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Abschaffung des Deutschland-Tickets: Jetzt zeigt Söder sein wahres Gesicht


Autor: Daniel Krüger

Bayern, Donnerstag, 14. November 2024

Markus Söder (CSU) fordert kurz nach dem Ampel-Aus, dass das Deutschland-Ticket wieder abgeschafft wird. Seine Begründung ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten, so die Meinung unseres Redakteurs.
Markus Söder träumt vom Weltraum - Bus und Bahn sind ihm weniger wichtig.


Auch in Bayern müssen die Bürger den Gürtel enger schnallen. Das kann jetzt selbst Ministerpräsident Markus Söder nicht mehr verheimlichen. Noch Anfang des Jahres machte sich Söder bei der Eröffnung der Ochsenkopf-Bahn über den klammen Haushalt der Ampel-Regierung lustig. "Andere sparen, wir in Bayern investieren", ließ er grinsend verlauten. 11 Monate später ist die Ampel Geschichte - und nur wenige Tage später zeigt sich, dass die goldene After-Ampel-Ära wohl eher eine Phase der Ernüchterung werden könnte.

Zuerst streicht Söder das Familien- und Pflegegeld radikal zusammen - jetzt will er auch noch das Deutschland-Ticket beerdigen. Die Fahrkarte gilt europaweit als echte Revolution im Nahverkehr. Für aktuell 49 Euro im Monat können unter anderem Millionen Pendler zur Arbeit, Rentner zum Arzt und Familien in den Urlaub im eigenen Land fahren. Das erleichtert vielen Menschen das Leben, schont Kontostand und die Umwelt. Im Vergleich: Ein Monats-Ticket für den Großraum Nürnberg kostet derzeit 264,80 Euro. Doch geht es nach Söder, zahlt Bayern künftig keinen Cent mehr für das Deutschland-Ticket. "Wenn der Bund es nicht bezahlt, dann muss es fallen", äußerte sich der Ministerpräsident. 

Weil Söder den ÖPNV vernachlässigt, braucht die Mehrheit der Wähler kein Deutschland-Ticket

Eine fatale Entscheidung für viele Menschen in der Zeit hoher Kosten - und ein brutaler Rückschritt für ganz Deutschland. Da wirkt es umso abgehobener, wenn Söder vorschlägt, das Deutschland-Ticket durch ein Ferien-Ticket zu ersetzen, "damit man einmal im Jahr ein günstiges Ticket hat, beispielsweise um nach Bayern zu fahren". Die Folgen der Abschaffung sind Markus Söder ganz offensichtlich egal - und das können sie aus Wahlkampfgründen auch sein. Denn seine Wähler leben zum Großteil auf dem bayerischen Land - Zuganbindung kann man hier weitestgehend vergessen.

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Mit viel Glück kommt zweimal am Tag ein Bus vorbei. Laut Experten ist die Erreichbarkeit in Bayern die zweitschlechteste der gesamten Republik. Schuld daran ist vor allem eine Partei: Über Jahre und Jahrzehnte hat die CSU die Bahn in vollem Bewusstsein behandelt wie ein Mobilitätssystem für Menschen zweiter Klasse. Frei nach dem Motto: Wenn der Dorfbewohner Auto fahren muss, kauft er gerne BMW.  Wenn Söder jetzt plötzlich ankündigt, in die Infrastruktur der Bahn investieren zu wollen, klingt das für viele nicht zu Unrecht wie Hohn. 

All das passiert, nachdem Söder in den vergangenen Jahren laut Recherchen des BR über 400 Millionen Euro für ein bayerisches Weltraumprogramm sprichwörtlich ins All geblasen hat. Kürzlich wollte er noch Flugtaxis mit Millionen Euros subventionieren. Auch persönlich muss sich der leidenschaftliche Instagrammer nicht um Bus oder Bahn scheren. Denn vor seinem Haus in einem schicken Villenviertel im Osten Nürnbergs steht fast jeden Morgen eine schwarze Limousine mit Chauffeur bereit. Sie bringt den Ministerpräsidenten zu seinen zahlreichen Dauerwahlkämpfen in bayerischen Bierzelten - auf Steuerzahlerkosten versteht sich.