Deutliche Gewinneinbrüche für Bauern in Deutschland - so sieht es in Bayern aus

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Die noch im Haupterwerb tätigen bayerischen Bauern haben im Wirtschaftsjahr 2023/24 erheblich weniger verdient.
Maisernte in Franken
Pia Bayer/dpa

Haupterwerbslandwirte haben im Wirtschaftsjahr 2023/24 erheblich weniger verdient. Das zeigt der aktuelle Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes.

Die Ergebnisse in der Landwirtschaft haben sich laut dem aktuellen Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes im Wirtschaftsjahr 2023/24 deutlich verschlechtert. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) anlässlich der Vorstellung des neuen "Situationsberichts" hervor.

Im Durchschnitt lagen die Betriebsergebnisse der Haupterwerbsbetriebe in Deutschland demnach bei 77.500 Euro pro Betrieb, was einem Rückgang um etwa 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Nahezu alle Betriebsformen, mit Ausnahme der Veredelungsbetriebe, verzeichneten einen Ergebnisrückgang. Diese Schätzungen basieren auf Ergebnissen von bundesweit 6800 Betrieben. Da das vorangegangene Jahr den Bauern im Bundesschnitt Rekordgewinne gebracht hatte, war ein Rückgang zu erwarten.

Haupterwerbsbauern mit deutlichen Einbrüchen beim Einkommen

"Die Betriebsergebnisse sind deutlich eingebrochen", erklärt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, auf der Internetseite des Verbands. Er sieht die wirtschaftliche und agrarpolitische Lage weiterhin als sehr herausfordernd an.  Besonders der starke Rückgang der Erzeugerpreise bei wichtigen pflanzlichen und tierischen Produkten belastete die Landwirte, so Rukwied. Zugleich stellten die hohen Betriebsmittelpreise die Betriebe vor erhebliche Herausforderungen.

Wie der DBV-Präsident kritisierte, blieben wichtige Zukunftsinvestitionen aus, und der Strukturwandel bei den Tierhaltern setze sich trotz einer verbesserten Situation bei den Veredelungsbetrieben nahezu unvermindert fort. Die habe negative Auswirkungen auf ländliche Räume, Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

Angesichts dieser Entwicklungen fordert Bauernpräsident Rukwied einen Neustart in der Agrarpolitik. Er argumentiert, schlechte Politik dürfe nicht länger die Zukunftsfähigkeit des Berufsstandes gefährden. "Bei gestiegenen Markt- und Klimarisiken braucht es echte Entlastungen und Investitionsimpulse", so Rukwied. Für eine zukunftsfähige Tierhaltung in Deutschland sei eine Reduktion der Auflagen sowie Planungssicherheit erforderlich. Die aktuellen Zahlen würden dokumentieren, wie die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zunehmend ihre "einkommensstützende Wirkung" verliere, warnte er.

Kleinere Betriebe und kleinerer Gewinnrückgang in Bayern

Auch in Bayern haben Bauern, die noch im Haupterwerb tätig sind, im Wirtschaftsjahr 2023/24 weniger verdient. Im Freistaat sank der Gewinn der Betriebe im Schnitt um rund 19 Prozent auf 66.668 Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Die Gewinnunterschiede lassen sich hauptsächlich dadurch erklären, dass die bayerischen Betriebe im Durchschnitt kleiner sind als im restlichen Deutschland.

Laut dem Bayerischen Bauernverband sind die Aussichten für das laufende Wirtschaftsjahr schlecht. Generalsekretär Carl von Butler verwies auf "schwierige Ernteverhältnisse", hohe Kosten und teils sinkende Erzeugerpreise. Der Gewinnrückgang fiel in Bayern jedoch auch geringer aus als in vielen anderen Bundesländern. Beispielsweise erlitten Haupterwerbsbetriebe in Schleswig-Holstein Gewinneinbrüche von über drei Vierteln, wie aus der neuen Ausgabe des jährlichen Situationsberichts der Landwirtschaft hervorgeht. Zumindest bundesweit stieg trotz des Gewinnrückgangs das Eigenkapital der Landwirte um ein Prozent und die Verschuldung nahm leicht ab.

Erzeugerpreise in der Landwirtschaft beziehen sich auf die Preise, die Landwirte und landwirtschaftliche Produzenten für ihre erzeugten Güter direkt erhalten, bevor diese Produkte in den Einzelhandel oder an den Endverbraucher gelangen. Diese Preise spielen eine entscheidende Rolle, da sie die primäre Einnahmequelle für die Landwirte darstellen und damit deren wirtschaftliche Situation und Entscheidungsfindung maßgeblich beeinflussen. Die Erzeugerpreise können je nach Produkt, Region und Marktnachfrage erheblich variieren. Sie werden sowohl von lokalen als auch von globalen Faktoren beeinflusst, darunter Angebot- und Nachfrageverhältnisse, Produktionskosten, staatliche Subventionen und Handelsabkommen.

Sinkende Erzeugerpreise ein großes Problem

Darüber hinaus sind Erzeugerpreise ein wichtiger Indikator für wirtschaftliche Analysen und Prognosen im Agrarsektor. Sie wirken sich direkt auf die Rentabilität der landwirtschaftlichen Produktion aus und beeinflussen letztendlich die Produktionsmengen und -arten der Landwirte. Ein Anstieg der Erzeugerpreise kann beispielsweise Landwirte motivieren, ihre Produktion auszuweiten oder in neue Technologien zu investieren, während sinkende Preise unter Umständen zu einer Reduzierung der Anbauflächen oder zu einem Umstieg auf andere Kulturen führen können. Für Politik und Handel bieten die Erzeugerpreise Anhaltspunkte für die Gestaltung von Strategien in Bezug auf Preisstabilität, Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung. 

Mit "Haupterwerbsbetriebe" sind jene Bauern gemeint, die überwiegend von ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit leben. Laut der Landesanstalt für Landwirtschaft machte dies in Bayern im Jahr 2021 noch ein Drittel der Betriebe aus. sl/dpa

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