Borna-Virus in Pfaffenhofen: Zwei Infizierte, ein Todesfall – Bevölkerung besorgt
Laut dem Bayerischen Rundfunk (BR) handelt es sich bei beiden Betroffenen um Männer Mitte 50, die aus Pfaffenhofen stammen. Das bestätigte der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner dem BR.
Besorgniserregend ist, dass es dem Landrat zufolge keine offensichtlichen Verbindungen zwischen den Männern gibt. Sie lebten zwar in der derselben Stadt, aber in räumlicher Entfernung zueinander. Es seien bisher keine Gemeinsamkeiten erkennbar, erklärte Gürtner dem BR. Darüber hinaus seien die Männer nach aktuellem Kenntnisstand weder verwandt noch enger befreundet.
Zum Zustand des zweiten Infizierten gibt es keine neuen Informationen. Er wird weiterhin intensivmedizinisch behandelt. Die genaue Ursache der Ansteckung ist bislang unklar. Experten vermuten, dass Feldspitzmäuse, die als Überträger des Borna-Virus bekannt sind, eine Rolle spielen könnten. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen schließen das Bayerische Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) aus.
Ansteckung "ungewöhnlich - aber möglicherweise ein Zufall"
Untersucht wird derzeit, ob und wie die beiden Borna-Infizierten "beruflich oder privat Kontakt zur Natur hatten." Allerdings dürfte die gemeinsame Spurensuche von LGL und Pfaffenhofener Gesundheitsamt schwierig werden, da die Ansteckung "Woche oder sogar Monate" zurückliegen könnte. Gleich zwei Borna-Virus-Infektionen im Landkreis binnen kürzester Zeit halten Fachleute laut Bayerischem Rundfunk für "ungewöhnlich - aber möglicherweise für einen Zufall".
Das Borna-Virus ist äußerst selten, endet jedoch fast immer tödlich für den Menschen. Jährlich werden in Deutschland nur wenige Fälle registriert – zwischen zwei und sechs, so das Robert Koch-Institut. Die Erkrankung beginnt meist mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen. Später treten neurologische Probleme wie Gangstörungen, epileptische Anfälle oder Sprachprobleme auf.
Dr. Merle Böhmer, Epidemiologin am Bayerischen Landesamt für Gesundheit, rät zur Vorsicht: Der Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen sollte vermieden werden. Tote Tiere sollten mit Schutzkleidung und Desinfektionsmittel entsorgt werden.
Online-Infoveranstaltung zum Borna-Virus am 5. Juni
Wegen der Unsicherheit in der Bevölkerung hat das Landratsamt Pfaffenhofen eine Informationsveranstaltung angekündigt. Bürger können am Donnerstagabend (5. Juni) online ihre Fragen an Fachleute stellen. Die Teilnahme ist über die Website der Behörde möglich.
Der Livestream beginnt um 19 Uhr und ist über die Startseite der Website des Landkreises abrufbar. Bei der Veranstaltung werden Landrat Albert Gürtner sowie führende Gesundheitsexperten, darunter Dr. Merle Böhmer vom LGL, über die Krankheit informieren. Auch Vertreter des Gesundheitsamts Pfaffenhofen stehen für Fragen zur Verfügung.
Die Experten bieten umfassende Einblicke in den Krankheitsverlauf, mögliche Übertragungswege und Präventionsmaßnahmen. Nach den Vorträgen können Teilnehmer ihre Fragen an die Experten stellen. Es wird empfohlen, Fragen vorab per E-Mail zu senden. Eine spezielle Telefonnummer wird im Livestream eingeblendet, um spontane Rückfragen zu ermöglichen.
Behörden mit Warnung
Am Montag (2. Juni) wurde bekannt, dass ein Mann in Oberbayern an den Folgen einer Infektion mit dem seltenen, aber gefährlichen Borna-Virus gestorben ist. Ein weiterer am Virus erkrankter Mann werde derzeit behandelt, teilte eine Sprecherin des Landratsamts Pfaffenhofen an der Ilm mit. Beide kommen demnach aus dem Stadtgebiet von Pfaffenhofen.
Das Gesundheitsamt kläre derzeit "intensiv" den möglichen Infektionsweg ab und stehe in engem Kontakt mit den Expertinnen und Experten des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), hieß es am Montag. Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) kommt laut LGL in der Feldspitzmaus vor. Wie genau das Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen übergeht, ist demnach noch nicht geklärt. Es seien verschiedene Übertragungswege denkbar - etwa die Aufnahme des Virus über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser oder eine Schmierinfektion über kontaminierte Erde.
Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät das LGL, den Kontakt mit Spitzmäusen und ihren Ausscheidungen zu meiden. Lebende oder tote Tiere sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden. Der Erreger ist bei Tieren seit langem bekannt. Erst seit 2018 ist nachgewiesen, dass BoDV-1 auch auf den Menschen übertragbar ist und dabei meist tödliche Gehirnentzündungen verursacht. Die Krankheit ist seit 2020 meldepflichtig. Seitdem seien dem Robert Koch-Institut (RKI) bis zu sechs akute Fälle von BoDV-1 Enzephalitis pro Meldejahr übermittelt worden, ein Großteil der Fälle davon in Bayern, schreibt das LGL weiter. sl/dpa
Vorschaubild: © Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin/dpa