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Trump erneut US-Präsident: Reaktionen aus aller Welt - Freude in Moskau


Autor: Nadine Wüste, Agentur dpa

Welt, Mittwoch, 06. November 2024

Die US-Wahl ist besiegelt, Republikaner Donald Trump feiert. In der Welt löst der Sieg Trumps zum nächsten und erneuten US-Präsidenten gemischte Reaktionen aus: Freude, Vorsicht, Appelle.
Aus der Welt hagelt es Reaktionen auf Donald Trump als nächster US-Präsident. Wo viele ihn beglückwünschen, zeigen sich andere besorgt.


Führende Vertreter der EU haben Donald Trump zur Wiederwahl gratuliert und ihre Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht. "Die EU und die USA sind mehr als nur Verbündete. Wir sind durch eine echte Partnerschaft zwischen unseren Völkern verbunden, die 800 Millionen Bürger vereint", schrieb die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Plattform X.

Es gehe nun darum, gemeinsam an einer starken transatlantischen Agenda zu arbeiten, die weiterhin Ergebnisse für die Menschen liefere. Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, sprach als Vertreter der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten in ähnlicher Weise, warnte Trump jedoch auch vor Regelbrüchen und Alleingängen. "Die EU wird ihren Kurs im Einklang mit ihrer strategischen Agenda als starker, geeinter, wettbewerbsfähiger und souveräner Partner verfolgen und gleichzeitig das regelbasierte multilaterale System verteidigen", schrieb er.

Trump als US-Präsident: Verhältnis zu China auf "einem Tiefpunkt"

China hat auf die US-Wahl zurückhaltend reagiert. Sobald die Ergebnisse offiziell bekanntgegeben werden, werde Peking wie gewohnt vorgehen, sagte die Außenamtssprecherin Mao Ning auf die Frage nach einem möglichen Sieg Donald Trumps am Nachmittag (Ortszeit). Die Wahl sei eine innere Angelegenheit und man respektiere die Entscheidung des Volkes. China werde die Beziehungen zu den USA auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts, der friedlichen Koexistenz und der Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil handhaben.

Die Beziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind auf einem Tiefpunkt angelangt. US-Zölle auf chinesische Produkte und Chinas Exportbeschränkungen für wichtige Rohstoffe belasten den Handel. Hinzu kommt die Taiwan-Frage: Peking betrachtet die unabhängig regierte Insel als Teil seines Territoriums und hat bereits mit einer Invasion gedroht. Washington unterstützt die Insel mit Waffen und würde im Verteidigungsfall helfen müssen.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht die Wahl in den USA als entschieden an und gratuliert Donald Trump. "Ich habe gerade Donald Trump zu seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gratuliert", schrieb er auf der Plattform X. Trumps Führungsstärke werde von entscheidender Bedeutung sein, um das Bündnis stark zu halten. "Ich freue mich darauf, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, um über die Nato den Frieden durch Stärke zu fördern", fügte er hinzu.

Freude über Trump-Sieg in Russland groß: "Für Abschaum in Kiew Trauertag"

In der Nato hätten sich die meisten Mitgliedstaaten einen Wahlsieg von Kamala Harris gewünscht. Äußerungen Trumps hatten in der Vergangenheit Zweifel daran geweckt, ob die USA unter seiner Führung uneingeschränkt zur Beistandsverpflichtung stehen würden. Bereits in seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Trump wiederholt über die seiner Meinung nach zu niedrigen Verteidigungsausgaben europäischer Verbündeter gewettert und zeitweise sogar mit einem Austritt der USA aus dem Bündnis gedroht.

Aus Russland kommen nach der US-Wahl erste Reaktionen der Freude über einen möglichen Sieg des Ex-Präsidenten Donald Trump. "Halleluja", schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, in ihrem Telegram-Kanal. Gewinner sei derjenige, der sein Land liebe, meinte sie mit Blick auf Trumps Wahlspruch "Make America Great Again" (auf Deutsch: Mach Amerika wieder groß).

