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Völlig skurriler Grund: Bank löscht Konto von 91-Jähriger - Telefon und Strom abgestellt


Autor: Redaktion

England, Montag, 13. März 2023

Die eigenen Finanzen sind ein schwieriges Pflaster, nicht zuletzt deshalb, weil man immer mehr auf sich allein gestellt ist. Die klassische Beratung in der Bankfiliale wird immer mehr abgeschafft. Eine britische Rentnerin erfuhr kürzlich, wie schwierig es sein kann, sich mit der eigenen Bank zu verständigen - selbst dann, wenn diese einen großen Fehler gemacht hat.
Eine 91-jährige Britin wurde davon überrascht, dass ihre Bank ihr sagte, sie hätten ihr Girokonto gelöscht. Trotz vieler Bemühungen ihrerseits, weigerte sich die Bank zunächst, den Fehler einzugestehen. (Symbolbild)


Der Blick aufs eigene Girokonto ist für viele Menschen eine Herausforderung. Gerade dann, wenn finanziell kein großer Spielraum existiert und man darauf angewiesen ist, dass Gehalt und eventuelle Zusatzzahlungen wie Kindergeld jeden Monat auf den Tag genau auf dem Konto landen. Andere hingegen haben keinerlei finanzielle Sorgen und schauen deswegen auch nicht nach ihrem Kontostand.

Dabei kann es dann aber auch schnell zu Problemen kommen, nämlich wenn man den Überblick verliert oder eine Unregelmäßigkeit auftritt, die dadurch unentdeckt bleibt. So beeinflusst der Kontostand schließlich das alltägliche Leben. Ohne Geld auf dem Konto fallen Zahlungen wie Miete, Energiekosten und Co. weg. Wenn es dann richtig schlecht läuft, kommt auch das eigene Gehalt nicht mehr an, weil der Bank ein Fehler unterlaufen ist - und man es nicht bemerkt. So erging es der einer britischen Rentnerin in den letzten Monaten, wie "The Guardian" berichtet.

Konto gelöscht: 91-jährige Rentnerin völlig ahnungslos

Die 91-jährige Britin kontaktierte im November 2022 die lokale Filiale der Bank "Barclays", bei der sie und ihr Mann zusammen ein Girokonto hatten. Da ihr Gatte kurz zuvor verstorben war, beantragte sie, dass sein Name aus dem Konto gelöscht wird. An seiner Stelle sollte außerdem die gemeinsame Tochter Zugriff auf das Konto erhalten. Der Bank unterlief dabei jedoch ein kolossaler Fehler: anstatt die Namen der Bevollmächtigten zu ändern, erklärte "Barclays" die Rentnerin im System für "tot". Das Konto wurde dadurch geschlossen und alle Zahlungen, sowohl ein- als auch ausgehend, wurden eingestellt.

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Zunächst bemerkte die 91-Jährige den Irrtum nicht. Als sie aber im Dezember 2022 von den Weihnachtsfeierlichkeiten bei ihrer Familie nach Hause kam, war jegliche Energieversorgung eingestellt und selbst die Telefonleitung war tot. Zudem fanden sich mehrere Briefe mit Zahlungsaufforderungen in der Wohnung. 

Daraufhin nahm die Seniorin per Bus den 37 Kilometer langen Weg zu ihrer "Barclays"-Filiale auf sich, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dort wurde ihr erklärt, dass ihr Konto wegen des vermeintlichen Todes aufgelöst wurde.  Selbst die Rente der 91-Jährigen konnte dadurch nicht überwiesen werden und ging zurück an die Rentenkasse. Die Bank weigerte sich anschließend, das Konto wiederherzustellen. Auch mit ihrer Tochter wollten die Angestellten dort nicht sprechen, da sie keinerlei Vollmacht für das Konto mehr besaß. 

Bargeld reicht für Lebensmittel - Bank sieht Fehler nicht ein

Die Familie schaffte es immerhin, die Energieversorgung in der Wohnung wiederherzustellen, indem sie den Anbietern die Lage erklärten. "Barclays" allerdings, stellte sich weiterhin quer und weigerte sich, den Fehler einzugestehen. Erst als die 91-Jährige und ihre Tochter sich Anfang März 2023 an die Zeitung "The Guardian" wandten, die die Geschichte publik machte, kooperierte die Bank schließlich: Das Konto wurde wiederhergestellt, alle Zahlungen außerdem rückwirkend abgewickelt und der eigentliche Wunsch nach der Vollmacht für ihre Tochter wurde der Seniorin ebenfalls erfüllt. Wie die Bank in einer offiziellen Mitteilung zudem verkündete, boten sie sogar noch eine Entschädigung an.

Wie genau diese aussah, ist nicht bekannt. Angesichts der Lage, in der sich die Rentnerin befand, sollte sie besser angemessen sein. In einem Interview berichtete ihre Tochter von der Angst, die die 91-Jährige durchlebte. Spätestens als sie von ihrem letzten Bargeld Lebensmittel gekauft hatte, war sie nervlich stark belastet. Und auch nachdem die Situation jetzt gelöst wurde, habe die Seniorin noch immer "extreme Angst", dass so etwas erneut passieren könnte. 

Auch die Behandlung durch die Angestellten bei "Barclays" kritisierte die Tochter der 91-Jährigen scharf. Trotz aller notwendigen Dokumente und der beschwerlichen Anreise wollte man sie dort nicht bedienen, weil sie sich nicht an eine selten genutzte, vierstellige PIN-Nummer erinnern konnte. Sie bezeichnete ihre Mutter weiterhin als "verletzliche alte Frau", die "behandelt wurde, ohne für ihre Sicherheit, ihr Alter, ihre eingeschränkte Mobilität oder ihre Bank-Vorlieben zu interessieren".  

Die Geschichte der Seniorin zeigt, wie wichtig auch im heutigen Informationszeitalter mit E-Banking und Bezahlung per Smartphone oder -watch die Kundenbetreuung bei einer Bank ist. Das gesamte Feld der Finanzen ist derart umfangreich, dass auch jüngere Menschen schnell den Überblick verlieren können. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, auf menschlicher Ebene richtig zu kommunizieren und einen Fehler zugeben zu können.