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Kita-Situation in Bayern laut Studie "prekär" - Versprechen von Ministerin "eher unwahrscheinlich"


Autor: Agentur dpa

München, Samstag, 07. Oktober 2023

Laut aktuellen Erhebungen haben in Bayern zuletzt knapp elf Prozent der Kinder unter drei Jahren keinen Betreuungsplatz bekommen. Bayerns Familienministerin verspricht Abhilfe, doch eine Studie ist da weniger optimistisch.
Ein erheblicher Anteil der bayerischen Kleinkinder kommt nicht in einer Betreuung unter. Viele Eltern können so ihrem Beruf nicht nachgehen.


Sie wollen wieder arbeiten, können aber nicht: Zahlreiche Eltern in Bayern suchen erfolglos einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind. Eine Studie zeigt, wie erschreckend groß der Anteil der Betroffenen ist. Trotz ihres Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz kommen laut einer Studie fast elf Prozent der Kinder unter drei Jahren nicht wie gewünscht in einer Krippe oder bei Tageseltern unter.

"Obwohl das Problem seit vielen Jahren bekannt ist und Eltern seit nunmehr zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, ist die Situation nach wie vor prekär", bilanzierte Studienautor Wido Geis-Thöne vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Freitag. Kürzlich kündigten alle Erzieherinnen einer Kindertagesstätte im Landkreis Bamberg wegen Überbelastung.

Bayerische Familienministerin will Kitaplatz-Missstand bis Ende 2029 lösen - Studie sorgt sich um Fachkräftemangel

Berechnungen auf Basis neuer Daten des Statistischen Bundesamtes und des Bundesfamilienministeriums zeigten, dass zuletzt in Bayern 10,6 Prozent der Kinder unter drei Jahren keinen Betreuungsplatz bekommen haben, obwohl deren Eltern einen suchten. Dabei sind bayerische Eltern ohnehin bundesweit am zurückhaltendsten, was den Wunsch nach einer Fremdbetreuung im Kleinkindalter anbelangt: Nur 42,4 Prozent wollen für ihren Nachwuchs eine institutionelle Betreuung.

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Entsprechend wenige Kleinkinder werden im Freistaat denn auch tatsächlich in Kindertagesstätten oder von Tageseltern betreut: Knapp ein Drittel sind es bei den Einjährigen, fast 60 Prozent bei den Zweijährigen. Niedrigere Werte weisen bei den Jüngsten nur noch vier, bei den Zweijährigen gar nur drei weitere Bundesländer auf. Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) teilte mit, ihr sei der stetig wachsende Bedarf an Plätzen wie Personal bewusst. Sie versprach: "Bis zum Ende des Jahrzehnts schaffen wir ausreichend Betreuungsplätze für unsere Kinder und stellen eine hochwertige pädagogische Betreuung durch qualifiziertes Personal in unseren Kitas sicher!"

Die Kitalücke auf absehbare Zeit zu schließen, erscheine eher unwahrscheinlich, heißt es hingegen in der Studie. Der Fachkräftemangel belaste weiter viele Kitas. Zwar gab es bundesweit gesehen zuletzt einen Geburtenrückgang, der zu einer langsamen Entspannung führen könnte. Doch dies gelte nicht für Regionen, in die viele Familien zuzögen. Auch könnte die Zahl der Kinder durch die derzeit sehr starke Zuwanderung wieder ansteigen. "Die Politik muss dringend nachsteuern, den Erzieherberuf attraktiver machen und konsequent Kitas ausbauen", forderte Geis-Thöne deshalb.