Der Ausbau der Erneuerbaren Energien führt zu paradoxen Situationen: In Bayern könnte der Ausbau gleichzeitig zu höheren und niedrigeren Preisen führen - je nachdem, wo im Freistaat man wohnt.
Viele Kunden in Bayern könnten im kommenden Jahr mehr für ihren Strom zahlen - und das trotz der eigentlich vielerorts sinkenden Strompreise. Dies liegt daran, dass im Strompreis nicht nur der Preis für den eigentlichen Strom enthalten ist. Die sogenannten "Netzentgelte" fallen für den Transport des Stroms vom Erzeuger zum Verbraucher an und sind quasi eine Art Transportgebühr. Das Betreiben des Stromnetzes verursacht Kosten, welche von den Stromkunden getragen werden sollen.
Die Netzentgelte machen dabei einen nicht unerheblichen Teil des Strompreises aus. Laut der Bundesnetzagentur machen die Netzentgelte etwa ein Viertel des Endverbraucherstrompreises aus. Andere Quellen führen sogar über ein Drittel des Strompreises auf Gebühren rund um das Stromnetz zurück. Und genau hier gibt es 2025 Änderungen.
Ausbau der erneuerbaren Energien erhöht Netzentgelte
In Bayern wird das wohl dazu führen, dass insbesondere Haushalte in den Städten mehr für ihren Strom zahlen müssen. Auf dem Land kann es hingegen sogar zu geringeren Netzentgelten - und damit niedrigeren Stromkosten - kommen.
Hintergrund der geänderten Entgelte ist eine Vorschrift der Bundesnetzagentur, die die finanziellen Lasten des milliardenschweren Umbaus der Energienetze auf andere Art verteilt als zuvor: Die Netze müssen vor allem dort stark ausgebaut werden, wo viel Ökostrom-Erzeugung entsteht - etwa Windräder im Norden Deutschlands. Allerdings wird nur ein Teil des Stroms vor Ort gebraucht, der andere Teil fließt gen Süden, um Großstädte oder Industriezentren zu versorgen. Dass der ländliche Teil von Bayern entlastet wird, liegt daran, dass dort viele Photovoltaik-Anlagen neu installiert wurden und die Netze deswegen aufwendig ausgebaut werden mussten.
Für den Ausbau der Netze müssen dünn besiedelte Regionen mit viel Windrädern und Photovoltaik-Anlagen bislang mehr zahlen als Regionen mit relativ wenigen Windrädern und wenig Solaranlagen - obwohl diese Regionen von dem Stromzufluss profitierten. "Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften", begründete Netzagentur-Chef Klaus Müller das neue Regelwerk gegenüber der dpa.
Trotzdem sinkende Stromkosten möglich
Um fast 1 Cent pro Kilowattstunde (0,915 Ct/kWh) steigt die Umlage für "besondere einspeiseseitige Netznutzung", hinter der sich die Kosten für den Netzumbau verstecken. Der Strompreis liegt derzeit vielerorts zwischen 30 und 35 Cent - ein Anstieg um 1 Cent pro Kilowattstunde ist daher nicht unerheblich.
Dabei kommt Bayern jedoch noch verhältnismäßig günstig weg: Wie eine Auswertung von Finanztip auf Basis der Zahlen des Vergleichsportals Verivox zeigt, ist der Anstieg der Netzentgelte in den meisten anderen Bundesländern deutlich höher.