Im Ort Dorfen in Bayern ist einem Ehepaar - Manfred und Claudia B. - etwas Ungeheuerliches passiert: Während Claudia B. sich in ihrem Haus aufhielt, fing ein Baggerfahrer mit seinem Fahrzeug an, die Immobilie abzureißen. Die Frau habe ein ohrenbetäubendes Krachen gehört und dann ein Loch in der Zimmerdecke festgestellt.

Der Vorfall habe sich laut "Bild"-Zeitung, die ein Interview mit den Hausbewohnern geführt hatte, am Donnerstag (2. März 2023) ereignet. Das Ehepaar befand sich in der Räumungsphase, zum 6. März sollten sie vollständig aus Haus und Hof ausgezogen sein - ganze vier Tage später. Manfred B. berichtete, dass sie sich mit dem Vermieter auf dieses Datum für die Schlüsselübergabe geeinigt hatten. Von Abriss-Arbeiten war indes nie die Rede.

Abriss-Bagger schlägt Loch in Haus: Claudia B. befand sich darunter

Als seine Frau Claudia an jenem Donnerstag alleine im Haus war, vernahm sie plötzlich unglaublich lauten Lärm. Die 60-Jährige muss dann ohne Schuhe aus dem Haus geeilt sein. In ihrer Hast stürzte die Frau und verrenkte sich dabei auch noch den Rücken. Vom Grundstück aus konnte sie die Szene dann beobachten: Ein Bagger riss tatsächlich das Haus ab, in dem sie noch wohnte.

"Ihr Auto stand vor dem Haus. Für jeden zu erkennen, dass da noch jemand drin war. Und dennoch reißt der das Haus ab", berichtete ein Augenzeuge. Das zudem Ungeheuerliche: Am selben Tag ist vom Fachbereich Bauen und Planungsrecht, sowie Denkmalschutz des Landratsamts Erding ein Baustopp verhängt worden. "Bis artenschutzrechtliche Belange geklärt sind", steht auf einem Aushang am Haus.

Der Vermieter hatte laut Bild auf dem Grundstück ein Wäldchen abholzen lassen, was als geschütztes Biotop mit seltenen Vogelarten galt. Zudem sollen im Dachboden des Hauses geschützte Fledermäuse leben. Die Behörde bestätigte Bild, dass der Baustopp am frühen Nachmittag des besagten Donnerstags verhängt worden war.

Ehepaar will klagen: Vermieter soll Schmerzensgeld zahlen

Der Fahrer des Abriss-Baggers stellte erst dann die Bauarbeiten ein, als Nachbarn auf ihn zugingen. Im Anschluss wurde sofort die Polizei gerufen und ermittelt inzwischen wegen Baugefährdung. Das Ehepaar kündigte zudem an, den Vermieter auf Schmerzensgeld zu verklagen. Bild erkundigte sich bei einem Anwalt, wie die Chancen in diesem Fall stünden. Anwalt Norman Synek antwortete: "Aufgrund der Umstände kommt ein versuchtes Tötungsdelikt in Betracht. Wir werden den mutmaßlichen Täter zur Rechenschaft ziehen."

Manfred B. schilderte auch, was der Vorfall mit der Psyche seiner Frau gemacht hatte: "Meine Frau war fix und fertig, konnte tagelang nicht schlafen. Sie saß nachts auf der Matratze und erschrak bei jedem vorbeifahrendem Lkw. Erst nach drei Tagen konnte sie wieder richtig schlafen. So etwas habe ich noch nie erlebt und wünsche ich keinem." Er sei überzeugt, dass der Vermieter hinter der Aktion stecke. Der habe auch eine Baufirma.

Der Vermieter äußerte sich laut Angaben der Bild nicht zu dem Vorfall. Er sei mehrfach angerufen worden.

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