Kulturelle Teilhabe für alle: 14 bayerische Museen setzen auf Barrierefreiheit

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Barrierefrei? Für Menschen mit Beeinträchtigungen sind viele Orte nur schwer zugänglich.
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Kunst- und Kulturangebote sollten für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sein: Wir stellen dir 14 Museen in ganz Bayern vor, die teilweise oder ganz barrierefrei sind.

  • Das Netzwerk "Museen inklusive in Bayern"
  • Fränkische barrierefreie Museen
  • Die beteiligten Museen in Schwaben
  • Inklusive zeitgenössische Kunst und Geschichte in Oberbayern
  • Kultur barrierefrei in Niederbayern und der Oberpfalz

Das Netzwerk "Museen inklusive in Bayern" zeigt auf seiner Website bayernweit barrierefreie Angebote in Museen. Damit will es einen Zugang zu Kunst und Kulturangeboten für alle fördern und auch diejenigen erreichen, die Museen bislang noch nicht nutzen können. Wir stellen dir die 14 beteiligten Museen des Netzwerks mit ihren jeweils besonderen Angeboten zu Barrierefreiheit und Inklusion vor. Spannend sind diese Museen übrigens auch für alle Menschen mit kleinen Kindern (Stichwort Kinderwagen und Verständlichkeit der Informationen für Kinder) und für alle, die Museen mit allen Sinnen begreifen wollen.

Das Netzwerk "Museen inklusive in Bayern"

In Bayern leben über eine Million Menschen mit einer Behinderung. Die UN-Behindertenrechtskonvention besagt, dass alle Interessierten unabhängig von ihrer sozialen Lage und ethnischen Herkunft die Möglichkeit bekommen sollen, aktiv an kulturellen Angeboten teilzuhaben.

Das Netzwerk "Museen inklusive in Bayern" ist ein Zusammenschluss mehrerer Museen. Sie haben sich verpflichtet, möglichst vielen Gästen Zugang zu ermöglichen. Barrierefreiheit und Inklusion sind dabei die Stichworte. Auf der Website "Museen inklusive in Bayern" präsentieren sich 14  bayerische Museen, die weitgehend barrierefrei zu besuchen sind. Die Website kann auch in leichter Sprache und Gebärdensprache abgerufen werden.

Barrierefreiheit heißt, dass ein Museum so gestaltet wird, dass es für alle ohne fremde Hilfe zugänglich ist. Die Museen des Netzwerks bieten barrierefreie Zugänge über breite Türen und befahrbare Wege, Lifte und Rampen, Behindertenparkplätze, barrierefreie Toiletten oder den Verleih von Rollstühlen. Aber Barrierefreiheit meint noch mehr als nur bauliche Veränderungen. Auch für alle zugängliche Informationen und Angebote, beispielsweise in leichter Sprache, für Seh- oder Hörbehinderte oder für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, gehören dazu.

Fränkische barrierefreie Museen

Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim zeigt mit über 100 Gebäuden aus vielen fränkischen Orten früheres Leben und Traditionen. Die Ausstellung in der alten Schäferei bietet besonders viele inklusive Elemente: Man darf Dinge berühren und ausprobieren. Es gibt einen Audioguide für seheingeschränkte Besucher und Hinweise in Blindenschrift. Ein Heft in leichter Sprache erleichtert das Verstehen. In der Ausstellung über Natursteine wird in einem Video in Gebärdensprache erklärt, worum es geht.

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Auch im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen erfährt man, wie die Menschen früher gebaut, gelebt und gearbeitet haben. Über 20 Höfe und andere Bauwerke aus ganz Unterfranken sind hier wieder aufgebaut. Das 12 Hektar große Gelände ist weitgehend barrierefrei befahrbar. An der Kasse steht ein Leihrollstuhl kostenlos zur Verfügung. Viele der alten Häuser sind allerdings innen nicht barrierefrei begehbar/befahrbar. Ausnahmen sind die Scheune der Schäferei, das Gemeindebrauhaus und die Büttnerwerkstatt. Das Kunstmuseum Bayreuth im Alten Barockrathaus nimmt mit "Generation Fünfzig Plus Kunst" besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse älterer Menschen. Der "Grüne Zwerg" ist ein Rollwagen zum Schieben und Festhalten, in dem Erklärungsmaterial zu finden ist und der beim Rundgang hilft.

Das Museum im Kulturspeicher Würzburg, auch ein Kunstmuseum, ist barrierefrei. Das ehemalige Lagergebäude hat einen Aufzug und ein Bodenleitsystem. Wenige Kilometer von Bad Kissingen befindet sich an der Saale das Schloss Aschach mit drei Museen und Schlosspark. Das Graf-Luxburg-Museum im Haupthaus zeigt weitgehend barrierefrei zugänglich die einstigen Wohnräume der Grafen und die Arbeitsräume der Dienstboten. Alle Ausstellungstexte sind in einfacher Sprache verfasst. Medien-, Hör- und Mitmachstationen zum Anfassen, Ausprobieren und Riechen bieten etwas für alle Sinne.

