Aiwanger: Ruft er hier zur Gewalt an Frauen auf? Streit um Bairisch-Übersetzung entbrannt
Autor: Teresa Hirschberg
Deggendorf, Montag, 27. Februar 2023
Hubert Aiwanger stammt aus Niederbayern und das hört man ihm auch an. Bei einer Rede hat der FW-Chef Mundart verwendet, ein SPD-Politiker ist nun empört. Er versteht eine bestimmte Aussage nämlich als frauenfeindlich. Es gibt aber auch ganz andere Übersetzungen davon.
Derb, unverblümt und oftmals weit unter Gürtellinie geht es in der Regel beim Politischen Aschermittwoch zu. Eine Aussage von Hubert Aiwanger wird im Nachhinein aber ganz genau unter die Lupe genommen: Denn der bayerische Wirtschaftsminister hatte sich bei seinem Auftritt über die grüne Verkehrspolitik aufgeregt und dabei auch Sprüche in seinem niederbairischen Dialekt vom Stapel gelassen. Ein SPD-Politiker empfand eine Aussage aber als außerordentlich peinlich und frauenfeindlich. Doch das Internet wird sich bei der Übersetzung nicht einig.
"Fotz dei Goaß": Was will uns Hubert Aiwanger damit nur sagen? In seiner Rede mussten vor allem die Grünen und deren Verkehrspolitik ordentlich einstecken. Während die Ampel-Partei verstärkt auf die Nutzung von ÖPNV und E-Mobilität setzt, kann sich der Freie-Wähler-Chef Autos nicht von den Straßen der Zukunft wegdenken. "Wenn das Auto klimakorrekt angetrieben ist, dann interessiert es mich mittlerweile einen Scheißdreck, was die Grünen gegen das Auto sagen", wetterte Aiwanger auf der Bühne. "Die sollen zu Hause bleiben. Früher hat man gesagt: Geh hoam und fotz dei Goaß!"
Ist Hubert Aiwanger etwa frauenfeindlich? SPD-Politiker findet ihn "peinlich"
Für Florian von Brunn, Vorsitzenden der Bayern-SPD, geht dieser Spruch viel zu weit. Ihm zufolge stecke darin nämlich eine Aufforderung zur Gewalt an Frauen: "Ich mag Politischen Aschermittwoch. Da darf und soll man austeilen. Aber Aiwanger war völlig daneben", schrieb er auf seiner Twitter-Seite. Brunn übersetzt dessen Spruch nämlich mit: "Nerv nicht, geh nach Hause und verdrisch deine Frau!" Nach Ansicht des SPD-Politikers also ein absolut "peinlicher" Auftritt als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Repräsentant des Freistaats. Es sei "Zeit für Veränderung", appelliert Brunn in seinem Post.
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Während ein Kommentar unter dem Tweet fassungslos fragt "Das hat er nicht gesagt?", ärgern sich viele über die angeblich falsche Übersetzung und die fehlende Dialekt-Kenntnis des SPD-Politikers. Mehrere Nutzer schlagen eine andere Interpretation vor, die nichts Frauenfeindliches mehr an sich hat. Nämlich: "Geh heim und halt deine Klappe!" Denn "Goaß" stehe im Niederbairischen nicht (nur) für "Frau", sondern auch für "Ziege" oder eben für "Mund".
Es sei peinlich, wie Florian von Brunn mit dem Tweet versuche, einen künstlichen Skandal zu generieren. "Wenn Sie keine Mundart beherrschen, sollten keine Mundart falsch interpretieren", bringt es ein Kommentator auf den Punkt. Auch der Förderverein Bairische Sprache und Dialekt kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Den Experten zufolge lasse sich Aiwangers Spruch folgendermaßen übersetzen: "Das kannst du vergessen, das funktioniert so nicht", berichtet Merkur.
Andere Nutzer führen wiederum Beispiele an, in denen das Wort "Goaß" tatsächlich als Synonym für Frau steht – und dazu noch als ein sehr herablassendes Wort verwendet wird. Bei einer "Goaß" soll es sich um eine "knochige, humorlose, zickige Frau" handeln, zitiert ein Nutzer mit Verweis auf die Süddeutsche Zeitung. Ob frauenfeindlich oder nicht, Aiwangers Auftritt hat für einige Nutzer einfach nicht gezündet: "Egal, ob der Spruch wirklich auf die Frau gemünzt ist, zeigt er doch eine extreme Verrohung, wie sie in seinem Umfeld wohl üblich ist."
Auch Markus Söder lieferte beim Politischen Aschermittwoch ein kontroverses Statement: Er will sich in Bayern nicht "irgendwelchen Umerziehungs-Fantasien unterwerfen".