Zeugte fast 200 Kinder: Gefährlicher Gendefekt bei Samenspender entdeckt
Autor: Agentur dpa
Kopenhagen, Freitag, 12. Dezember 2025
Fast 200 Kinder in ganz Europa kamen mit den Samen eines dänischen Samenspenders zur Welt - doch bei ihm wurde ein seltener Gendefekt entdeckt.
Das Sperma eines dänischen Samenspenders, bei dem eine gefährliche genetische Mutation entdeckt wurde, soll Berichten zufolge zur Zeugung von fast 200 Kindern in Europa verwendet worden sein. Das ist das Resultat der umfangreichen Recherche eines investigativen Reporternetzwerks der Europäischen Rundfunkunion (EBU), einem Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Sender.
Laut den Recherchen, an denen unter anderem Reporter der Deutschen Welle und des ORF beteiligt waren, steigert der Gendefekt im Sperma des anonymen Spenders das Risiko von Krebserkrankungen erheblich. Es wurde demnach in 20 Prozent seiner Spermien festgestellt. Mindestens 197 Kinder sollen mit dem Samen des Mannes gezeugt worden sein. Wie viele davon von dem Gendefekt betroffen sind, ist nicht bekannt.
Seltener Gendefekt bei Samenspender entdeckt: Fast 200 Kinder in ganz Europa gezeugt
Bei Betroffenen des seltenen Defekts im Gen TP53 sind den Berichten zufolge wegen des dadurch ausgelösten Li-Fraumeni-Syndroms regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen dringend erforderlich. Krebs kann bereits in der Kindheit auftreten. Laut den Recherchen ist das Problem mit dem Sperma des als Spender 7069 oder "Kjeld" bekannten Mannes seit 2023 bekannt. Dennoch seien noch immer nicht alle potenziell betroffenen Familien kontaktiert worden.
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Der Fall wirft Fragen hinsichtlich des profitablen Geschäfts mit dem unerfüllten Kinderwunsch vieler Paare auf. Die Samenbank European Sperm Bank in Kopenhagen, von der die Spenden an sogenannte Kinderwunschzentren in verschiedenen europäischen Ländern weiterverkauft wurden, teilte mit, man habe tiefes Mitgefühl mit den Familien, Kindern und dem Spender. Es handle sich um eine zuvor unbekannte Mutation, die nur in einem kleinen Teil der Spermien auftrete, so die Mitteilung weiter.
Der Spender selbst und seine Familie seien nicht erkrankt und eine Mutation dieser Art könne durch genetisches Screening vorsorglich nicht entdeckt werden. Als der Gendefekt bestätigt worden sei, habe man den Spender unverzüglich gesperrt und Behörden und Kliniken informiert. Verantwortlich für die Informierung der Betroffenen seien aber die Kliniken.
Besonders viele Fälle in Belgien
Besonders viele Fälle sind den Berichten zufolge aus Belgien bekannt, wohin auch Frauen aus Deutschland zur Behandlung reisten. Allein dort sollen 53 Kinder von 38 verschiedenen Müttern mit dem Sperma gezeugt worden sein, obwohl es in dem Land ein Limit von maximal sechs Familien gibt, die Sperma eines einzigen Spenders verwenden dürfen.
Etliche der Frauen sollen aus anderen europäischen Ländern für die Behandlung nach Belgien gereist sein, darunter auch aus Deutschland. Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke forderte der Nachrichtenagentur Belga zufolge eine europäische Datenbank und internationale Beschränkungen für die Verwendung von Sperma eines einzelnen Samenspenders.