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Bayern startet als letztes Bundesland in die Sommerferien: Warum NRW-Ministerpräsident Wüst das ändern will


Autor: Julia Gebhardt

München, Dienstag, 23. August 2022

NRW-Ministerpräsident Wüst hat sich gegen die Regelung ausgesprochen, dass Bayern als letztes Bundesland in die Sommerferien startet.
Bayern fällt aus dem in Deutschland geltenden rotierenden Sommerferiensystem heraus. Kann diese Sonderstellung noch gerechtfertigt werden?


Während manche Schüler im Hochsommer während der größten Hitzewelle bereits wieder im Klassenzimmer sitzen müssen, haben für andere die Ferien gerade erst begonnen. Das Bundesland Bayern hat hier einen Sonderstatus. Hendrik Wüst (CDU), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, will dieser Bevorzugung ein Ende setzen.

Das deutsche Feriensystem ist in ganz Europa ein Einzelfall, schreibt der Spiegel. Der Beginn der Sommerferien ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Das hat unter anderem den Hintergrund, dass nicht alle Familien gleichzeitig ihre Reise antreten sollen, da es sonst jedes Jahr bundesweit zu einem enormen Verkehrschaos käme. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit: Es ist zudem ein rotierendes System, nach Ländergruppen gestaffelt. Damit sich niemand benachteiligt fühlt, variiert der Ferienbeginn in allen Bundesländern - außer in Bayern und Baden-Württemberg.

Sommerferien-Debatte: Wüst will Bayerns Sonderstellung abschaffen

Traditionell beginnen die Sommerferien in Bayern immer Ende Juli, beziehungsweise Anfang August. Damit bilden die bayerischen Schulferien bundesweit das Schlusslicht im Antritt der Ferienzeit. Doch warum hat Bayern diese Sonderstellung inne?

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Wie Merkur.de berichtet, würde dieser Umstand seit den 50er Jahren damit begründet werden, dass die Kinder in den südlichen Bundesländern im Spätsommer bei der Ernte helfen müssen. Dieser Umstand ist aber seit der Zeit der Industrialisierung nicht mehr gegeben. Die Regelung ist veraltet.

So argumentiert auch der Ministerpräsident von NRW, Hendrik Wüst. Er sprach sich gegen die Bevorzugung der südlichen Bundesländer aus. Er sei "froh, dass Bayern so eine erfolgreiche Entwicklung weg von einem reinen Agrarland genommen" habe, sagte der CDU-Politiker. Dieser wirtschaftliche Erfolg ermögliche einen "Spielraum", um in der Kultusministerkonferenz "einen Schritt weiterzukommen". Während dieser wolle er das Thema zur Sprache bringen.

SPD-Politiker meint, man solle an Bayerns Sonderstellung "Axt anlegen"

Besonders drastische Worte fand der nordrhein-westfälische SPD-Schulexperte Jochen Ott. Er forderte, dass die Landesregierung "mal die Axt" an die Bevorzugung Bayerns anlegen solle. Es sei nicht einzusehen, warum die Südbundesländer den späten Ferienbeginn stets für sich reklamieren würden. Weiterhin argumentierte er, dass NRW schließlich das einwohnerstärkste Bundesland mit 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern sei. "Die Geschichte, dass die Kinder bei der Ernte aushelfen, ist schließlich lange vorbei", so Ott.

Kommendes Jahr müssen diese 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler am 4. August 2023 bereits wieder in den Klassenräumen sitzen, da ihre Sommerferien bereits Mitte Juni beginnen. So kann es gut sein, dass während der ärgsten Hitzewellen in NRW den Schulpflichtigen schon wieder die Köpfe rauchen, während die bayerischen Schülerinnen und Schüler freihaben.