardasee, Italiens größter See und auch bei deutschen Urlaubern ein beliebtes Reiseziel, steht vor einer ökologischen Krise. Invasive Arten wie der Europäische Wels, der auch als "Monster vom Gardasee" bekannt ist, sowie der Rote Louisiana-Flusskrebs und besagte Quagga-Muschel breiten sich dort rapide aus.
Fischerei zieht positive Jahresbilanz – Artenschutzprojekte erfolgreich
Ansonsten fällt die Jahresbilanz der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern positiv aus. Trotz Herausforderungen wie Wetterextremen und invasiven Tierarten konnten im Bau- und Umweltausschuss Fortschritte bei Artenschutzprojekten vorgestellt werden. Ein Beispiel ist die Seeforelle, die dank Nachzucht- und Besatzmaßnahmen im Tegernsee wieder häufiger vorkommt. Auch der Perlfisch und die bedrohte Bachmuschel profitieren von gezielten Wiederansiedlungsmaßnahmen.
Am Chiemsee stiegen die Fangerträge 2024 deutlich auf 90 Tonnen Fisch, was die Bedeutung nachhaltiger Fischerei unterstreicht. Neben den klimatischen Herausforderungen, wie Trockenheit und Überschwemmungen, stehen Fischzuchtbetriebe durch Fischotter und andere Tiere unter Druck. Moderne Lösungen wie Solardächer über Teichen und Kreislaufanlagen könnten helfen, die Betriebe nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten. Dennoch bleiben viele Teiche aufgrund mangelnder Unterstützung ungenutzt. Die Fachberatung betont, dass weitere Maßnahmen und weniger Bürokratie nötig sind, um die Zukunft der Fischerei in Oberbayern zu sichern.