Was bedeutet der «Snapback»-Mechanismus für den Iran?
Autor: dpa
, Donnerstag, 28. August 2025
Im Streit über Irans Atomprogramm ist keine diplomatische Lösung in Sicht. Nun aktivieren Deutschland, Frankreich und Großbritannien den sogenannten Snapback-Mechanismus. Was bedeutet der Schritt?
           
Im Streit über das iranische Atomprogramm lösen Deutschland, Frankreich und Großbritannien einen Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen aus. Damit hatten die europäischen Außenminister der Regierung in Teheran gedroht, sollte bis Ende August keine diplomatische Lösung im Atomstreit gefunden werden. Antworten auf zentrale Fragen:
Welche Folgen hätten alte UN-Sanktionen gegen den Iran?
Bereits jetzt ist der Iran mit harten Sanktionen belegt, die vor allem auf den Energiesektor des öl- und gasreichen Landes zielen. Zudem ist das Land weitgehend vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten. Die Sanktionen haben den Staat mit seinen knapp 90 Millionen Einwohnern in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt, die vor allem die arme Bevölkerung trifft.
Der Snapback-Mechanismus würde alte UN-Sanktionen wie das allgemeine Waffenembargo sowie zahlreiche Strafmaßnahmen gegen Einzelpersonen und Organisationen wieder in Kraft setzen und einige Schlupflöcher schließen. Welche konkreten Folgen das hätte, ist jedoch unklar. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Iran dürften begrenzt bleiben, da Teheran bereits unter einer Vielzahl weitreichender und schädlicher US-Sekundärsanktionen steht, heißt es in einer Analyse des Washington Institute.
Experten gehen jedoch davon aus, dass die Sanktionen den Iran international weiter isolieren dürften. Wegen der harten Strafmaßnahmen hat Teheran seine wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zu Russland und China bereits ausgebaut. Peking gilt – wenn auch inoffiziell – als wichtigster Abnehmer iranischen Öls. Der Westen dürfte den Druck auf China erhöhen, um den Handel mit der Islamischen Republik weiter einzuschränken.
Warum ist das iranische Atomprogramm international so umstritten?
Seit Jahrzehnten liegt der Westen im Streit mit der Islamischen Republik Iran über deren Atomprogramm. Israel, die USA und europäische Staaten werfen der iranischen Staatsführung vor, nach Atomwaffen zu streben. Teheran bestreitet dies offiziell. Die iranische Führung weist auch auf eine Fatwa hin, einem religiösen Rechtsgutachten durch Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, wonach Massenvernichtungswaffen verboten sind.
Westliche Staaten zeigten sich insbesondere wegen der zuletzt stark gestiegenen Urananreicherung besorgt. Einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zufolge verfügte der Iran vor Beginn des israelischen Kriegs gegen das Land über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Der Krieg begann am 13. Juni und dauerte zwölf Tage.
Für den Bau von Atomwaffen sind über 90 Prozent erforderlich. IAEA-Chef Rafael Grossi betonte mehrfach, der Iran sei der einzige Staat ohne Atomwaffen, der nahezu waffenfähiges Material herstelle. Die IAEA bemängelte auch ungeklärte Fragen ihrer Atomwächter.