Ukraine unter Druck – US-Friedensplan auch Thema bei G20
Autor: dpa
, Samstag, 22. November 2025
Die USA setzen der Ukraine eine Frist, Trumps Friedensplan zuzustimmen. Der erfüllt aber vor allem Russlands Wünsche. Die EU ist alarmiert - und will schnell reagieren.
Die ukrainische Staatsführung will den US-Friedensplan zur Beendigung des russischen Angriffskriegs nicht einfach hinnehmen und nun selbst Vorschläge für eine Lösung des Konflikts einbringen. Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte zwar die Initiative, den Krieg beenden zu wollen. Angesichts des 28-Punkte-Plans von US-Präsident Donald Trump, der der Ukraine große und Russland vergleichsweise geringe Zugeständnisse abverlangt, sieht er sein Land aber unter erheblichem Druck und vor einer sehr schweren Wahl.
Selenskyj stimmte sich mit der EU-Führung ab, die am Rande des G20-Gipfels der führenden Industrienationen und Schwellenländer über Trumps Plan und mögliche Gegenvorschläge beraten will. Der US-Präsident hat den Ukrainern bis Donnerstag Zeit gegeben, sich im Grundsatz für seinen Plan zu entscheiden. Kritiker stufen den Abkommensentwurf wegen der harten Bedingungen für Kiew - kein Nato-Beitritt, dauerhafte Abtretung von Gebieten an Russland, Verkleinerung des Heers sowie andere Maximalforderungen Moskaus - als faktische Kapitulationserklärung ein.
Selenskyj sprach von einem der «schwierigsten Momente» in der Geschichte der Ukraine. Sie stehe vor der Entscheidung, entweder ihre Würde zu verlieren oder die USA als Schlüsselpartner. Ohne Unterstützung der größten Militärmacht, die Waffen an die Ukraine verkauft und Daten für die Kriegsführung gegen Russland bereitstellt, würde eine Fortsetzung des Abwehrkampfs gegen die Invasoren deutlich erschwert.
Trump: «Wir haben einen Weg»
Vor Journalisten im Weißen Haus sagte Trump, die Ukraine müsse den Plan billigen. Wenn Selenskyj das nicht wolle, könne er weiterkämpfen - werde irgendwann aber etwas akzeptieren müssen. Auf Nachfrage, ob er selbst mit Selenskyj geredet habe, antwortete Trump bloß, er habe mit dessen Leuten gesprochen - ohne konkreter zu werden. Der US-Präsident erinnerte auch daran, dass er Selenskyj schon bei dessen Besuch im Oval Office im Februar gesagt habe, er habe in dieser Sache keine guten Karten.
Trumps Vize JD Vance warf Kritikern des US-Friedensplans fehlenden Realitätssinn vor. Wer die vorgeschlagene Lösung ablehne, habe sie entweder missverstanden oder verleugne die wahre Lage, schrieb Vance auf der Online-Plattform X. Mit Geld, Waffen und Sanktionen sei der Krieg nicht zu beenden. Gleichwohl müsse eine Lösung «für Russland und die Ukraine annehmbar sein».
Krisengespräche am Rande des G20-Gipfels
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und andere führende Staats- und Regierungschefs aus Europa werden am Rande des Gipfels in Johannesburg in Südafrika zu Krisengesprächen über den US-Vorstoß zusammenkommen. Das kündigten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident António Costa nach einem Gespräch mit Selenskyj an.
Merz hatte am Freitag erstmals mit Trump über den US-Friedensplan für die Ukraine gesprochen. Regierungssprecher Stefan Kornelius sagte anschließend, das Telefonat sei «vertrauensvoll und verbindlich» gewesen, «nächste Schritte» der Abstimmung auf Ebene der Berater seien verabredet worden. Merz werde die europäischen Partner darüber informieren.