Die Wahl der Verlierer - Warum es nach der Landtagswahl keinen einzigen Sieger gibt
Autor: Robert Wagner
Franken, Montag, 15. Oktober 2018
Glückwünsche und fröhliche Gesichter sind unangebracht: Die Landtagswahl in Bayern kennt nur Verlierer - vor allem auf Seiten der Wähler und der Demokratie. Ein Kommentar.
Schadensfreude ist bekanntlich die schönste Freude - und so können sich am Ende der Landtagswahl in Bayern vielleicht doch noch alle freuen. Denn egal welche Partei, welche Politiker man fragt: Sie finden immer noch jemanden, den es schlimmer getroffen hat. Doch ist das wirklich ein Erfolg?
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Die SPD als Verlierer des Abends?
Auf der Suche nach dem größten Verlierer fällt einem natürlich die SPD ein. Nur 9,7 Prozent holten die Sozialdemokraten. In Worten: Neunkommasieben! Nein, da fehlt keine Zahl vor der neun, da fehlte es vielmehr an einem Wahlprogramm, dass die Wähler der linken Mitte mobilisieren hätte können. Und es fehlte vor allem an Vertrauen. Von Seiten der Wählern und auch in sich selbst.
In die Bedeutungslosigkeit: Die Linke
Aber ist die SPD wirklich der größte Verlierer der Bayernwahl? Immerhin holte man wenigstens dreimal so viele Stimmen wie die Konkurrenz von der Linken. Nur zur Erinnerung: In der Bundestagswahl 2017 konnte die Linke immerhin fast halb so viele Stimmen wie die SPD sammeln (9,2 zu 20,5 Prozent). Ist also die Linke der eigentliche Wahlverlierer? Sicherlich, die Genossen hatten sich mehr erhofft, aber DIE Verlierer sind sie wohl nicht. Denn um verlieren zu können, hätte es zunächst überhaupt theoretisch eine Siegchance geben müssen. Und die gab es - sind wir mal ehrlich - zu keinem Zeitpunkt im Wahlkampf.
Die Grünen: Verloren trotz historischem Sieg
Bleiben aus der Riege der linken Kräfte noch die Grünen - die strahlenden Sieger der Bayernwahl. Oder? Denn die ökologische Partei, die ihren Stimmenanteil von 8,6 Prozent auf 17,5 Prozent mehr als verdoppelt hat, steht am Ende wahrscheinlich genauso machtlos da, wie zuvor. Doch um ihre Klima- und Umweltpolitik umzusetzen, müssten die Grünen auch gestalten, sprich regieren, können. Die Chance dazu: knapp über Null. Denn die CSU meidet die Ökopartei wie der Teufel das Weihwasser. Da wirft man sich lieber den Freien Wählern in die Arme.
Freie Wähler - droht das Schicksal der SPD?
Apropos Freie Wähler: Sind diese nicht die eigentlichen Gewinner der Landtagswahl? Sie sind zumindest nicht die größten Verlierer. Ihr Ergebnis um 2,6 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl gesteigert, die Möglichkeit zur Regierungsbeteiligung in München errungen - was will man mehr?
Zum Beispiel Kontur gewinnen. Die Freien Wähler blieben im Wahlkampf farblos. Nun besteht die Gefahr, dass die Partei in der Landespolitik zerrieben wird. Dass jene Partei, die ihre Stärke vor allem aus der kommunalen Arbeit zieht, nur noch als Anhängsel der CSU wahrgenommen wird - und ihr das gleiche Schicksal blüht, wie der SPD in Merkels Großer Koalition.