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"Riesenkippe" in Burghausen: Stadt will mit 450-Kilo-Kippe aus Stahl auf wichtiges Problem aufmerksam machen


Autor: Alexander Kroh

Burghausen, Dienstag, 17. Mai 2022

Zigarettenkippen landen häufig dort, wo sie nicht hingehören. Das sorgt für Ärger - nicht nur wegen des Mülls. Die Stadt Burghausen in Bayern sagt nun achtlos weggeworfenen Kippen den Kampf an - mit einer "Riesenkippe" aus Baustahl. Sie ist bereits ein kleiner Medienstar.
Eine "Riesenkippe" in Burghausen soll auf das Problem achtlos weggeworfener Zigarettenstummel aufmerksam machen.


Viele Städte kennen das Problem: Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel verschandeln das Stadtbild, ärgern Anwohner und Eltern und sind eine Belastung für die Umwelt. Die Stadt Burghausen in Oberbayern geht das Problem nun auf eine besondere Weise an: mit einer "Riesenkippe".

"Es liegen viel zu viele Zigarettenstummel auf dem Boden und vergiften die Erde", erklärt Burghausens Sozialreferentin Sabine Bachmeier (SPD), die das Problem bereits vor einem Jahr auf ihre Agenda gesetzt und ein engagiertes Team um sich geschart hat, um dem Kippenmüll in Burghausen entgegenzuwirken. 

"Riesenkippe" in Burghausen: Kampf gegen weggeworfene Kippen, nicht gegen Rauchen

Vergangenen Samstag (14. Mai 20220) war es dann soweit: Die "Riesenkippe" wurde am Wöhrsee aufgestellt - kein zufällig gewählter Ort, denn am beliebten Wöhrseebad würden "leider sehr viele Kippen im Boden ausgedrückt", weiß Bachmeier. Das Bäderpersonal sammele jeden Abend hunderte Zigarettenstummel ein, damit Besucher am nächsten Tag wieder auf einer sauberen Wiese ihre Decken ausbreiten und die Natur genießen können. Die riesige Kippe am See soll das Problem ins Bewusstsein der Menschen rücken - unübersehbar Aufmerksamkeit erregen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Anlässlich der "Einweihung" der Kippe wurden am See auch Taschenaschenbecher verteilt, die passenderweise aus Kippenmüll upgecycelt waren. 

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Die "Riesenkippe" selbst wurde von einem Kulissenbauer aus der Region aus 100 Prozent Baustahl extra für die Stadt angefertigt und wiegt satte 450 Kilogramm. Die Zigarette aus Stahl soll aber keineswegs nur an dem einen Ort bleiben. "Die Kippe wird wandern", heißt es vonseiten der Stadt und mehrmals im Jahr an anderen Orten Aufmerksamkeit erregen und für Aufklärung sorgen, beispielsweise in Schulen. Auch in umliegende Städte oder Gemeinden könne die Riesenkippe verliehen werden. 

Bei der ganzen Aktion gehe es nicht darum, das Rauchen zu verurteilen, sondern "um die Sicherheit der Kinder, wenn beispielsweise Kippenstummel an Spielplätzen oder öffentlichen Orten achtlos auf den Boden geworfen werden". Außerdem vergifte alleine eine einzige Kippe schon 40 Liter Grundwasser und der Zerfall von Zigarettenstummeln dauere bis zu 15 Jahre (in Süßwasser; im Meer sogar bis zu 400! Jahre).

Ziel der Kippen-Aktion: Aufmerksamkeit erregen

Übrigens: Ein ernsthaftes Müllproblem habe Burghausen nicht. Hier habe sich schlicht ein sehr engagiertes Team gefunden, das zu Recht dafür ist, "dass Zigarettenkippen ordentlich entsorgt werden", erläutert Bürgermeister Florian Schneider (SPD), der hofft, dass die "Riesenkippe" auch bei Rauchern gut ankomme und diese künftig häufiger daran denken, ihre Taschenascher zu benutzen, statt Kippenstummel achtlos wegzuschnippen.  Das erklärte Ziel der Aktion "Burghausen Kippenfrei" ist zumindest jetzt schon erfüllt, denn die Riesenkippe hat im Netz bereits für ordentlich Aufmerksamkeit gesorgt.

Auch mehrere Medien berichteten über die ungewöhnliche Zigarette - doch wie kommt sie bei den Menschen vor Ort überhaupt an? "Alle Gesprächspartner waren sehr positiv und verständnisvoll. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Aktion gut bei den Badegästen ankommt", Initiatorin und Stadträtin Sabine Bachmeier.

Völlig unumstritten ist die "Riesenkippe" allerdings nicht. Stadtsprecherin Alexandra Königseder erklärt auf Nachfrage von inFranken.de: "Viele Menschen denken auf den ersten Blick, es habe etwas mit dem Rauchen als solches zu tun", sogar einige Sport-Illustrierte hätten die Stadt angeschrieben und das Thema falsch verstanden. Königseder weiter: "Wir wollen niemandem vorschreiben, was sie oder er mit ihrer oder seiner Gesundheit zu machen hat. Aber es geht uns etwas an, wenn Kippen auf dem Spielplatz oder im Naturschutzgebiet auf der Erde landen. Und hier setzen wir auf Aufklärung." 

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