Traditionell steht der Machtapparat in Moskau den Republikanern offener gegenüber als den Demokraten in den USA. Der ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew kommentierte, dass Trump eine für Russland relevante Eigenschaft besitze: "Als Geschäftsmann bis ins Knochenmark kann er es auf den Tod nicht ausstehen, Geld für verschiedene Günstlinge und Lakaien auszugeben - für idiotische Verbündete, für dumme Wohltätigkeitsprojekte und für gefräßige internationale Organisationen", schrieb der Vizechef des nationalen Sicherheitsrates auf Telegram. Auch das toxische System der Ukraine gehöre in diese Kategorie, für den "Abschaum" in Kiew sei heute ein Trauertag. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren mit westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, den Krieg schnellstmöglich zu beenden.

Selenskyj hofft auf Unterstützung Trumps gegen Russland

Noch vor der Verkündung des offiziellen Wahlergebnisses hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem republikanischen Kandidaten Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl gratuliert. "Ich gratuliere Donald Trump zu diesem eindrucksvollen Wahlsieg!", schrieb der Ukrainer bei der Plattform X. Er begrüße Trumps Unterstützung für den "Frieden durch Stärke"-Ansatz. Zudem hoffe er, bald Trump persönlich zum Wahlsieg gratulieren und mit ihm die weitere Unterstützung der Ukraine besprechen zu können. Kiew sei auf die Hilfe beider US-Parteien angewiesen.

Bei der AfD in Deutschland sorgt der voraussichtliche Wahlsieg Donald Trumps in den USA für Begeisterung. "Diese Wahl könnte ein Vorbild auch für Deutschland sein", sagte AfD-Chefin Alice Weidel im Deutschlandfunk. Sie sprach von einem klaren Statement "gegen Massenmigration, Kriminalität und wirtschaftlichen Niedergang, gegen fehlgeleitete Klima-Ideologie, fehlgeleitete Gender-Ideologie und die Kriegspolitik". Nicht das "woke Hollywood" habe diese Wahl entschieden, sondern die arbeitende Bevölkerung.

Außenministerin Annalena Baerbock hat dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ebenfalls zur Wahl gratuliert. "Donald Trump hat die Wahl gewonnen. Dazu gratulieren wir", sagte die Grünen-Politikerin nach der Rückkehr von einer zweitägigen Ukraine-Reise in Berlin. Deutschland, Europa und die Vereinigten Staaten seien engste Partner und Verbündete. "Dabei ist unsere transatlantische Freundschaft seit jeher nicht auf eine Partei gebucht", fügte sie hinzu. 

Bitcoin geht durch die Decke: Trump als Krypto-Befürworter

Der Bitcoin ist nach den US-Wahlen auf ein Rekordhoch von etwas mehr als 75.000 Dollar gestiegen. Auf der Plattform Bitstamp kletterte der Kurs nach Schließung der Wahllokale auf 75.080 Dollar. So teuer war die älteste und bekannteste Kryptowährung noch nie. Der Bitcoin hatte sein bisheriges Allzeithoch am 13. März 2024 mit einem Preis von 73.738 Dollar erreicht.

Der voraussichtliche Wahlsieger Donald Trump war der Favorit von der Mehrheit der Krypto-Community. Das Niveau über 75.000 Dollar konnte der Bitcoin nicht lange halten, da viele Investoren die Gelegenheit zur Gewinnmitnahme nutzten. Am Montagvormittag kostete ein Bitcoin knapp 73.000 Dollar und damit rund 4.000 Dollar oder gut fünf Prozent mehr als am späten Dienstagabend.

Auf einer großen Bitcoin-Konferenz in Nashville versprach Trump, den Kryptomarkt weitgehend unreguliert zu lassen und für günstigen Strom für das Mining neuer Bitcoin-Münzen zu sorgen. In der Wahlnacht konnte auch die zweitwichtigste Kryptowährung Ether um rund 6 Prozent zulegen. Die Digitalmünze auf der Ethereum-Blockchain ist jedoch im Gegensatz zum Bitcoin noch weit vom Allzeithoch entfernt. Der höchste Kurs von Ether betrug 4.878 Dollar und wurde am 10. November 2021 erzielt. Derzeit liegt der Kurs bei knapp 2.600 Dollar.

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