Die beteiligten Museen in Schwaben

Drei Museen des Netzwerks liegen in Schwaben. Der Archäologische Park Cambodunum ist ein Freilichtmuseum zur Römergeschichte in Kempten im Allgäu. Es zeigt schon die Besucher-Infos auf seiner Website auch in leichter Sprache und mit Videos in Gebärdensprache. Auch Museumsführungen werden in Gebärdensprache angeboten. Im Museum gibt es Hörstationen, Tastmodelle und Riechstationen. Tastmodelle werden auch in Braille- und Pyramidenschrift erklärt. Das Museum hat fest installierte Rampen in einigen Ausstellungsbereichen und mobile Rampen im Außenbereich. Das Befahren der Wege der Außenanlangen kann aber teilweise beschwerlich sein.

In Neu-Ulm befindet sich das Edwin Scharff Museum, ein Kunstmuseum und Museum für Kinder und Familien. An der Kasse gibt ein Tastplan einen Überblick über das Museum. Das Museum bietet mithilfe eines Mediaguides kostenfreie Führungen in Deutsch und Englisch oder als Video in Deutscher Gebärdensprache, Hörführung für blinde und sehbehinderte Menschen, Hörführung in leichter Sprache oder für kleine Kinder und Familien. 

Das Kempten-Museum im Zumsteinhaus ist ein Mitmachmuseum zur Kemptener Stadtgeschichte und dem Alltag von Menschen in Schwaben. Es liegt auf dem sehenswerten Areal der Abtei Oberschönenfeld. Für Besucher gibt es im Museum unter anderem eine Führung in Gebärdensprache, Tastobjekte und Texte in Braille- und Pyramidenschrift. Das Kempten-Museum bietet die Führung "Spurensuche im Museum" für Menschen mit Demenz und deren Angehörige an. Außerdem gibt es einen barrierefreien Spielplatz mit Zugang zum Wasser.

Inklusive zeitgenössische Kunst und Geschichte in Oberbayern

Mit Ausblick über den Kochelsee und das umgebende Tal sieht man im Freilichtmuseum Glentleiten über 60 historische Gebäude mit originaler Einrichtung. Blinde und sehbehinderte Besuchende finden im Wagnerhäusl tastbare Objekte, Pläne, Texte und Hörstationen. Durch die Berglage ist das Freilichtmuseum an manchen Stellen für Menschen mit Gehbehinderung schwieriger zugänglich. Daher sind an der Kasse Rollstühle mit elektrischer Schiebehilfe ausleihbar.

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Die Galerie Bezirk Oberbayern in München zeigt bei freiem Eintritt wechselnde Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern aus Oberbayern. Hier stellen Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Behinderung gemeinsam aus. Die Galerie will ein inklusiver Erlebnisort zeitgenössischer Kunst sein. Jede Ausstellung bietet ein Vermittlungsprogramm für alle mit "Kunst begreifen" (Tastführungen), "Kunst verstehen" (Führungen in leicht verständlicher Sprache), "Kunst zeigen" (Führungen in Deutscher Gebärdensprache mit Übersetzung in die Lautsprache) und "Kunst mitmachen" (Kreativ-Workshops).

In Manching gab es vor über 2000 Jahren eine große Kelten-Stadt. Nach den Kelten kamen die Römer und erbauten hier ein Militärlager. Im Kelten Römer Museum erfährt man mehr darüber. Alle Räume des Museums sind für Menschen mit Rollstuhl oder eingeschränkter Beweglichkeit leicht über Fahrstühle und Rampen erreichbar. Das Museum bietet verschiedene inklusive Programme, wie Führungen in einfacher Sprache, Tastführungen oder einen Museumskoffer für Blinde und Personen mit Sehbeeinträchtigungen.

Kultur barrierefrei in Niederbayern und der Oberpfalz

In Niederbayern ist das Stadtmuseum Deggendorf barrierefrei für Menschen mit Gehbehinderung, im Rollstuhl, mit Sehbehinderung oder mit kognitiver Beeinträchtigung und teilweise barrierefrei für blinde Menschen und Menschen mit Hörbehinderung. In der Ausstellung "Wir sind Deggendorf. Die Stadt – Der Fluss – Die Menschen" gibt es ein Leitsystem mit Bodenleitlinien. Ein Medienguide bietet mit Videos und Fotos zusätzliche Informationen, Videos in Deutscher Gebärdensprache und Texte in leicht verständlicher Sprache. Zudem gibt es für Menschen mit Einschränkungen beim Sehen oder Blinde tastbare QR-Codes zum Scannen mit dem eigenen Smartphone und Taststationen mit Brailleschrift und Prismenschrift.

In der Oberpfalz erwartet das Stadtmuseum Schwandorf nach einem Umbau seine Besucher nun auch weitgehend barrierefrei. Bei der Gestaltung der neuen Ausstellungstexte wurde auf größtmöglichen Kontrast der Schrift geachtet. Die Raumtexte und Zusatztexte sind in Deutsch und Englisch verfasst. Verschiedene Tast- und Hörstationen gibt es zusätzlich.

Inklusion meint, dass alle Menschen selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die am Netzwerk beteiligten Museen sind nicht alle vollständig barrierefrei und inklusiv. Aber sie haben sich auf den Weg gemacht und sind mit ihren Bemühungen Ansporn für andere Kultureinrichtungen. Fast alle Museen des Netzwerks sind inzwischen zur Barrierefreiheit zertifiziert, mit dem bundesweiten Gütesiegel "Reisen für Alle".

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