Update vom 05.10.2021, 16 Uhr: Hunderte Patienten wohl von falschen Impfungen betroffen
Die mutmaßlich falsch ausgestellten Impfbescheinigungen einer Hausarztpraxis im Landkreis Donau-Ries sollen mehrere hundert Patienten erhalten haben. Dies sagten am Dienstag Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth.
Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen einerseits Betroffene, die nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis in Nordschwaben gegangen seien und keine Spritze bekommen hätten. Andererseits gebe es Patienten, die davon ausgegangen seien, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei.
Wie Landrat Stefan Rößle (CSU) betonte, hat seine Behörde dem Mediziner mittlerweile untersagt, die Praxis wieder zu öffnen. "Die Praxis ist bis auf weiteres geschlossen", sagte er.
Vorherige Berichterstattung: Impfbetrug in Wemding - Arzt täuscht Corona-Impfung vor
Das Landratsamt Donau-Ries teilt in einer Pressemitteilung mit, dass die Kriminalpolizei Dillingen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Augsburg bereits vergangenen Mittwoch (29.09.2021) die Arztpraxis in Wemding durchsucht hatte und Beweismittel sichergestellt hatte. Im Vorfeld seien wohl einige anonyme Anzeigen eingegangen.
Es bestehe der Verdacht, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Impfungen gegen das Covid-19-Virus durch den Mediziner gekommen sei. Es könnte sein, dass die dort geimpften Patienten keinen ausreichenden Impfschutz besitzen und damit andere Personen gefährden könnten.
Die Auswertung der sichergestellten Dokumente dauere an, sagte am Montag der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Andreas Dobler. Zudem würden Vernehmungen durchgeführt. Derzeit könnten keine weiteren Details zu den Ermittlungsergebnissen genannt werden.
Völlig unklar, wie es zu den falsch dokumentierten Schutzimpfungen gekommen ist
Völlig unklar ist bislang, wie es zu den mutmaßlich falsch dokumentierten Schutzimpfungen gekommen war. Es ist offen, ob die Patienten möglicherweise davon wussten, dass sie tatsächlich keinen Impfstoff erhalten haben. Oder ob den Männern und Frauen unwissentlich beispielsweise einfache Kochsalzlösung injiziert wurde.
Einen ähnlichen Fall gab es im Impfzentrum des norddeutschen Kreises Nordfriesland. Dort soll eine Krankenschwester Spritzen mit Kochsalzlösung statt mit dem Impfmedikament aufgezogen haben. Etwa 10.000 Betroffene sollen deswegen dort nachgeimpft werden.
Antikörpertests sollen Klarheit schaffen: Betroffene von Tat sauer und enttäuscht
Am Montagmorgen (4. Oktober 2021) haben sich bereits lange Schlange vor dem Testzentrum im nahen Nördlingen gebildet. Denn: Die Menschen, die von dem Arzt geimpft worden sind, benötigen nun einen Antikörpertest, um zu überprüfen, ob sie einen ausreichenden Impfschutz besitzen.
Der Arzt soll Betroffenen mit Aussagen wie: "Wenn ich Sie damit impfe, dann könnten Sie morgen tot sein", verängstigt haben. Eine Frau berichtet außerdem, dass er sie gefragt habe, welche Art von Sarg sie nach ihrer Corona-Impfung nun wolle.
Andere Betroffene seien "sauer und enttäuscht" über das Verhalten des Arztes. Wiederum andere sind entspannt. Sie würden ihrem Hausarzt vertrauen.
Sonderimpfaktion für Betroffene
Das Landratsamt veröffentlichte sogar den Namen der Praxis, damit möglichst viele Menschen Bescheid wissen und sich testen lassen. Für diejenigen, die keinen ausreichenden Impfschutz besitzen, gibt es anschließend eine Sonderimpfaktion.
Die Praxis ist aktuell aus "gesundheitlichen Gründen geschlossen."
red mit dpa