Kriminelle Karrieren entstehen in der Familie

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Kriminologe Christian Pfeiffer. Archivfoto: Eckehard Schulz

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, gibt im Zusammenhang mit dem Münchner S-Bahn-Mord den Familien die Schuld an Jugendgewalt und macht sie verantwortlich für Zivilcourage.

Sowohl kriminelle Karrieren und gerade auch Zivilcourage entstünden in der Familie, sagte der frühere niedersächsische Justizminister dem Internetportal der „Berliner Morgenpost“. Er erläuterte: „Gewaltfreie Erziehung fördert den aufrechten Gang. Liebevolle Erziehung fördert die Fähigkeit, Mitleid zu empfinden und danach zu handeln. Und für die Stärke der inneren Stimme ist die Gleichrangigkeit der Eltern maßgeblich.“
Wenn Kinder erlebten, dass sich in der Familie das überzeugende Argument durchsetze, nicht etwa der Vater mit der Faust, dann verinnerlichten sie diese Grundwerte. „So etwas jemandem im Nachhinein beizubringen, ist schwierig“, sagte der Kriminologe.

Mehr Prävention gefordert

Gleichzeitig forderte Pfeiffer mehr Prävention: „Prävention ist die Antwort auf das, was in München passiert ist. Bei der Repression sind wir gut, gerade in Bayern. Wichtig ist, dass wir uns mehr um vernachlässigte Kinder kümmern. Innerfamiliäre Gewalt ist der Produktionsfaktor Nummer eins für solche Taten.“
Ein 50-Jähriger hatte sich am Samstag in einer S-Bahn in München schützend vor vier Kinder im Alter zwischen 13 und 15 Jahren gestellt, die von Schlägern bedroht und attackiert worden waren. Anschließend wurde er von den 17 und 18 Jahre alten Gewalttätern zu Tode geschlagen und getreten. Gegen die jungen Männer wurde noch am Sonntag Haftbefehl erlassen. ddp