Die Corona-Pandemie bringt die Entwicklung der Bruttolöhne in Bayern durcheinander: Branchen, welche eigentlich jahrelangen einen deutlichen Lohnzuwachs verzeichnen konnten, stehen nun vor großen Einbrüchen. Doch die Entwicklung sieht nicht überall gleich aus.
Die Coronapandemie hat das Leben der Menschen in Deutschland nachhaltig beeinflusst. Von den Entbehrungen des Lockdowns war nicht nur das öffentliche Leben und unsere Freizeit betroffen. Auch die Arbeitswelt wurde schwer getroffen. Während viele Arbeitnehmer ins Home-Office umziehen mussten, konnten andere ihrer gewohnten Tätigkeit kaum oder gar nicht mehr nachgehen. Dieser Umstand schlägt sich auf die Entwicklung der Bruttolöhne nieder.
Die andauernde Pandemie führt den Menschen ein ums andere Mal die Ungleichheiten in der Gesellschaft vor Augen. Um die Pandemie zu bekämpfen, müssen einige Entscheidungen getroffen und Regeln eingehalten werden - die Einschränkungen treffen jedoch nicht alle gleich. Dass das auch auf dem Arbeitsmarkt der Fall ist, zeigt die Entwicklung der bayerischen Bruttolöhne im letzten Quartal 2020.
Corona macht dem Arbeitsmarkt zu schaffen
Das Bayerische Landesamt für Statistik stellt vierteljährlich die neuesten Zahlen zur Einkommensentwicklung in Bayern vor. Der Trend zeigt im vierten Quartal 2020 nach oben. Sogar im zweiten Corona-bedingten Lockdown gab es somit eine positive Nachricht. Die Entwicklung fiel dennoch ernüchternder aus als in den Vorjahren. Einige Branchen hatten unter den Hygienemaßnahmen sehr zu kämpfen.
Viele Firmen mussten aufgrund staatlicher Anordnung und wegen Hygienebedenken ihre Arbeitsabläufe ändern. Während einige Berufsfelder die Umstände zur - teilweise überfälligen - Digitalisierung der Arbeitsabläufe genutzt haben, konnten andere nicht so einfach umschwenken. Gerade das sogenannte produzierende Gewerbe hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn Ingenieure, Mechaniker und andere Facharbeiter können ihr Produkt nicht plötzlich in den eigenen vier Wänden herstellen.
Das schlägt sich auch in der Statistik nieder: Arbeitnehmer in der Fertigung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen konnten sich jahrelang über steigende Bruttolöhne freuen - im vierten Quartal 2020 war es damit schließlich vorbei. Die sinkenden Zahlen in der Statistik bedeuten jedoch nicht, dass die Angestellten der Automobilbranche auf einen Schlag weniger verdienten. Stattdessen mussten die Firmen ihre Angestellten in Kurzarbeit schicken und ihnen Kurzarbeitergeld zahlen.
Kurzarbeitergeld verzerrt die Entwicklung
Das Kurzarbeitergeld taucht jedoch nicht in der Statistik der Bruttolöhne auf, was zu einer Verzerrung führt. Aus der Grafik ist somit nicht ablesbar, wie viel weniger die Angestellten in der Automobilbranche tatsächlich verdienten. Stattdessen bedeutet es, dass diese Branche vermehrt in Kurzarbeit musste.
Eine weitere Branche, die sehr unter den neuen Arbeitsauflagen unter Corona-Bedingungen leidet, ist das Gastgewerbe. Nicht genug damit, dass es hier im Vergleich die niedrigsten Löhne gibt: Die Bruttolöhne sanken im vierten Quartal 2020 auch noch um rund 500 Euro. Da die Innengastronomie und der Tourismus extreme Einschnitte erlebten, mussten auch hier sehr viele Angestellte in Kurzarbeit geschickt werden.