Nach einer Einladung zu einem Münchner Radiosender wollen Aktivisten der Gruppe Letzte Generation auf eine geplante Blockade verzichten. Stattdessen seien am Mittwoch zwei Klimaaktivisten beim Sender «Radio Gong 96.3» zu Gast, um über die Forderungen der Gruppe zu sprechen, sagte eine Sprecherin der Gruppe am Dienstag. Ein Moderator des Senders hatte der Gruppe Sendezeit angeboten, falls diese im Gegenzug auf eine Blockade verzichtet. «Ihr könnt allen sagen, was Euch wichtig ist», sagte Mike Thiel nach Angaben des Senders. «Ohne Polizei und verärgerte Autofahrer, die sonst durch Euch im Stau stehen würden.»
Mehrere Aktivisten der Gruppe hatten sich am Dienstag auf einer Straße am Mittleren Ring in München festgeklebt. Nach Angaben der Polizei verursachte die Blockade größere Staus. Die Beamten hätten vier Menschen von der Fahrbahn lösen müsse - zwei weitere wurden von der Straße getragen. Gegen alle sechs Aktivisten werde nun wegen Nötigung im Straßenverkehr und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.
Originalmeldung vom 13.03.2023: "Klebt euch an unser Mikrofon"
Seit mehreren Monaten halten die Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" die bayerische Polizei in Atem. Und vor allem in München sorgen die sogenannten Klimakleber mit ihren Aktionen regelmäßig für massive Verkehrsbehinderungen.
Das bekommt oft auch Mike Thiel zu spüren, der als "Morningman Mike" beim Radiosender Gong 96,3 die Münchnerinnen und Münchner aus dem Bett holt. In einem Facebook-Post hat sich der Moderator nun direkt an die Aktivistinnen und Aktivisten gewandt. Denn vor allem eine Meldung aus den vergangenen Wochen bereitet ihm Kopfschmerzen: "Was ich besonders krass finde ist, dass ein Aktivist sich mental darauf vorbereitet, dass in den verursachten Staus jemand schwer zu Schaden kommen kann."
"Morningman" macht Klimaklebern Angebot - "Sagen, was euch wichtig ist"
Mike Thiel spielt dabei auf die Aussagen eines Dresdner Klimaklebers an. Dieser sprach von einer hohen Unfallgefahr bei den Staus, die durch die Proteste entstehen. "Dass da Menschen sterben, und das ist wirklich schwer zu ertragen, aber es ist etwas, was wir ein Stück weit riskieren müssen", meinte er gegenüber einem lokalen TV-Sender. "Auch wenn sich die letzte Generation von ihm distanziert – so kann das doch nicht weitergehen!", sagt dazu "Morningman Mike" und fügt hinzu "82 % hier in Deutschland sind sich sicher, dass die Art des Klimaklebeprotests nicht zum Ziel führt."
Derzeit laufen schon unzählige Strafverfahren wegen der Klebeproteste - und die bayerische Polizei stellt den Aktivistinnen und Aktivisten jeden einzelnen Einsatz in Rechnung. Mike Thiel hat aber eine etwas andere Idee, wie man mit den Klimaklebern umgehen könnte, - er bietet ihnen eine Alternative zur Straßenblockade an: "Statt auf die Straße – 'klebt' ihr euch an unser Mikrofon. Ich bin gespannt, ob ihrs annehmt!", schreibt er in seinem Facebook-Post. "Ihr könnt ALLEN sagen, was euch wichtig ist. Was IHR von der Regierung fordert. Ohne Polizei und ohne verärgerte Autofahrer, die sonst durch euch im Stau stehen würden" - und genau dafür schenke er ihnen Sendezeit, so der "Morningman".
Das Angebot dürfte tatsächlich verlockend sein. Denn immerhin ist Radio Gong 96,3 einer der meistgehörtesten Sender der Landeshauptstadt. "Wir erreichen im Radio jeden Tag Hunderttausende Menschen. Und genau darum geht’s euch ja: Ihr wollt Aufmerksamkeit für eines der wichtigsten Themen unserer Zeit schaffen", lockt Mike Thiel die Vertreter der "Letzten Generation" in sein Studio.
"Klebt euch an unser Mikrofon" - Facebook-Community mit geteilter Meinung
Ob die "Letzte Generation" das Angebot annehmen möchte, das ist noch nicht bekannt. Die Facebook-Community fragt sich aber nun, ob der Vorschlag des "Morningman Mike" nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. "Sehr gut gemeint, liebes Team von Radio Gong ... aber diese Art von Aufmerksamkeit reicht der Letzten Generation ja nicht ... sie wollen provozieren ... auf eine sehr extreme Art und Weise", kommentiert eine Userin den Facebook-Post des Radiomoderators. Ein anderer wiederum findet, dass dies schon zu weit geht: "Für mich nicht nachvollziehbar, warum man diesen Chaoten auch noch freiwillig eine Plattform gibt, anstatt sie zu ignorieren." Zuletzt freuen sich einige, dass man dem Problem der Klebeproteste so viel einfacher aus dem Weg gehen kann: "Sehr gute Idee! Ein Radio kann ich einfach ausschalten. Wunderbar!"
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